„Untergang geweiht”
Kämpferischer Schulleiter irritiert Penkuner Stadtvertreter
Penkun / Lesedauer: 4 min

Susanne Böhm
Ans Telefon geht ewig keiner ran, Pakete muss der Schulleiter durchs Fenster entgegennehmen, und die Lehrer befürchten, dass sie demnächst auch noch den Job der Reinigungskräfte erledigen müssen. An der Regionalen Schule in Penkun brodelt es offenbar.
Keine Nachfolgerin gefunden
Zum Start in die Winterferien traten der neue Schulleiter und acht Vertreterinnen der zehnköpfigen Lehrerschaft bei der jüngsten Stadtvertretersitzung auf. Der Mann brachte gleich mehrere Probleme zur Sprache, am meisten beschäftigt ihn aber die Schul-Sekretärin, die spätestens im Frühsommer in den Ruhestand geht. Noch ist keine Nachfolgerin gefunden.
Es werde eine Lösung geben, versicherte Bürgermeisterin Antje Zibell (CDU) den erregten Pädagogen. Der Stadt als Trägerin der Schule sei die Situation natürlich längst bekannt. „Das ist ein ganz normaler Vorgang in der Verwaltung“, sagte sie in der Einwohnerfragestunde, in der das Kollegium seine Sorgen vortrug. Im nicht-öffentlichen Teil der Sitzung verständigten sich die Stadtvertreter später dann wie geplant auf die weitere Vorgehensweise und schrieben die Stelle öffentlich aus.
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Wer geht ans Telefon, wenn die Sekretärin nicht da ist?
Zuvor aber hatte der Schulleiter ziemlich deutliche Worte gefunden. Er meldete Zweifel an der Fachkompetenz der Kommunalpolitiker an. „Ich glaube kaum, dass ein Stadtvertreter weiß, was eine Schulsachbearbeiterin täglich zu leisten hat“, sagte der Mann, der seit einem halben Jahr als Nachfolger von Roland Ganske in der Penkuner Schule arbeitet. Gern wolle er für die nächsten 20 Jahre Penkuns Schulleiter bleiben, aber „wenn die Stadtvertreter irgendwas beschließen, wovon sie keine Ahnung haben“, sehe er „uns alle dem Untergang geweiht“. Gegenüber dem Nordkurier wollte er sich auf Nachfrage nicht äußern.
Den Vorwurf der Ahnungslosigkeit wiesen die Stadtvertreter jedenfalls umgehend zurück. „Es sei Ihnen versichert, dass wir die Sorgen kennen“, sagte Karl-Edmund Geiger (Bürger für Penkun).
Der Schulleiter merkte zudem an, auch der aktuelle Zustand mit einer Teilzeit-Sekretärin sei nicht tragbar. Er habe schon persönlich während des Physikunterrichts Pakete annehmen müssen, weil das Sekretariat nicht durchgehend besetzt sei. Ans Telefon im Sekretariat gehe oft nur der Anrufbeantworter. Nicht selten sehe er fremde Menschen durchs Haus irren, weil im Sekretariat kein Ansprechpartner zu finden sei. „Das wird auf Dauer nicht funktionieren. Die Leute melden ihre Kinder woanders an, wenn sie bei uns niemanden erreichen.“ Auch dieses Problem werde gelöst, versprach Antje Zibell auf Nordkurier-Nachfrage – und sei es mittels Rufumleitung in die Grundschule.
Lehrer sollen genügend da sein
Auf der Internetseite des Amtes Löcknitz-Penkun und in einschlägigen Job-Portalen ist die Ausschreibung für die Sekretärinnenstelle bereits seit vergangenem Freitag zu finden. Ab dem 1. Mai, befristet auf zwei Jahre, mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von 17,5 Stunden, heißt es in der Ausschreibung.
Nicht allein die schlechte Erreichbarkeit von Schulleiter und Sekretariat beobachten Penkuner Eltern mit Sorge. Auch die Anzahl der Lehrer stimmt nach Nordkurier-Informationen viele nachdenklich. Reichen zehn Lehrerinnen für mehr als 120 Schüler aus?
„Personalprobleme sind in der derzeitigen Situation an dieser Schule nicht zu verzeichnen“, befand zu diesem Thema auf Anfrage der Sprecher des MV-Bildungsministeriums in Schwerin, Henning Lipski. „Kurzfristige Ausfälle können an allen Schulen nicht ausgeschlossen werden, weil Krankmeldungen nicht geplant werden können. Im Lehrerkollegium der Schule in Penkun arbeiten insgesamt elf Lehrkräfte. Eine ist bedauerlicherweise langzeiterkrankt. Zwei gehen Ende dieses Schuljahres in den Ruhestand. Eine Einstellung ist bereits erfolgt. Bei der zweiten Stelle sind wir sehr zuversichtlich, dass auch diese besetzt werden kann, weil es ernst zu nehmende und gut qualifizierte Interessenten gibt“, so der Ministeriums-Sprecher.
Wer im Schulsekretariat in Penkun arbeiten möchte, hat bis zum 26. Februar Zeit, sich zu bewerben. Antje Zibell ist optimistisch, dass sich gute Bewerberinnen melden.
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