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So arbeitet ein Steinmetz

Strasburg / Lesedauer: 4 min

Einen Steinmetz sucht man in den meisten Fällen erst auf, wenn ein Angehöriger verstorben ist oder ein Grabstein aufgearbeitet werden muss. Doch was macht ein Steinmetz eigentlich genau?
Veröffentlicht:17.03.2023, 17:48

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Ein geschwungener Grabstein liegt vor Steinmetz Christo Beer auf der Arbeitsfläche. Dieser stamme aus Indien, sagt der Strasburger. Die meisten Grabsteine würden mittlerweile von dort oder aus China kommen — da sei die Produktion kostengünstiger.

Bevor er ihn bearbeitet, werde der Stein auf einen Ofen gelegt und vorgewärmt. Das sei notwendig, der Gesundheit wegen, sagt der 41–Jährige. Denn früher hätten viele Steinmetze die Gicht bekommen, weil sie mit einer Hand stets Kontakt zu den kalten Grabsteinen gehabt hätten.

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Christo Beer bestreicht die Oberfläche mit weißer Farbe, um die Schrift besser platzieren können. Er nimmt einen Diamantstift, mit dem er den Schriftzug für den Grabstein in der gewünschten Schriftart einritzt. Der Kunde habe sich für eine gehauene, leicht runde Schrift entschieden. Anschließend wischt er die überschüssige Farbe ab und greift zur Schrifthauerpistole, um die Schrift mit Druckluft in den Grabstein einzuhauen.

Echtes Blattgold wird verwendet

Mit Fäustel und Eisen, wie Steinmetze Hammer und Meißel nennen, arbeite man nur noch im ersten Lehrjahr, um das Handwerk zu erlernen. Das sei auch notwendig, um ein Gefühl für den Naturstein zu bekommen. Mindestens ein Jahr brauche ein Anfänger, um die Arbeit zu beherrschen. Erst danach wisse er, mit welchem Druck man die Schrifthauerpistole benutzen müsse. Das Gerät erleichtere dem Steinmetz die Arbeit erheblich.

Steinmetz Christo Beer ritzt die Schrift mit einem Diamantstift ein, um diese anschließend einzuhauen.
Steinmetz Christo Beer ritzt die Schrift mit einem Diamantstift ein, um diese anschließend einzuhauen. (Foto: Zoltán Szabó)

Auch echtes Blattgold mit 23,75 Karat könne zur Verzierung der Schrift verwendet werden. Dazu werde der Untergrund der ausgehauenen Schrift grundiert. Dann werde ein Industriekleber aufgetragen und anschließend das Blattgold mit einem feinen Dachshaarpinsel aufgetragen. Das überschüssige Gold werde später mit einem Spachtel abgeschabt, der nur zu diesem Zweck vorgesehen sei, denn er müsse gerade sein. Der Kleber müsse anschließend drei Stunden trocknen.

Wenn Angehörige eine erhabene Schrift wünschen, dann gehe der Steinmetz anders vor. Die Buchstaben werden von Bronzengießereien geliefert. Um diese auf dem Grabstein zu befestigen, müssten Löcher gemäß einer Schablone vorgebohrt werden. Ein Industriekleber werde in die Löcher gegeben und dann die Buchstaben oder wahlweise auch ein Ornament eingesetzt — der Kleber müsse dann nur noch sieben bis acht Stunden trocknen.

Schriftart spiegelt den Charakter wider

Die Schriftart der Grabstein–Inschrift sei vielen Angehörigen wichtig, sagt Christo Beer. Sie sehen darin einen Ausdruck des Charakters des Verstorbenen. Meist entscheiden sie sich für eine geschwungene Schrift — die wirke „lebendiger“ und beweglicher. Wenn die Person dagegen zu Lebzeiten eher unnahbar gewirkt habe, werde eher eine geradlinige Blockschrift gewählt. Ein passender Grabstein helfe bei der Trauerarbeit, weiß der Steinmetz.

Interessant sei auch die Wahl der Rose, wenn eine gewünscht werde. Das klassische Symbol der liegenden, leicht hängenden Rose für den Tod würden viele nicht wünschen. Die Rose solle stehen und ebenfalls „lebendig“ wirken, meinen viele.

Steinmetz Christo Beer schneidet eine Grabsteinumfassung mit der Bausäge zu.
Steinmetz Christo Beer schneidet eine Grabsteinumfassung mit der Bausäge zu. (Foto: Zoltán Szabó)

Der Beruf des Steinmetzes habe mit dem Fachkräftemangel zu kämpfen — er würde Schülern nicht sofort einfallen, meint der Strasburger. Dabei sei es eine schöne Arbeit, die ihm perönlich Erfüllung gebracht habe. Er würde den Beruf wieder ergreifen, wenn er noch mal 18 wäre, sagt Beer. Eine vierköpfige Familie könne man als Selbstständiger damit zwar nicht versorgen, aber es reiche für ein gutes Leben.

„Gestorben wird immer“

„Gestorben wird immer“, besagt eine alte Bestatter–Weisheit. Diesen Spruch kennt auch Steinmetz Christo Beer, doch das bedeute nicht, dass er das ganze Jahr über viele Aufträge habe. Außer neuen Grabsteinen, Grabsteinplatten und -umfassungen arbeite er auch alte Grabsteine und -platten auf. Die Hälfte seines Umsatzes mache er jedoch zwischen Frühjahr bis Juni. Dann folge ein Sommerloch. Erst im Herbst würden wieder ein paar Aufträge reinkommen und zum Totensonntag. Warum das so sei, das wisse er aber nicht.

Viele Angehörige wüssten zudem nicht, welche Kosten bei einem Grabstein auf sie zukommen. Dieser koste bei ihm zwischen 1500 und 2000 Euro. Ein ganz besonderer Naturstein mit Inschrift könne mit bis zu 3000 Euro zu Buche schlagen. Das überrasche viele Menschen. Er empfiehlt daher, rechtzeitig eine Sterbegeldversicherung abzuschließen — das erspare Angehörigen den Schreck.