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Interview

Penkuns Bürgermeisterin über Notstrom, Schulbaustellen und Krisen

Penkun / Lesedauer: 6 min

Corona, der Krieg in der Ukraine und nicht zuletzt auch die Energiekrise: Penkuns Bürgermeisterin Antje Zibell (CDU) über 2022 und was dieses Jahr ansteht.
Veröffentlicht:03.01.2023, 05:34

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Frau Zibell, gibt es Projekte, die in Ihrer Stadt in diesem Jahr wegen der Energiekrise und des Ukraine-Krieges gestrichen werden mussten? Wenn ja, welche?

Nein, aber wir haben unsere Vorhaben noch mal überdacht und überprüft. Wir haben uns sogar entschieden, zusätzlich zu investieren. Beispielsweise im Bereich Versorgungssicherheit, um als Träger des Seniorenheimes Abendsonne auch die Notstromsicherheit vollständig abzudecken. Das gilt auch für einige weitere kommunale Gebäude.

Welche Projekte stehen auf der Agenda für 2023?

Wir werden mit der Sanierung der Nebengebäude auf dem Schlosshof fortfahren. Darüber freue ich mich sehr. Das B-Plangebiet „Penkuner Höhe“ muss mit Versorgungsmedien und Straßen erschlossen werden. Der Marktplatz bedarf der Weiterentwicklung. In den Ortslagen warten zum Beispiel mit Feuerlöschteichen und Spielplätzen ebenfalls noch einige Vorhaben. Das wichtigste Projekt für die Region im südlichsten Teil des Landkreises, unsere Gemeinschaftsschule nimmt in 2023 Gestalt an. Der 1. Bauabschnitt muss vorbereitet und ausgeschrieben werden. Die Baugenehmigung haben wir jetzt im Dezember erhalten und nun geht es um die Umsetzung.

Natürlich werden auch wieder weitere Projekte beantragt und vorbereitet, die bereits auf der Planung der nächsten zwei bis drei Jahre stehen. Dazu gehören Straßen, Gebäude oder Technik im Bereich der Feuerwehren. Es gibt in einer flächenmäßig großen Kommune immer viel zu planen, unterhalten, reparieren und investieren.

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Mit welchen Ängsten und Befürchtungen waren die Energiekrise und der Ukraine-Krieg bei den Mitarbeitern der Stadt verbunden?

Erst einmal möchte ich mich noch einmal herzlich bei unseren Mitarbeitern für ihr Engagement bedanken. Die Stadtarbeiter unterstützten zusammen mit vielen Bürgerinnen und Bürgern die ankommenden ukrainischen Familien dabei, bezugsfertige Wohnungen einzurichten. Unser Ziel war es, die Familien möglichst gleich in Wohnungen unterzubringen, um eine Unterbringung in Hallen oder Gemeinschaftsräumlichkeiten zu verhindern.

Auch für unsere Schulsekretärin war es in den Frühsommermonaten sehr aufwendig und schwierig, die ukrainischen Schulkinder zu erfassen und die gesetzlich notwendigen Aufnahmeunterlagen und Zustimmungen zusammenzubekommen. Unsere Kommunen haben für so eine Situation keine zusätzlichen personellen Ressourcen. Diese sind in finanzschwachen Gemeinden wie der Stadt Penkun im Normalfall schon eng gestrickt. Da ist das persönliche Engagement und Pflichtbewusstsein sehr gefragt.

Mit gleichem Engagement und Freundlichkeit begegnen uns auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Seniorenheim Abendsonne und dem ambulanten Pflegedienst. Auch dort gab es plötzlich sehr traurige und verängstigte Bewohner, bei denen durch den Kriegsausbruch die Erinnerungen wieder hochkamen. Wir versuchen uns auszutauschen und Strategien zu besprechen, um mit den zur Verfügung stehenden finanziellen Mitteln den regulären Ablauf egal ob bei den Schulen, Feuerwehren, gemeindlichen Einrichtungen oder Straßen, abzusichern.

Welche Befürchtungen sind eingetreten?

Insbesondere die Kostenexplosion in den Bereichen der Heizkosten und der Versorgungssicherheit. Wir sind dabei, die Notversorgung vor allem im Seniorenheim und bei den Feuerwehren abzusichern.

