Lila Bäcker
Rettet Größe die insolvente Bäckerei-Kette vor dem Sterben?
Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Der Druck auf die Landesregierung ist offenbar sehr groß. Denn es geht um 2180 Arbeitsplätze. Genau so viele Menschen sollen aktuell noch bei der insolventen Backwaren-Kette Lila Bäcker in den Backstuben, der Verwaltung, der Logistik und in den Filialen beschäftigt sein. Während Kleinunternehmen bei einer fehlenden Wirtschaftlichkeit gnadenlos den Bach heruntergehen, soll die Unser Heimatbäcker GmbH über einen zehn Millionen Euro schweren Kredit, der zu 80 Prozent vom Land verbürgt werden soll, gerettet werden. Größe rettet also vor dem Sterben? Was meine dazu Kommunalpolitiker aus der Region?
Auch in Ueckermünde gibt es mehrere Lila-Bäcker-Filialen. Dementsprechend hängen hier zahlreiche Arbeitsplätze an dem Unternehmen. Stadtpräsident Robert Kriewitz (CDU) befürwortet aus diesem Grund die Landesbürgschaft in Höhe von zehn Millionen Euro. „Es geht mir dabei vor allem um die Familien, die in einer strukturschwachen Region arbeiten“, sagt er. Diese seien auf den Job angewiesen.
Allerdings müsse die Unterstützung seiner Meinung nach an ein paar Bedingungen geknüpft sein – einen Punkteplan, aus dem hervorgeht, wie es weitergehe. Dieser soll eine Art Rückversicherung sein, findet Kriewitz. Schließlich seien in der Vergangenheit diverse Fehler gemacht worden, ohne die der Lila Bäcker nicht in solch große Schwierigkeiten geraten wäre.
Sorge um Arbeitsplätze
Ebenso unterstützt Carsten Seeger, Fraktionsvorsitzender der SPD in Ueckermünde, die Landesbürgschaft. Ihm geht es darum, viele wichtige Arbeitsplätze zu sichern. Immerhin fließt das Geld in Teile des Landes, die der Region zugutekommen, meint Seeger.
Unter dem Aspekt der Arbeitsplätze betrachtet auch Pasewalks stellvertretende Bürgermeisterin, Dagmar Hellwig, das Engagement des Landes positiv. „Wir haben noch immer zu viel Arbeitslose, da müssen nicht noch welche hinzukommen.“ Aber auch sie hat einen zweiten Aspekt im Blick: „Für das Land ist der Schritt ein Risiko. Denn niemand weiß, wie der Insolvenzplan aussieht, das erfahren wir erst am Montag bei Gericht.“ Aus ihrer langen kommunalpolitischen Tätigkeit wisse sie, dass auch bei einem Insolvenzplan nicht alle Forderungen an die Berechtigten übergehen werden, wenn das Unternehmen gerettet wird. Die Kommune werde so oder so sicher auf Verbindlichkeiten sitzen bleiben, vermutet sie. „Wichtig ist aber auch, dass das enge Filialnetz erhalten bleibt, denn so viele Bäcker haben wir nicht, die das alles problemlos auffangen würden“, meinte sie.
Lila Bäcker spielt wichtige Rolle für die Region
Der Vize-Landrat des Landkreises Vorpommern-Greifswald, Jörg Hasselmann (CDU) aus Anklam, will sich auf eine eindeutige Meinung zur möglichen Millionen-Bürgschaft für den Lila Bäcker nicht festlegen. „Als Außenstehender kann man sich eigentlich kein Urteil erlauben“, sagt Hasselmann. Er betont aber, dass das Unternehmen für die Region eine bedeutende Rolle spielt. „Eine Bürgschaft in dieser Größenordnung macht Sinn, wenn in Aussicht steht, dass das Unternehmen rentabel ist und die Arbeitsplätze gesichert werden können.“
Andreas Brüsch (Initiativen für Anklam), Anklams Stadtvorsteher und Unternehmer, hat eine etwas andere Meinung zu der Landesbürgschaft. „Ich habe bei Bürgschaften immer etwas Bauchschmerzen“, sagt Brüsch. Zwar sei die Finanzspritze für die Angestellten und die vielen Arbeitsplätze erst einmal eine tolle Sache, doch ob die Bürgschaft wirklich etwas bringt, stellt Brüsch infrage: „Zumal den kleinen Unternehmen auch nicht geholfen wird, wenn es ihnen schlecht geht. Und wenn man mehrere kleine Unternehmen zusammenrechnet, dann hängen da auch viele Arbeitsplätze dran.“