Insolvenz

In der Strasburger Fisch-Fabrik steht nicht nur das Telefon still

Strasburg / Lesedauer: 3 min

Die Telefonanlage des Unternehmens wurde stillgelegt, weil die Rechnung nicht bezahlt wurde. Geschäftsführer Oleg Kiesner hofft nun, dass ab Oktober wieder Fisch verarbeitet werden kann.
Veröffentlicht:12.09.2022, 16:18

Von:
  • Susanne Böhm
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Die Strasburger Fischfabrik steht weiter still. „Betriebsurlaub bis Oktober“, sagte Geschäftsführer Oleg Kiesner am Montag auf Nordkurier-Nachfrage. Grund sei das Telefon. Das sei stillgelegt worden. „So einen großen Betrieb kann man nicht mit dem Handy führen.“

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Im Zuge des Insolvenzverfahrens sei versäumt worden, die Telefonrechnung zu bezahlen. Folge: „Die Telekom hat die Telekommunikation abgeschaltet.“ Inzwischen sei bezahlt worden, aber der Vorgang ziehe sich enorm in die Länge. „Seit drei Wochen bemühe ich mich bei der Telekom darum, dass wir wieder freigeschaltet werden. Es dauert ewig. Mal sind Mitarbeiter krank, dann im Urlaub, dann Verzögerung wegen Corona. Es ist schlimm.“ Wer am Montag in Strasburg via Festnetztelefon Fisch bestellen wollte, hörte die Ansage, „die von ihnen gewählte Rufnummer ist zurzeit leider nicht erreichbar. Bitte versuchen sie es später noch einmal“.

So können wir nicht arbeiten“, sagte Oleg Kiesner. Er hoffe sehr, dass das Problem in den kommenden Wochen gelöst und der Betrieb am 1. Oktober wieder hochgefahren werden kann. Mit elf Mitarbeitern wolle man starten.

Im Frühling ging der Fischverarbeiter pleite

Der Fischverarbeiter war im Frühling pleite gegangen, weil der 7000 Quadratmeter große Betrieb bei gestiegenen Preisen für Strom, Gas und Öl nicht mehr kostendeckend arbeiten konnte. Zwei Hauptkunden waren weggebrochen, ein dritter aus der Schweiz war auch drauf und dran. Im April stellte die Trendfood Fish Company einen Insolvenzantrag und schickte ihre Mitarbeiter im Juli nach Hause. Um das Unternehmen zu retten, wurde die Walter Geiger Fisch GmbH mit Sitz am Bodensee in Baden-Württemberg gegründet. Die neuen Inhaber haben alle Produktionsmaschinen gekauft und die Immobilie gemietet. Das sei ein ganz normaler Betriebsübergang, wie er tagtäglich vorkomme, hatte Rechtsanwältin Anke Krins dem Nordkurier erklärt. Man wolle erreichen, dass die selbe Mannschaft nahezu nahtlos weiterproduzieren kann. Am 1. September hatte es weitergehen sollen.

Die Trendfood Fish Company verarbeitete Fisch-Rohware und veredelte Filets mit Bierteig, Backteig und Knusperpanade zu sogenannten Fisch-Knusperli, die als Tiefkühlware verkauft wurden. Abnehmer waren Groß- und Einzelhändler sowie Gastronomie im In- und Ausland. Anfang 2019 hatte die Firma eine neue Produktionsanlage in Strasburg in Betrieb genommen, die vom Land gefördert wurde. Die Trendfood GmbH gibt es nach eigenen Angaben seit mehr als 20 Jahren, anfangs stand Fisch noch nicht im Mittelpunkt. Im Jahr 2017 wurde dann die Trendfood Fish Company gegründet. Verarbeitet wurden Zander, Barsch, Hecht, Dorsch, Pangasius, Merlan, Felchen und Kleine Maräne. Das will die Walter Geiger Fisch GmbH fortsetzen.