Bauern in Angst
Neue Qualität erreicht – Wölfe dringen sogar in Gebäude ein
Menkin / Lesedauer: 3 min

Susanne Böhm
Wölfe in Vorpommern und der Uckermark gehen immer weiter. Wie Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsministerium jetzt auf Nachfrage bestätigte, dringen die Tiere mittlerweile auch in Ställe ein.
„Neuartiges Verhalten“ schon zwei Mal in Pasewalk
Zwei Mal sei in diesem Jahr in Pasewalk dieses „neuartige Verhalten“ festgestellt worden, ein Mal in Weitenhagen bei Stralsund. „Dort hat nachweislich ein Wolf Nutztiere im Stall angegriffen. In den vergangenen Jahren gab es immer mal Übergriffe im Bereich der Gehöfte. Direkt im Stall wurde so ein Verhalten dieses Jahr erstmals festgestellt“, teilte Ministeriums-Sprecherin Eva Klaußner-Ziebarth mit.
Die Wölfe seien zunächst auf die Weide gesprungen, daraufhin seien die sogenannten Nutztiere in den Stall geflüchtet, und der Wolf sei hinterher. Bisher war man davon ausgegangen, dass Wölfe feste Gebäude nicht betreten.
„Die Tiere tun mir leid“
Ähnliches musste Landwirt Ronald Meijer dieser Tage im uckermärkischen Menkin erleben. Jemand, wahrscheinlich ein Wolf, holte ein Kalb aus seinem Stall, tötete es und fraß ganz in der Nähe große Teile auf. Ein weiteres Kalb aus dem Stall ist verschollen. Eine Reaktion gab es gegenüber dem Nordkurier von Brandenburgs Landwirtschaftsministerium bislang nicht, aber Ronald Meijer ist auch ohne Ergebnis der DNA-Analyse und offizielle Behördenbestätigung überzeugt, dass so was nur Wölfe tun.
Schließlich leben beziehungsweise sterben seine Schafe und Rinder seit geraumer Zeit in direkter Nachbarschaft mit Wölfen. Regelmäßig sieht er welche, kennt ihre Spuren und ihr Verhaltensmuster. Letzteres hat nun allerdings wohl eine neue Qualität erreicht. „Wenn Zäune und neuerdings nicht mal mehr Ställe ausreichen, wie soll man seine Tiere dann noch schützen? Es ist krass in Menkin. Man kann die Tiere doch nicht im Keller oder Bunker einsperren. Mir geht es nicht um Geld. Die Tiere tun mir leid.“
Auge in Auge mit Wolf
Die Kälber hätten sich in einer Art Halle befunden, deren Tor zwecks Licht und Belüftung nicht komplett verschlossen, sondern mit einem Zaun gesichert war. Der sei 1,20 Meter hoch gewesen, so wie es Behörden zur Wolfsabwehr empfehlen.
Seine Mitarbeiter würden allmählich Angst bekommen. „Eine Melkerin fährt jeden Morgen um 4 Uhr mit dem Fahrrad zum Betrieb. Neulich flog kurz vor ihr eine Katze aus einem Feld und hinterher ein Wolf. Sie stand Auge in Auge mit dem Wolf.“ Auch die Angriffe auf seine Tiere würden in beunruhigender Nähe zu Menschen stattfinden. Das nächste bewohnte Haus sei keine 200 Meter entfernt. Auf dem Gelände, auf dem die Tiere leben, rieche alles nach Mensch. „Die Wölfe haben keine Angst mehr vor Menschen. Fördermittel für Zäune nützen nichts. Wölfe müssen entnommen werden.“
Wölfe streng geschützt
Wölfe haben nach Auskunft des Naturschutzbunds Deutschland einen hohen Schutzstatus. „Doch nicht allein das deutsche Recht schützt die Tiere: Auch auf europäischer und internationaler Ebene genießt der Wolf einen besonderen Schutz, der Deutschland zur Fürsorge verpflichtet.“
Seit dem Jahr 1996 leben nachweislich wieder Wölfe in Deutschland. In der Uckermark gibt es laut Umweltamt drei Wolfsrudel, in Mecklenburg-Vorpommern 18. Hinzu kommen Paare und Einzelwölfe ‐ Tendenz seit Jahren steigend.