Energiekrise

Rentner sitzt ohne Kohlen da

Uckerland / Lesedauer: 3 min

Wer beim Heizen auf Briketts angewiesen ist, gerät in Not. Einerseits haben Kunden sie gehamstert, andererseits wird die Kohle in Kraftwerken gebraucht.
Veröffentlicht:13.10.2022, 10:00

Von:
  • Oliver Hauck
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Kohlebriketts sind in der Uckermark nur noch schwer zu bekommen und völlig überteuert. Für einen Euro pro Kilo werden sie im Internet angeboten. Zu viel für Detlef Schultze in Hetzdorf. Von Rente und Wohngeld bleiben ihm rund 400 Euro pro Monat zum Leben. „In früheren Jahren hatte der toom-Markt die Briketts im September im Angebot, 250 Euro für eine Tonne.“ So viel benötigt er in etwa, um über die kalte Jahreszeit zu kommen.

+ + + „Keine Kohle – das ist ja fast wie nach dem Krieg ...“ + + +

In seinem kleinen Haus am Ortsende steht ein Kachelofen im Wohnzimmer. Die Briketts, die ihm noch verbleiben, passen in einen 20-Liter-Eimer, der daneben steht. Überall in der Umgebung hat er die Händler abtelefoniert, die ihn in früheren Jahren belieferten, in Strasburg, Woldegk und Prenzlau. „Der Randow Tank & Baumarkt in Löcknitz verkauft eine Tonne für 450 Euro, aber sie haben eine Warteliste bis Dezember.“ Außerdem liefern sie nicht ins 40 Kilometer entfernte Hetzdorf.

Auch in Pasewalk ist nichts zu holen. „Haben wir nicht. Jeder zweite Anrufer fragt nach Kohlen, ich stehe nur am Telefon. Es ist schlimm“, sagt eine Sprecherin des Pasewalker Toom-Baumarkts am Donnerstag. Sie könne die Leute verstehen, „bei den Gaspreisen“, und fühle sich an DDR-Zeiten und die Jagd nach Bananen erinnert. Natürlich sei längst Nachschub bestellt worden. Wann der geliefert wird, sei nicht vorhersehbar.

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Um morgens im Wohnzimmer und abends vor dem Schlafen nicht zu frieren, behilft sich der Rentner mit Gasflaschen, die inzwischen auch 15 Euro pro Stück kosten. „Früher haben die 9 Euro gekostet.“ Im Geräteschuppen liegt ein Stapel Brennholz. „Das sind Weiden, aus denen ich bis vor fünf Jahren Brennholz gesägt habe, zum Zuheizen. Jetzt kann ich das nicht mehr.“ Aber der Brennwert von Holz ist nicht mit Briketts zu vergleichen.

Energiekrise: Nun wird auch noch die Kohle knapp

Die Energiekrise hat Deutschland fest im Griff. Die Nachfrage nach Briketts ist in diesem Frühjahr nicht, wie in früheren Jahren, zurückgegangen. Endkunden haben weiter gekauft und die Zwischenhändler, wie Baumärkte, nachbestellt. Auf Nachfrage verweisen diese an die Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). Sie ist der letzte verbliebene Hersteller in ganz Deutschland. Pressesprecher Thoralf Schirmer: „Zur Sicherheit der Stromversorgung sind zwei Kohlekraftwerke mit jeweils 500 Megawatt Leistung zurück ans Netz gegangen.

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Diese werden vier bis fünf Millionen Tonnen Kohle über den Winter verbrauchen. Unsere Brikettproduktion arbeitet an der Grenze ihrer Kapazitäten.“ Bei der Belieferung der Zwischenhändler werde es daher zu Engpässen kommen. Detlef Schultze heizt bis dahin mit Weidenholz.