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Neuer Supermarkt in alter DDR-Kaufhalle auf dem Dorf

Jatznick / Lesedauer: 3 min

In die einstige Kaufhalle könnte bald ein Mini-Supermarkt einziehen – mit besonderen Öffnungszeiten. Doch ohne die Unterstützung der Einwohner funktioniert das Konzept nicht.
Veröffentlicht:04.10.2023, 11:42

Von:
  • Mathias Scherfling
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Wer in Jatznick Lebensmittel braucht, muss entweder circa zehn Kilometer nach Pasewalk oder die gleiche Strecke nach Torgelow in Kauf nehmen. Denn einen Supermarkt oder einen Discounter gibt es in dem Ort nicht.

Das möchte der amtierende Bürgermeister Frank Schulz ändern. Unterstützung erhält er von den Gemeindevertretern. Zudem soll dem „Schandfleck“ im Zentrum des Dorfes endlich neues Leben eingehaucht werden. Hier verfällt die in den 1970er-Jahren erbaute ehemalige „Markant“-Kaufhalle immer mehr.

"Es ist vielleicht die letzte Chance"

„Wir haben versucht, Supermärkte oder Discounter wie Edeka oder Netto hierher zu bekommen, aber die Wirtschaftlichkeit ist nicht gegeben“, erläutert Frank Schulz. Dass es mit dem „Tante Enso-Konzept“ dennoch gelingen könnte, sieht der amtierende Bürgermeister als einmalige Gelegenheit. „Es ist vielleicht die letzte Chance, dass wir einen Nahversorger in die Gemeinde bekommen.“

Sieben Tage rund um die Uhr offen

Das Konzept sieht einen Mini-Supermarkt auf einer Fläche von 250 bis 300 Quadratmetern vor, in dem 2500 bis 3000 Artikel des täglichen Bedarfs angeboten werden. Der Vorteil: Der Markt ist sieben Tage in der Woche rund um die Uhr geöffnet. An fünf Tagen steht den Kunden ‐ wie im Supermarkt auch ‐ zu abgestimmten Zeiten Personal zur Verfügung. Fünf Arbeitskräfte sollen dafür angestellt werden. In der übrigen Zeit kann mit der „Tante-Enso-Karte“ der Mini-Supermarkt zu jeder Tages- und Nachtzeit selbst aufgeschlossen werden. Die Karte funktioniert dabei auch als Zahlungsmittel.

Dazu gibt es den Online-Supermarkt „myEnso“ mit rund 20.000 Artikeln. „Im Markt können zudem Obst und Gemüse, Fleisch- und Wurstwaren sowie Molkereiprodukte aus der Region verkauft werden ‐ beispielsweise die Bio-Milch aus Jatznick“, wirbt Schulz.

Konzept funktioniert nur als Genossenschaft

Einziger Haken: Tante Enso funktioniert nur als Genossenschaft. Die Einwohner müssten insgesamt 300 Anteile der Genossenschaft in Höhe von jeweils 100 Euro zeichnen. Bei einer Bürgerversammlung hat sich der Betreiber den rund 220 Bürgern vorgestellt. „Die Resonanz darauf ist positiv. Besonders gefallen hat das Video zur Unterstützung der Bewerbung“, sagt Schulz.

Erste Zeichnungen würden einlaufen. „Wer Genossenschaftsanteile zeichnen will, kann das bei jedem Gemeindevertreter tun. Denn diese stehen geschlossen hinter dem Projekt“, erklärt der Bürgermeister. Allerdings gebe es dafür eine Frist, die am 24. Oktober endet. „Wenn bis dahin nur 299 Anteile gezeichnet sind, dann kommt der Markt nicht.“

Bei rund 460 Haushalten Jatznick, müsste also weitaus mehr als die Hälfte der Einwohnerschaft dabei sein. Unterstützung komme aus allen Ortsteilen, darüber hinaus können auch Bürger aus anderen Orten Genossenschaftsanteile für Jatznick zeichnen.    

Mögliche Eröffnung im Sommer 2025

Einen Fahrplan hat der Kommunalpolitiker auch schon skizziert. Da sich das Grundstück mit der alten Kaufhalle in Privathand befinde, stehe zunächst der Erwerb an. Danach müssten Fördermittel beantragt werden. „Im Anschluss könnte dann mit dem Ausbau oder Neubau begonnen werden“, erläutert Frank Schulz. Wobei er von einem Neubau ausgeht, da maximal das Fundament wiederverwendet werden könne. „Wenn alles gut läuft, könnte der Markt voraussichtlich im Sommer 2025 eröffnen.“

Wer online seine Anteile zeichne, solle das einem Gemeindevertreter oder ihm mitteilen, damit ein Überblick möglich sei. Anträge und Hinweise zur Zeichnung gibt es auch am 7. Oktober auf dem Apfelmarkt in Waldeshöhe.

Infos gibt es hier