Was war aus Ihrer Sicht in Ihrer Stadt die größte Enttäuschung in diesem Jahr?

Eine große Enttäuschung mussten wir zum Glück nicht erfahren. Wir sind immer auf offene Ohren gestoßen und durften nach Corona unsere Zusammenarbeit mit unseren Partnergemeinden und Partnerprojekten wieder ausbauen.

Der plötzliche persönliche Entschluss unseres langjährigen Pfarrers Bernhard Riedel unseren Pfarrsprengel zu verlassen und in die Militärseelsorge zu wechseln, führte in der Gemeinde schon zu einer gewissen Verunsicherung. Aber ich denke auch, diese persönliche Entscheidung muss man akzeptieren und es können sich neue Entwicklungen zeigen, an die so manch einer nicht gedacht hatte.

Was war aus Ihrer Sicht in Ihrer Stadt die größte Freude in diesem Jahr?

Für alle Bürger war es besonders wichtig, dass wir endlich wieder ein wenig Normalität bei Veranstaltungen, Wettkämpfen und Festen hatten. So wie das tolle von Laiendarstellern aufgeführte Theaterstück auf dem Schlosshof, das Jugendfußballturnier, die Jubiläen des Museums- und Sportvereines, die Feste in Sommersdorf, Wollin, Radewitz oder Storkow.

Sehr schön war auch der Besuch unseres Ehrenbürgers Herr Ulli Wegner zu seinem 80. Geburtstag. Zudem der Weihnachtsmarkt auf dem Schlosshof oder der Lichterzug. Über so viel bürgerliches Engagement der Bürger freue ich mich sehr und diese Gemeinschaft bringt auch so eine Kommune voran.

Wir haben außerdem in viele Projekte investiert. So wurden Dach und Fassade der Trauerhalle in Storkow saniert, das Dach der alten Trauerhalle in Penkun mit dem Zaun auf dem Friedhofsgelände, der Feuerwehrlöschteich in Wollin/Friedefeld, die Sanierung des Gemeindehauses in Sommersdorf im Bereich Fassade und Gemeindesaal, Spielplätze in Sommersdorf und Radewitz sowie eine Erneuerung des Spielplatzes an der Grundschule mit Bänkesanierung und die Dachsanierung des Speichers auf dem Schlossgelände.

Auch weitere kostenintensive Gutachten, Klarstellungssatzungen für die Ortsteile und Bauplanungen konnten beauftragt werden. Erfreulich war aber auch, dass die unendlich scheinende Geschichte zum 2. Fußballplatz beendet werden konnte und der Platz im Herbst fertiggestellt wurde.

Was wünschen Sie sich persönlich und für die Stadt in diesem Jahr?

Ich wünsche mir einfach nur Frieden, Gesundheit und Zusammenhalt in der Gemeinschaft. Wir haben in allen Ebenen so große gesellschaftliche Probleme, dass wir getrieben von Fehlentscheidungen und ideologischen Fehlvorstellungen aufpassen müssen, nicht auseinanderdividiert zu werden. Wir befinden uns in einer großen Krise und da ist es wichtig, dass die politisch verantwortlichen Personen wirklich umsetzbare Wege für Probleme im Bereich Energiekrise, Wirtschaftsentwicklung, innere Sicherheit, Gesundheitswesen und Bildungssystem finden.

Alle dies sind nicht nur wichtige, große Themen, sondern bewegen auch unsere kleine Kommune. Denn wir befinden uns auf der Arbeitsebene und müssen uns täglich als Arbeitnehmer, Elternteil, Bürger, Ehrenamtler oder Helfer auseinandersetzen. Da wünscht man sich als Bürgermeisterin natürlich zunächst eine Lösung für diese Themen, damit genügend Kraft für die eigentlichen Aufgaben bleibt.

So möchten wir auf dem Schlossgelände mit der Sanierung weiterer Nebengebäude fortfahren, den Bau und die Sanierung des Schulstandortes beginnen, die Löschwasserversorgung stärken, die Fahrzeugausstattung unserer Feuerwehren verbessern und weitere kleine Sanierungsprojekte umsetzen. Auch im Bereich der Festivitäten hoffen wir, unsere Vereine unterstützen zu können.

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