Erneuerbare Energien
Gemeinde schiebt Photovoltaik einen Riegel vor
Boock / Lesedauer: 3 min

Mathias Scherfling
Gerade in der Uecker-Randow-Region werden derzeit vielerorts neue Flächen für Photovoltaik (PV)-Anlagen ausgewiesen. Auch in der Gemeinde Boock sind weitere Solarfelder schon fertig geplant und beschlossen. Dennoch haben sich die Gemeindevertreter hier – zumindest bis zum Ende der Legislaturperiode – für einen anderen Kurs entschieden. Um einen weiteren Ausbau von großflächigen Solar-Anlagen auf Ackerflächen zu verhindern, haben sie einen „Deckelbeschluss“ gefasst.
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Fast 19 Hektar mit Anlagen bebaut
Diesen Beschluss haben sich die Vertreter der Gemeinde nicht leicht gemacht. „Wir als Gemeinde haben in den zurückliegenden Jahren gezeigt, dass wir uns der aktuellen Entwicklung hinsichtlich erneuerbarer Energien nicht verschließen“, sagte Bürgermeister Gunnar Mißling (CDU) in der jüngsten Sitzung der Gemeindevertreter. Die Gemeinde habe derzeit zwei Bauleitplanungen für die Errichtung von PV-Anlagen in Bearbeitung. Ein weiterer Solarpark sei seit Längerem in Betrieb.
Der Bebauungsplan Nummer 5 beinhalte eine Anlage mit der Größe von 5,9 Hektar. Der B-Plan Nummer 6 sehe 4,8 Hektar vor. Diese befinden sich noch in der Umsetzung. „Der bestehende Solarpark umfasst 8,08 Hektar. Wenn alle fertig sind, wären dann 18,78 Hektar oder 1,46 Prozent des Gemeindegebietes mit solchen Anlagen bebaut“, sagte Mißling. Damit leiste die Gemeinde einen erheblichen Beitrag zur Gewinnung erneuerbarer Energien. Um einer übermäßigen Raumwirkung und Verdrängung anderer Nutzungen in der Gemeinde vorzubeugen, sei in der jüngsten Sitzung vorgeschlagen worden, keine weiteren PV-Freiflächenanlagen zuzulassen.
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Fast wöchentlich neue Anfragen von Investoren
„Jetzt gibt es aber weitere Begehrlichkeiten. Außerdem werde ich fast wöchentlich mit weiteren Anfragen von Unternehmern und Investoren konfrontiert, die mir inzwischen Sorge bereiten“, betonte der Bürgermeister. Die Bevölkerung komme auch verstärkt mit der Frage auf ihn zu, wie weit die erneuerbaren Energien denn noch ausgebaut werden sollen. „Diesbezüglich schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits brauchen wir natürlich Einnahmen. Auf der anderen Seite wollen wir auch ein lebenswertes Umfeld behalten. Mehr als diese drei Anlagen können wir nicht verantworten. Vor allem in Hinblick darauf, dass diese Anlagen in der Regel 30 oder 40 Jahre Bestand haben.“ Auch das Bauamt Löcknitz-Penkun verzeichne eine große Nachfrage nach Flächen in allen Gemeinden des Amtsgebietes.
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„Wer soll das verstehen?”
Für Malermeister Thomas Moll ist diese Entwicklung bedenklich. „Ich habe schon seit ein paar Jahren Photovoltaik auf dem Dach. Dafür bekomme ich als Erzeuger 6 bis 8 Cent pro Kilowattstunde. Der Strom kostet aber momentan 50 bis 60 Cent. Auch deshalb wächst die Akzeptanz bei den Bürgern nicht gerade“, sagte der Gemeindevertreter. Allerdings sei verständlich, dass Landeigentümer das Beste herausholen wollten. Aber die Entscheidungen der Politik seien den Menschen vor Ort nicht mehr vermittelbar. „Bis Ende letzten Jahres gab es beispielsweise bis zu 12.000 Euro Förderung für Elektroautos. Nun soll reglementiert werden, zu welcher Tageszeit diese geladen werden dürfen. Wer soll das verstehen?“, fragte Moll.
Ein anderer Gemeindevertreter bemängelte, dass sich das Dorf mit noch mehr PV-Anlagen komplett einzäune. Egal, wohin man sich wende, überall ende man zwangsläufig vor einem Zaun. Es gebe auch eine Verantwortung gegenüber der Natur.
Am Ende entschied sich bei einer Enthaltung die große Mehrheit der Gemeindevertreter, es bei den bislang existierenden und geplanten Anlagen zu belassen. Damit entfiel auch der nächste Tagesordnungspunkt. Dieser hatte vorgesehen, über die Aufstellung des vorhabenbezogenen Bebauungsplanes „Photovoltaikanlage Boock Nord“ zu entscheiden.
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