Trennung
Kreiskirchenrat entzieht Verwaltungschef das Vertrauen
Vorpommern / Lesedauer: 4 min

Stefan Hoeft
Eigentlich gilt die Kirche als recht diplomatisch beziehungsweise sehr zurückhaltend, wenn es um die Öffentlichkeitsarbeit zu schwierigen Personalentscheidungen geht, da läuft so manches wohl sogar unbemerkt hinter den Kulissen ab. Um so mehr verwundert ob ihres „Tones“ eine offizielle Pressemitteilung zur jüngsten Sitzung des Kirchenkreisrates (KKR) des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreises (PEK) in dieser Woche.
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Eine Mitteilung fast wie eine Paukenschlag
Denn darin wurde auf eine ungewöhnlich offene Weise, die fast wie ein Paukenschlag wirkt, die Trennung vom Leiter des pommerschen Kirchenkreisamtes kommuniziert, Hartmut Dobbe aus Jarmen. Der Beamte der Landeskirche sitzt per Abordnung seit vielen Jahren an dieser Stelle. Das Kirchenkreisamt fungiert als Dienstleister für die Verwaltungsgeschäfte der 139 pommerschen Kirchengemeinden. Doch nun hat der KKR ihm einstimmig das Vertrauen entzogen.
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Unterschiedliche Auffassungen
Das Gremium vertrete grundsätzlich andere Auffassungen hinsichtlich konzeptioneller Leitungsarbeit sowie in Bezug auf die Führung von Mitarbeitenden als Hartmut Dobbe, heißt es in dem Papier aus der PEK-Pressestelle. Dies habe sich in den zurückliegenden Wochen und Monaten immer stärker herauskristallisiert, lautet die Begründung aus den Reihen des KKR. „Der Kirchenkreisrat hat Zweifel daran, dass die ordnungsgemäße Führung der Amtsgeschäfte durch Hartmut Dobbe noch gewährleistet ist“, so der Beschluss. Wobei wegen des Arbeitsverhältnisses alle weiteren dienstrechtlichen Schritte dem Landeskirchenamt der Nordkirche obliegen.
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Es gab immer mal Kritik am Amt
Überbracht wurde die schlechte Nachricht dem Betroffenen vom KKR-Vorsitzenden, dem Demminer Propst Gerd Panknin, in Begleitung weiterer Mitglieder des Gremiums. Im Laufe des Tages erhielten diese Informationen dann auch die Mitarbeiter des Kirchenkreisamts, die Mitglieder der Kirchenkreissynode sowie die Kirchengemeinden. Aus letzteren hatte es hinter vorgehaltener Hand immer wieder mal Kritik an der Arbeit des Amtes in Greifswald gegeben, insbesondere in Zusammenhang mit Haushaltsfragen.
Umzug gefällt nicht allen
Probleme, die gegenüber Nordkurier beispielsweise im Zuge der Entscheidung der PEK-Synode vom Frühjahr benannt wurden, in deren Folge der Dienstsitz der Propstei Demmin in die Kreis- und Universitätsstadt wechselte. Ein Beschluss, der gerade am mittleren Peene- und Tollensetal bis heute negativ nachhallt und das Unbehagen gegenüber der „Zentrale“ beförderte. Wobei Hartmut Dobbe mit diesem Umzug nichts zu tun hatte. Die Fortführung der Amtsgeschäfte ohne ihn sei mit den Abteilungsleitenden verabredet worden, so die Pressemitteilung.
„Ich bin aus allen Wolken gefallen“
Der so öffentlich Geschasste zeigte sich im Gespräch mit dem Nordkurier entsetzt und enttäuscht über die Art und Weise dieser Trennung. Dobbe empfindet das Ganze als Rufmord. „Es ist nichts vorgefallen, was so ein Handeln rechtfertigen würde.“ Denn zum einen lasse sich ihm weder disziplinarisch noch rechtlich etwas vorwerfen, zum anderen sei er jetzt das erste Mal über diese Vorwürfe informiert worden. „Ich bin aus allen Wolken gefallen. Da hätte ich mir schon einen anderen Umgang mit mir gewünscht.“ Zumal er sich über zehn Jahre für den Kirchenkreis mit ganzer Kraft, gerne auch an Wochenenden, eingesetzt habe.
Umstellung auf Doppik macht zu schaffen
Davon aber sei in der Stellungnahme überhaupt nichts zu hören beziehungsweise zu lesen. Der bisherige Verwaltungschef äußerte sogar Verständnis für ein gewisses Rumoren an der Basis mit Blick auf die Probleme und Verzögerungen bei der Erstellung der Haushaltspläne. Schließlich seien die auf die Finanzpläne angewiesen. „Aber das ist total aufgebauscht worden.“
Wie die Kommunen zuvor schon habe auch die Kirchenverwaltung mächtig zu tun mit der Umstellung der Etat-Berechnungen von der Kameralistik auf die Doppik, einschließlich der aufwändigen Erstellung der Eröffnungsbilanzen, so Dobbe. Dies angesichts von so vielen Kirchengemeinden mit zusammen tausenden Immobilien mit dem vorhandenen Personal zu schaffen, stelle eine enorme Herausforderung dar. „Das ist ein sehr komplexer Vorgang.“
Von Stimmungsmache treiben lassen?
Hartmut Dobbe sieht das Vertrauen spätestens jetzt durch den Umgang mitseiner Person als nachhaltig zerstört an, sodass er auch von sich aus eine Weiterführung des bisherigen Amtsleiter-Postens als ausgeschlossen ansieht. Allerdings will der Jarmener auf eine genaue Klärung der Vorwürfe und eine entsprechende Klarstellung der PEK beziehungsweise des KKR drängen. Offenbar habe sich letzterer von einer Stimmungsmache treiben lassen. „Oder es geht doch um irgendetwas anderes.“