StartseiteRegionalPasewalkGraffiti-Sprüher in MV – für Hansa und gegen die Polizei

„ACAB”

Graffiti-Sprüher in MV – für Hansa und gegen die Polizei

Pasewalk / Lesedauer: 2 min

In Pasewalk fallen für eine Kleinstadt ungewöhnlich viele Schriftzüge auf. Aussage und Technik ähneln sich und lassen eine Handschrift erkennen. Wer steckt dahinter?
Veröffentlicht:20.03.2022, 12:55

Artikel teilen:

Pasewalks Graffiti-Sprühern gehen offenbar vor allem zwei Dinge durch die Köpfe: ihr Idol Hansa Rostock und ihr Feindbild, die Polizei. Vor allem in der Innenstadt, aber auch in den äußeren Stadtteilen prangen an Verteilerschränken, Mauern, Straßenlampen und Briefkästen für eine Kleinstadt ungewöhnlich viele Schriftzüge. Die meisten lobpreisen den Rostocker Zweitligisten, einige verunglimpfen die Polizei.

Letztere ist fragwürdigen Straßenkünstlern auf den Fersen. In den vergangenen Tagen haben die Beamten gleich drei Sprüher auf frischer Tat ertappt – einen 18-Jährigen und zwei 13-Jährige. Aber waren das jene, die für die Vielzahl der Hansa-Malerei verantwortlich sind, oder gingen den Beamten nur kleinere Fische ins Netz? „Einen Zusammenhang zwischen den auffälligen Hansa-Graffitis und den aktuellen Fällen gibt es derzeit nicht”, teilte Polizeisprecher Ben Tuschy mit. Zwar gebe es keine spezielle Datenbank für Hansa-Graffitis, dennoch erfolgten Abgleiche. Die Polizei habe durchaus Tatverdächtige, die meisten Sachbeschädigungsanzeigen bei Graffitis würden jedoch gegen Unbekannt laufen.

Dauerproblem:Graffiti kosten die Stadt Demmin Tausende Euro

Abgleich mit der Graffiti-Datenbank

„Wird nun ein Täter auf frischer Tat gestellt, dann werden alle Unbekannt-Sachverhalte mit Graffitis abgeglichen und geprüft, ob eine weitere Täterschaft in anderen Fällen nachgewiesen werden kann”, erklärte Ben Tuschy die Vorgehensweise der Ermittler. „Die zuständigen Kriminalbeamten prüfen dann unter anderem die Schriftform und das Erscheinungsbild, da ein Sprayer oft bestimmte Motive und Schriftzüge verwendet, die seine Autorenschaft erkennen lassen sollen. So überführt ihn seine Handschrift dann möglicherweise als Täter.”

Die Hansa-Schriftzüge seien den Pasewalkern offenbar durchaus ein Dorn im Auge. Immer wieder würden neue bei der Polizei angezeigt. „Letztlich stellt ein illegales Graffiti an Eigentum eines anderen eine Straftat dar. Mitunter ist die Entfernung des Graffiti mit Hohen Kosten verbunden, die der Geschädigte zunächst selbst trägt.” Wie viele Hansa verehrende und polizeifeindliche Graffiti gibt es in Pasewalk? Das haben wohl nicht einmal die Sprayer selbst gezählt. „Darüber kann ich leider keine Aussage treffen”, so Ben Tuschy.

ACAB? Polizei bleibt gelassen

Was hält die Polizei von den „ACAB”- und „1312”-Schmierereien? Beides steht für den englischen Ausspruch „All cops are bastards”, wörtlich „Alle Polizisten sind Bastarde”, sinngemäß „Alle Bullen sind Schweine”. Die Parole wird unter anderem von Hooligans und Ultras aber auch von Skinheads und Punks verwendet. Ben Tuschy juckt das nicht. Als verfassungsfeindlich sei das nicht einzustufen, „für eine Kollektivbeleidigung reicht es auch nicht”.