Todesfall Leonie
Kommt Leonies Stiefvater David H. bald aus dem Gefängnis?
Torgelow / Lesedauer: 3 min

Holger Schacht
Ins Mord-Ermittlungsverfahren zum Tod der kleinen Leonie (6) kommt Bewegung. Am nächsten Donnerstag ist vor dem Amtsgericht Pasewalk ein Haftprüfungstermin. Dabei geht es um die Frage, ob der mordverdächtige David H. weiter in U-Haft bleibt.
Dessen Anwalt, Bernd Raitor aus Wolgast, beantragte den Termin. Der Strafverteidiger macht sich nicht ohne Hoffnung auf die Reise nach Pasewalk: „Ich sehe bei meinem Mandanten keinen dringenden Tatverdacht. Seine Erklärungen sind schlüssig.“
Bei der Verkündung des Haftbefehls wegen „Mord durch Unterlassen“ habe sich David H., so sein Anwalt, detailliert und ausgiebig eingelassen. Demnach sei Leonie mit dem Puppenwagen die Treppe hinuntergestürzt. Auch für ihr blaues Auge habe David H. eine Erklärung. Der Anwalt: „Das passierte beim Spielen mit anderen Kindern. Leonies Mutter bestätigt das.“
Wann hat der Stiefvater den Rettungsdienst alarmiert?
Die Mutter Janine Z. gilt bei der Staatsanwaltschaft ebenfalls als „Beschuldigte“. Sie ist in einer Einrichtung untergebracht, in der sich Pflegepersonal 24 Stunden um sie und ihr jüngstes Kind kümmern können. Laut Strafverteidiger Raitor gibt Stiefvater David H. an, dass es durch ihn „keine Gewalttätigkeiten“ an Leonie gegeben habe: „Es gibt keine Zeugen, die derartiges gesehen haben. Im Gegenteil: Mein Mandant soll zu dem Kind ein gutes Verhältnis gehabt haben.“
Von großer Bedeutung ist jetzt das Gutachten über die Ergebnisse der Obduktion an Leonies Leiche. Darin soll die Todesursache und der genaue Todeszeitpunkt geklärt werden. Bei der Leichenschau in der Todeswohnung in der Torgelower „Breite Straße“ stellte der Notarzt nach Nordkurier-Informationen als Todeszeitpunkt 16.30 Uhr fest. David H. alarmierte den Rettungsdienst um 19.08 Uhr. Anwalt Raitor sagt dagegen: „Er hat den Rettungsdienst rechtzeitig benachrichtigt.“
Leonies Mutter steht nicht unter Polizeischutz
Janine Z. will vom Todesdrama ihrer Tochter nichts mitbekommen, in einem anderen Zimmer Musik gehört haben. Sie soll vor wenigen Wochen bei einem Strandspaziergang am Haff in Ueckermünde gesehen worden sein. Inzwischen sind dem Nordkurier Fotos zugespielt worden, die Janine Z. rauchend vor einer Eingangstür zeigen sollen.
Janine Z. soll in der Einrichtung bereits „lockere Freundschaften“ geschlossen haben. Augenzeugen sahen sie mit Kopfhörern singend zur Musik tanzen. Laut Oberstaatsanwalt Gerd Zeisler steht Leonies Mutter in der Einrichtung nicht unter Polizeischutz oder Bewachung. Wie kompliziert die Beweislage im Fall Leonie ist, zeigt ein weiteres Detail. Anwohner berichten, dass „vor etwa zwei Wochen“ Zivilbeamte in der Wohnung in der „Breite Straße“ waren, um erneut Handys und ein Laptop zu beschlagnahmen.