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Vorwürfe

Mobbing, Druck, Kritik – was ist los bei Dahlemanns Volkssolidarität?

Uecker-Randow / Lesedauer: 4 min

Eine Kündigungswelle soll derzeit durch die Volkssolidarität gehen. In einem anonymen Schreiben werden der Geschäftsführung Vorwürfe gemacht. Dort reagiert man empört.
Veröffentlicht:22.04.2023, 11:47

Von:
  • Zoltán Szabó
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Ein anonymer Brief sorgt derzeit für Aufsehen. Eine Kündigungswelle soll durch die Volkssolidarität Uecker–Randow gehen, heißt es in dem Brief, der dem Nordkurier vorliegt. Viele gute Mitarbeiter an mehreren Standorten hätten die Volkssolidarität bereits verlassen, „weil die Geschäftsführung ihre narzisstischen Züge nicht mehr unter Kontrolle hat“, heißt es. Die Mitarbeiter und die Klienten seien die Leidtragenden.

Zahlreiche Beschwerden sollen dem Vorstand unter Vorsitz von Patrick Dahlemann (SPD), Staatskanzleichef von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (ebenfalls SPD) und Landtagsabgeordneter, bereits vorliegen. Doch außer einer Mitarbeiterbefragung sei bisher nichts geschehen. Konsequenzen seien keine gezogen worden. Der anonyme Absender fordert die Geschäftsführung „zum Wohle des Vereins“ auf, das Amt niederzulegen, um einer neuen Führung den Weg zu ebnen.

Beschwerden insbesondere gegen Geschäftsführerin

Auf Nachfrage bestätigen ein ehemaliger und ein aktueller Mitarbeiter, die ebenfalls anonym bleiben wollen, die Vorwürfe des Briefschreibers. Die Beschwerden würden sich insbesondere gegen Geschäftsführerin Heike Nitzke richten, die zur Selbstkritik nicht fähig sei. Für Fehlentwicklungen im Verein würden stets allein die Mitarbeiter verantwortlich gemacht. Der Umgangston sei abwertend. Beschwerden würden die Geschäftsführung und der Vorstand nicht ernst nehmen.

Im Fokus der Kritik steht Heike Nitzke, die Geschäftsführerin der Volkssolidarität Uecker-Randow. (Foto: Lutz Storbeck/Archiv)

Mitarbeiter würden zudem unter Druck gesetzt. Die Situation sei endgültig eskaliert, als im vergangenen Oktober die Gründung eines Betriebsrates angekündigt worden sei, sagt ein ehemaliger Mitarbeiter. Ein anderer spricht gar von Mobbing. Die Situation sei für einige Mitarbeiter nicht mehr auszuhalten, eine Kündigungswelle die Folge. Der Wahlvorstand zum Betriebsrat wollte sich auf Anfrage nicht zu den im Brief aufgeführten Vorwürfen äußern.

Geschäftsführerin Heike Nitzke sieht persönlichen Angriff

Geschäftsführerin Heike Nitzke widerspricht den Darstellungen im Briefes. Eine Kündigungswelle sei ihr nicht bekannt, auch gebe es nicht zahlreiche Beschwerden, wie der Absender dies suggerieren wolle. Die Kritik am Führungsstil der Geschäftsführung weise sie zurück. „Die anonymen Äußerungen halte ich persönlich für unwahr und ehrverletzend. Offensichtlich will der anonyme Verfasser des Briefes mich, aber auch den Volkssolidarität Uecker–Randow e.V. in der öffentlichen Meinung herabwürdigen“, sagt sie. Die Geschäftsführung bedauere, dass die Mitarbeiter „nicht offen mit ihrer Kritik auf uns zugehen“.

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Der Vorstand und die Geschäftsführung der Volkssolidarität würden versuchen, jeden Mitarbeiter einzubeziehen, etwa durch eine Mitgliederumfrage, um die Zufriedenheit zu steigern, bestehende Probleme rechtzeitig zu erkennen und damit möglichen Fehlentwicklungen im Verein entgegenwirken zu können. Die Gründung eines Betriebsrats sei zudem „jederzeit sehr begrüßt“ und unterstützt worden. 

Vorstand Patrick Dahlemann weist Kritik zurück

Patrick Dahlemann (SPD) kann die Vorwürfe des Briefeschreibers und der befragten Mitarbeiter ebenfalls nicht nachvollziehen. Es gebe lediglich vereinzelte, anonyme Beschwerden gegenüber der Geschäftsführung, so der Vorstandschef der Volkssolidarität Uecker–Randow.

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Dahlemann hält die Vorwürfe zum Führungsstil für unbegründet. Der Vorstand stehe voll und ganz hinter Heike Nitzke und der Geschäftsführung, die seit vielen Jahren die Geschicke des Vereins lenke. Es herrsche eine vertrauensvolle Zusammenarbeit. Einen anonymen Brief zu schreiben, sei zudem kein guter Stil, kritisiert Dahlemann. Er stehe, ebenso wie die Geschäftsführung, stets für Gespräche mit Mitarbeitern zur Verfügung.

Dahlemann sieht keine Kündigungswelle

Auch von einer Kündigungswelle will Dahlemann nichts wissen. Es gebe zwar vereinzelte Kündigungen, aber ebenso Neueinstellungen. Es handle sich um eine normale Fluktuation im Betrieb. Als Ursache für die Kündigungen in letzter Zeit nennt er unter anderem das Alter und „persönliche Gründe“ der Mitarbeiter. 

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Der Vorstandsvorsitzende erklärte sich die im anonymen Schreiben deutlich gemachte Unruhe unter den Mitarbeitern mit Problemen wie der Corona–Pandemie und der Energiekrise. Das gehe nicht spurlos an den Beschäftigten vorbei, sagte er. Gute Löhne und gute Arbeit seien wichtig, daher habe der Verein mit mehr als 600 Mitarbeitern sich einem Tarifvertrag angeschlossen, der zum Teil bereits umgesetzt sei. Er sei zudem ein entschiedener Befürworter des Betriebsrats, der am 9. Mai gewählt werden soll.