Energiekrise
Gemeinden bereiten sich auf Blackout vor
Pasewalk / Lesedauer: 4 min

Zoltán Szabó
Plötzlich sitzt man im Dunkeln, der Bildschirm des Fernsehers ist schwarz, die Heizung ausgefallen, und auch die Toilettenspülung funktioniert nicht mehr. Der Blackout ist eine reale Gefahr geworden. Wie wahrscheinlich ein kompletter Ausfall der Strom- und Wärmeversorgung ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Die Gemeinden bereiten sich dennoch auf den Ernstfall vor.
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In den Gemeinden im Amt Löcknitz-Penkun beschäftige man sich bereits lange mit einer Lösung für eine Mangellage bei Gas, Strom und Öl, sagt Amtsvorsteher Stefan Müller. Die Lösungen fallen je nach Gemeinde teils unterschiedlich aus. Notstromaggregate seien bereits in Penkun bei der Feuerwehr, in Blankensee, Grambow, Glasow, Boock und Krackow vorhanden. Weitere Notstromaggregate seien in Penkun für das Pflegeheim, die Grundschule und die Ortsteile Storkow, Sommersdorf und Wollin eingeplant.
Hoftankstelle für 1000 Liter
Alle anderen Gemeinden im Amt Löcknitz-Penkun hätten Notstromaggregate bereits beim Landkreis Vorpommern-Greifswald beantragt oder Wärmeinseln vorbereitet. Es werden zudem individuelle Maßnahmen in den Gemeinden ergriffen. So wollen Rothenklempenow und Krackow zusätzlich eine Hoftankstelle für 1000 Liter einrichten, die im Krisenfall Rettungs- und Einsatzkräften zur Verfügung stehen soll. Plöwen will ein Heizgerät und einen Kohleherd anschaffen, Löcknitz außer einem Notstromerzeuger für die Wärmeinsel auch einen Kühlschrank.
Geheime Tankstellen für den Ernstfall
Für das Amt Uecker-Randow-Tal liegt die Wärmeinsel dank einer Kooperation mit der Stadt Pasewalk in der dortigen Grundschule Ueckertal in der Pestalozzistraße. Laut Amtsvorsteher Peter Fischer sind die Gemeinden im Uecker-Randow-Tal dabei, zumindest die Feuerwehren mit Notstromaggregaten auszustatten. Jatznick habe bereits ein Aggregat für den Katastrophenfall besorgt, ein weiteres sei bestellt. Eine detaillierte Auskunft können weder der Amtsvorsteher noch die Stadt Pasewalk liefern.
Darüber hinaus seien die Feuerwehren mit Funktechnik ausgestattet, damit im Notfall etwa Schwangere ins Krankenhaus gefahren werden können. Es gebe zudem zwei geheime Tankstellen im Gebiet des Amtes in der Pasewalker Region, die Rettungs- und Einsatzkräften vorbehalten seien, so Fischer.
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Szenario als unwahrscheinlich eingestuft
Die Gefahr eines totalen Ausfalls der Strom- und Wärmeversorgung bewerten er und sein Kollege Stefan Müller aber als gering. So habe der Energieversorger Edis das Szenario bei einer Veranstaltung des Landkreises als unwahrscheinlich eingestuft. Müller verweist zudem auf Aussagen der Bundesnetzagentur, die Bundesregierung habe „die Sache im Griff“. Sich auf den Ernstfall vorzubereiten sei aber dennoch notwendig, sagt Fischer. Wie die Situation nächstes Jahr ausschaue und ob die deutschen Gaslagerstätten dann wieder voll sind, sei aber eine andere Frage.
Alle Standorte der Wärmeinseln und Leuchttürme sind auf der Internetseite des Innenministeriums Mecklenburg-Vorpommern veröffentlicht worden.
Kritik an Innenminister und Landkreis
Amtsvorsteher Stefan Müller lobt ausdrücklich die Arbeit der Bürgermeister bei der Vorbereitung auf den Katastrophenfall und auch die Unterstützung durch das Amt, Bürger, Handwerker und Gemeindevertreter. Zugleich kritisiert er, der Schweriner Innenminister als Katastrophenminister und der Landkreis Vorpommern-Greifswald würden sich aus der Verantwortung ziehen. Es würden zwar Hinweise und Handlungshilfen geliefert, aber dem Amt auch zusätzliche Arbeit aufgebürdet.
Bei der Finanzierung für den Kauf von Aggregaten und Material müssten die Gemeinden, von denen laut Müller viele ein Haushaltsdefizit aufweisen, in Vorkasse gehen. Erst nach Beantragung erfolge die Erstattung über den Landkreis, der Zeitpunkt sei offen. Der Amtsvorsteher wünscht sich eine schnelle, direkte Finanzierung durch das Land Mecklenburg-Vorpommern. „Warum bezahlt nicht das Land die durch den Landkreis genehmigten Materialien zum Katastrophenschutz sofort selbst? Hier wird Bürokratie erzeugt und Arbeitskraft der Amtsverwaltung vergeudet“, meint Müller.
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