Pferde-Sport
Mit einem Profi-Reiter auf großer USA-Tournee
Wetzenow / Lesedauer: 3 min

Fred Lucius
Solche Augenblicke erlebt man wirklich nicht alle Tage. Als Profi-Reiter André Thieme zum Abschluss seiner Amerika-Tournee mit seinem Pferd Chakaria als Sieger des Eine-Million-Dollar-Springens in Ocala (Florida) feststand, bekam Martin Kühl Junior richtig Gänsehaut. „Wir hatten Freudentränen in den Augen. Dass man als Teil das Teams dabei sein kann, das ist schon überwältigend und toll“, sagt der 24-Jährige, der wie seine Eltern in Wetzenow bei Pasewalk zu Hause ist.
Erfolgreiches Turnier in den USA
Für Thieme, der seit mehr als 20 Jahren zur Saisonvorbereitung in die USA fliegt, war die diesjährige Tournee mit Siegen und vielen guten Platzierungen bei hochkarätigen Turnieren eine der erfolgreichsten. Zum Team gehörte auch Landesmeisterin Anika Elgert, die in Thiemes Turnierstall in Plau am See als Bereiterin angestellt ist.
„Ich bin eher durch Zufall dazu gekommen“, erzählt Martin Kühl. Bei der Geburtstagsfeier einer Bekannten habe er Anika Elgert getroffen, die ihm berichtet habe, dass Thieme noch einen Helfer für den USA-Trip suche. Er habe sein Interesse bekundet und Elgert ein gutes Wort für ihn eingelegt.
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Als 24-Jähriger mit vier Pferden nach Florida
Am 18. Januar ging es dann mit vier Pferden über Amsterdam nach Miami in Florida. Viel Verantwortung für einen 24-Jährigen, der Chef folgte erst ein paar Tage später. Für den Wetzenower war es der zweite USA-Aufenthalt. 2018 war er für drei Monate Gast bei dem nach Amerika ausgewanderten Berufsreiter Christian Heineking, der in Aledo im Bundesstatt Texas einen Ausbildungsstall betreibt.
Während bei diesem Aufenthalt das Reittraining im Vordergrund stand, drehte sich bei der Thieme-Tour alles um die Betreuung der insgesamt sechs Pferde des Profi-Reiters. „Die Pferde pflegen und bewegen, vor Springen putzen und satteln, nach Springen abduschen“, beschreibt Martin Kühl einen Teil der Tätigkeiten. Die Pferde müssten nicht jeden Tag geritten, aber über neun Wochen bei Laune gehalten werden. Untergebracht war das Team bei einem Bekannten Thiemes, einem Farmer. „Dort hatten wir ein Auto und eine Wohnung. Bis auf die Verpflegung hatte ich keine Kosten“, beschreibt der Wetzenower.
„Schon eine andere Welt”
Im Schnitt sei bis 17 Uhr gearbeitet worden. In der Freizeit habe man sich vielseitig beschäftigt – gegrillt, andere Reitturniere besucht, Fußball gespielt, Bowling, Kino, Leute getroffen. „Das ist schon eine andere Welt, nicht nur, weil das Essen sehr fetthaltig ist. Die Leute sind sehr freundlich und offen, auch wenn sie dich nicht kennen“, sagt Martin Kühl, der als Landwirt im Agrarbetrieb Luitjens in Bergholz arbeitet und der für den Reitverein Polzow reitet. Die Verbindung nach Hause zur Familie und zu Freundin Larissa habe er über Whats-App und den Videotelefonie-Dienst FaceTime gehalten.
Und die Zusammenarbeit mit einem Profi-Reiter? „Da bekommt man schon einige Sachen mit. Es sind viele kleine Dinge, Tipps und Tricks. Etwa, wie man einen Sprung am besten anreitet. André Thieme ist ein netter Mensch, ohne Macken und unkompliziert“, erklärt der 24-Jährige. Auf jeden Fall sei es etwas anderes, mit einem Profireiter bei einer solchen Tournee unterwegs zu sein, als Turniere in M-V oder Brandenburg.
Dankbar ist Martin Kühl seinen Kollegen aus dem Agrarbetrieb, die seine Arbeit mit übernahmen und ihm rieten, die Chance USA zu nutzen. Und womöglich bleibt der Trip mit Thieme keine Eintagsfliege. Der Profi hat schon angefragt, ob der Wetzenower auch im kommenden Jahr dabei wäre. Darum muss er Martin Kühl nicht zweimal bitten.
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