Mutter empört

Gelten Corona-Regeln für Politiker etwa nicht?

Rollwitz / Lesedauer: 3 min

Eine Mutter aus Rollwitz ist außer sich: Die Schulkinder müssen sich regelmäßig testen lassen und im Unterricht Masken tragen, aber für Landespolitiker gelten diese Regeln offenbar nicht.
Veröffentlicht:03.11.2021, 05:45
Aktualisiert:06.01.2022, 22:17

Von:
Artikel teilen:

Als Anja Thom am Dienstag vergangener Woche den Nordkurier las und den Artikel „Keine Masken und Abstand mehr im Landtag, aber Diätenerhöhung“ entdeckte, riss ihr die Hutschnur. „Der Artikel ist mir so was von sauer aufgestoßen“, erzählt die zweifache Mutter. Als langjährige, treue Nordkurier-Leserin griff sie gleich zum Hörer, um ihrem Ärger Luft zu machen.

Image with id: G4Mxmg83tEOC
Anja Thom kann die Welt nicht mehr verstehen: Die Landtagsabgeordneten tagen ohne Maske und Abstand, aber alle anderen mü (Foto: Johanna Horak)

Doch nicht etwa ein Fehler in der Berichterstattung war es, der die Rollwitzerin so verärgerte, sondern der Inhalt des Textes und das Verhalten der Abgeordneten im Schweriner Landtag. Dort tagten die Parlamentarier, nach Absegnung des Hygienekonzeptes durch das Schweriner Gesundheitsamt, jüngst ohne Masken- und Abstandspflicht. Umgesetzt wurde indes die 3G-Regelung, das bedeutet: Alle Anwesenden waren geimpft, genesen oder getestet.

„Es geht um Gleichberechtigung!”

Für Anja Thom trotzdem ein Unding. Bei ihrer Kritik gehe es ihr nicht darum, die Maßnahmen gegen das Virus anzuzweifeln, sondern um Gleichberechtigung, speziell für die Kinder, schiebt die zweifache Mutter hinterher. „Die Kinder werden regelmäßig an den Schulen getestet und müssen neuerdings trotzdem wieder eine Maske im Unterricht tragen“, sagt die 48-Jährige. Sie selbst habe gelegentlich mit Migräne zu kämpfen und wisse auch durch ihre Arbeit, was für eine Zumutung das Tragen der FFP2-Masken über einen langen Zeitraum sein könne. „Dass da in Schwerin solche Unterschiede gemacht werden, ärgert mich schlicht und ergreifend“, sagt sie.

Keine Maskenpflicht oder Abstandsregel

Dirk Lange, Pressesprecher der Landtagsverwaltung, hatte vor der Sitzung auf Nordkurier-Anfrage gesagt: „In Vorbereitung der konstituierenden Sitzung des Landtages hat die Landtagsverwaltung nach Gesprächen mit dem Gesundheitsamt der Stadt Schwerin ein Hygienekonzept für den Plenarsaal vorgeschlagen. Dem sind die Fraktionen nach einer Beratung im Vorältestenrat gefolgt. Umgesetzt wird die sogenannte 3G-Regelung. Alle Anwesenden – darunter die Abgeordneten – werden geimpft, genesen oder getestet sein.”

Von Maskenpflicht oder Abstandsregeln war allerdings keine Spur.  „Wir haben auf unsere Fraktionsmitglieder eingewirkt, sich durchgehend impfen zu lassen und auch Maske zu tragen.” Ähnlich hieß es auch aus Reihen von CDU und Linken.

Bei der konstituierenden Sitzung am 26. Oktober zeigte sich dann, dass augenscheinlich ein großer Teil der Abgeordneten wenigstens nicht auf eine Maske verzichtete. Abstandhalten war aber schwierig im vollen Plenarsaal.

Image with id: 9LJ1dESOClyl
Die Abgeordneten des neu gewählten Landtags in der konstituierenden Sitzung des Landtags Mecklenburg-Vorpommern im Plenarsaal am 26. Oktober. Eng beieinander, viele mit Maske, es galt die 3-G-Regelung. (Foto: Jens Büttner)

Die Abgeordneten des neu gewählten Landtags in der konstituierenden Sitzung des Landtags Mecklenburg-Vorpommern im Plenarsaal am 26. Oktober. Eng beieinander, viele mit Maske, es galt die 3-G-Regelung. – Foto: Jens Büttner