Theater mit Musik
Kunstaktion für Eingeweihte? Nein, dieses Spektakel ist für alle da!
Bröllin / Lesedauer: 4 min

Mathias Scherfling
Es gibt Kunstrichtungen, die dem Hörer oder Zuschauer doch einiges abverlangen oder sich nicht so einfach erklären lassen. Anne Zühlke und Stephan Weßeling, die das Stück „Ins Blaue...!“ – in Zusammenarbeit mit den beteiligten Ensembles – geschrieben und inszeniert haben, betonen jedoch, dass es keine verkopfte, abgedrehte Kunstaktion sei, was am Wochenende, 7. und 8. Mai, auf dem Kulturgut Schloss Bröllin (Landkreis Vorpommern-Greifswald ) zu erleben ist.. „Wir machen eine Art Volkstheater, an dem ganz normale Menschen beteiligt sind“, sagt Anne Zühlke.
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Auf der Suche nach etwas Neuem
Das sei insofern interessant, als dass die Macher mit den Chören und dem Schauspiel-Ensemble nach neuen Formen gesucht haben. „Wie können wir den Chor aktiv in die Inszenierung einbeziehen oder mit den Schauspielern sprechchorisch arbeiten?“ So sei die Schauspielarbeit musikalischer geworden, und der Chor agiere weitab von dem, was man von einem solchen Ensemble erwarte. „Er ist aktiv und wird szenisch mit einbezogen. So kann Chormusik auch eine Geschichte erzählen. Darum geht es uns – eine musikalische Erzählung zu gestalten“, betont die Regisseurin.
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Corona hat seinen Teil beigetragen
Dabei sei die Inszenierung „Ins Blaue...!“ erst durch die Corona-Pandemie programmatisch geworden. „Wir wussten in den vergangenen zwei Jahren nie, was als Nächstes passiert. Somit mussten wir uns ständig umstellen. Durch die fehlende Nähe ist uns vieles abhanden gekommen, denn Proben durften ja nicht stattfinden, und Online-Proben haben auch nicht funktioniert“, erläutert Co-Regisseur Stephan Weßeling. Da habe sich irgendwann die Frage gestellt: Wo geht es hin? Wie kann das Projekt zu Ende geführt werden?
Gefördert von der „Aktion Mensch”
„Gestartet sind wir mit diesem inklusiven und generationsübergreifenden Projekt im Januar 2020. Gefördert wird das auf zwei Jahre geplante Programm von der Aktion Mensch.“
Lieblingsfarbe als Ausgangspunkt
Auf die Farbe Blau sei man gekommen, weil es die Lieblingsfarbe von sehr vielen Menschen sei. „Gerade in Westeuropa, Japan und den USA ist es eine Farbe, die auch in den Massenmedien häufig präsent ist. Überall sieht man blau“, verdeutlicht Weßeling. „Wir haben also mit der Farbe angefangen. So beginnt das Stück. Mit dem Lied ,Lass die Sonne wieder scheinen‘, und die letzte Zeile heißt ,Gibt uns blau‘.“ Aber es gehe auch um den blauen Planeten, die Erde, und was wir heute mit ihr machen. Dazu gehören auch Artensterben, Klimawandel und Verschmutzung. „Aber ich habe mir gesagt: Wenn du etwas schreibst, dann bitte nichts Wehklagendes. Denn das wissen schon alle. Die Zusammenhänge sind bekannt. Wir haben diese Themen in einer poetischen Weise eingebracht“, betont Weßeling.
Zwei Stunden Unterhaltung mit knapp 80 Darstellern
Aber was dürfen Gäste von diesem „Poetischen Spektakel“ erwarten? „Es gibt zwei Stunden aktive Unterhaltung mit knapp 80 Darstellern. Dabei wandeln die Zuschauer von Raum zu Raum und erleben etwas. Auf fünf Stationen werden mit Musik, Sprechchor und Schauspiel verschiedene Aspekte der Farbe Blau erzählt“, sagt Anne Zühlke. Die Bedeutungsvielfalt sei unerschöpflich. Blau stehe für Freiheit, Sehnsucht, Abenteuer und Sauberkeit. Natürlich spiele auch der Einfluss des Menschen eine Rolle. Man müsse akzeptieren, dass der Mensch nur ein Teil der Erde ist. „Zum Schluss kommt ein Lied. ,Mehr Seele‘ heißt es. Da wird ein Traum von einer schönen, heilen Welt geschildert. In der jetzigen Situation ein ganz verständlicher Wunsch. Zuschauer sollen mit dem Gefühl rausgehen, dass sie nicht schuldig sind und auch nicht die Verantwortung für den Schlamassel zu tragen haben“, sagt die Regisseurin. Stephan Weßeling fügt hinzu: „Das Stück ist aber kein Musical. Es werden Geschichten mit musikalischen Mitteln erzählt. Daran sind ganz normale Menschen von fünf bis 75 Jahren beteiligt. Und die 13 Musikstücke und Lieder – unter Leitung von Tina Paar, die auf einem extra für das Klavier gebauten Wagen gefahren wird – sind ganz wunderbar.“
Die Aufführungen sind am Samstag um 18 Uhr und am Sonntag um 16 Uhr auf dem Kulturgut Schloss Bröllin zu erleben. Karten gibt’s an der Abendkasse oder im Internet:www.theater-daktylus.de