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Neuer Radweg macht Penkun zu schaffen

Polen klauen uns schon bald die Rad-Touristen!

Penkun / Lesedauer: 3 min

Während man bei uns noch darüber diskutiert, ob man mit Steuergeldern ein Café für Radtouristen gründen soll, wird auf der anderen Seite der Grenze schon intensiv daran gearbeitet, genau diese Touristen herüber zu locken. Erich Janßen von der Penkuner „Fahrradtankstelle“ kann deshalb nur bitter über die Café-Debatte lachen.
Veröffentlicht:26.06.2014, 08:07

Von:
  • Rainer Marten
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Erich Janßen will es nicht glauben: Da diskutiert Penkun ernsthaft darüber, ob die Radtouristen in der Stadt am Nachmittag einen Kaffee trinken können oder nicht! Er ist fassungslos, denn beispielsweise die Pension seiner Frau bietet täglich bis 16 Uhr ein reichliches Speiseangebot. „Nur: Von 100 Radfahrern, die bei uns einen Halt einlegen, wünschen gerade einmal zwei Kuchen. Radfahrer frühstücken gut und essen gut zu Abend. Den Tag über, wenn sie im Sattel sitzen, schlagen sie sich nicht den Bauch voll“, weiß der Penkuner aus Erfahrung. Also über ein Café diskutieren, das auch nachmittags offen hat, geht an den echten Problemen vorbei, meint Janßen. Die Gastronomen und Vermieter der Ferienquartiere stünden schon bald vor einem ganz anderen und echten Problem, weiß er. Penkun könnte in absehbarer Zeit überhaupt glücklich sein, überhaupt noch Radtouristen in der Stadt zu haben.

Der Grund: Beachtliche 1,5 Millionen Euro der Europäischen Union fließen schon bald auf der polnischen Seite in den Ausbau des Radwegenetzes entlang der Oder. Denn auch die Polen entdecken derzeit die Radler als interessante Zielgruppe im Tourismussektor.

Stettin kann mit Sehenswürdigkeiten punkten

„Führt der Oder-Neiße-Radweg derzeit von Gartz/Oder über Mescherin und Schönfeld weiter nach Penkun und über Krackow bis Löcknitz, gibt es auf der polnischen Seite jetzt Überlegungen, eine Radstrecke von Rosow über Kolbaskowo und Preclaw bis nach Stettin und von dort in Richtung Hintersee zu bauen“, sagt Janßen. „Für die  Quartiervermieter in Penkun und auch in Löcknitz wird das gravierende Folgen haben“, sagt er. Denn Fakt sei, dass Stettin nun einmal mehr Sehenswürdigkeiten biete als Penkun oder Löcknitz. Viele Radfahrer könnten sich deshalb neu orientieren.

Die Anbieter entlang des Oder-Neiße-Radweges verzeichnen bereits seit Jahren einen Nachfrage-Rückgang. Denn seit mehreren Jahren wird der Radweg Berlin-Usedom sehr stark beworben. Viele Radfahrer haben sich bereits für diese Tour entschieden. „In Penkun stehen wir mit dem Kultur- und Heimatverein vor der neuen Herausforderung, unseren Ort besser zu vermarkten“, sagt Janßen. Und Löcknitz müsse da unbedingt mit ins Boot geholt werden, meint er.