Naturschutz
Sorge um Kraniche im geplanten Windfeld
Ramin / Lesedauer: 3 min

Mathias Scherfling
Zwischen Grenzdorf und Gellin sollen in einem Windeignungsgebiet sechs rund 250 Meter hohe Windräder mit jeweils 7,2 Megawatt Leistung auf etwa 45 Hektar gebaut werden. Derzeit liegen die Genehmigungsunterlagen noch beim Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt. Winfried Krämer verfolgt diese Pläne mit Sorge. Er habe an sich nichts gegen Windräder. Doch direkt neben dem Kranichschlafplatz am Gelliner Bruch sei Windkraft keine Option, sagt der Naturschutzwart im Ehrenamt. Schon seit Jahren zähle er Kraniche, insbesondere die am Schlafplatz der Flachwasserstellen des großen Koblentzer Sees, und beteilige sich an der internationalen Wasservogelzählung.
Sechs bis sieben Brutpaare
„Die Landgesellschaft Mecklenburg–Vorpommern hat 2018 diese Renaturierung hier abgeschlossen. Seitdem hat sich das 52 Hektar große Areal hervorragend regeneriert“, sagt Krämer. In den 1970er–Jahren sei das Gelliner Bruch ein stark entwässertes Niedermoor gewesen. „Die Renaturierung hat dazu geführt, dass große Vernässungs–Flächen entstanden sind. Wo Wasser ist, ist auch Leben. Wo früher nur Wiesen und Rinderweiden waren, haben sich sehr viele Vogelarten angesiedelt“, erklärt Krämer. Seit Jahren gebe es hier nun schon einen Kranichschlafplatz. „Auch vorgestern habe ich gesehen, dass sich rund 150 Kraniche gegen Abend hier versammelten.“ Leider sei er nicht so häufig im Gelliner Bruch unterwegs. Wenn man das täglich prüfen würde, käme man sicher auf höhere Zahlen. Krämer geht von sechs bis acht Brutpaaren aus. „Das feuchte Gelliner Bruch erlebt aufgrund der allgemeinen Trockenheit großen Zuzug. Hier ist es immer noch feucht, und das Schilf gibt Deckung, nicht nur für Kraniche und Rohrweihen.“
Vögel in Gefahr, geschreddert zu werden
„In meinen Augen ist das einfach kontraproduktiv. Hier wurde mit viel Geld vom Steuerzahler eine Fläche aufgekauft und renaturiert. Und dann bauen wir dort innerhalb kürzester Zeit einen Windpark hin, sodass die Vögel, die sich hier angesiedelt haben, geschreddert werden“, kritisiert der Naturschützer.
Die Windraftanlagen würden kurz vor der Genehmigung stehen, sagt Dominique van Eick, die auch in der Gemeindevertretung sitzt, die ihr gemeindliches Einvernehmen für das Projekt aus Gründen des Immissions– und Brandschutzes abgelehnt hatte.
Windräder stören erst bei unter 500 Metern Entfernung
Im Gelliner Bruch hätten sich nicht nur mehrere Kranichbrutplätze etabliert, auf den flachüberstauten Flächen sei auch ein Kranichschlafplatz entstanden, teilt der Landkreis Vorpommern–Greifswald auf Nordkurier–Nachfrage mit. „Die untere Naturschutzbehörde des Landkreises hat sich im Jahr 2022 zu den Planungen im Windeignungsgebiet Ramin geäußert. Die geplanten Standorte liegen mindestens 1200 Meter vom Gelliner Bruch entfernt“, sagt Anke Radlof von der Pressestelle des Landkreises. Nach Artenschutzrechtlichen Gesichtspunkten werde davon ausgegangen, dass eine störende Wirkung von Kranichbrutplätzen durch Windräder erst bei Abständen von weniger als 500 Metern auftreten könne. Für Rastgebiete mit Schlaf– und Ruheplätzen gelte der gleiche Ausschlussbereich. "Durch Wahrung von mindestens von 500 Metern zwischen Windenergieanlage und Kranichbrutplatz können störende Wirkungen verhindert werden“, so die Sprecherin.
Vom Staatlichen Amt für Landwirtschaft und Umwelt Mecklenburgische Seenplatte (StALU), das für die naturschutzrechtlichen Entscheidungen im Rahmen von Genehmigungsverfahren für Anlagen zur Nutzung von Windenergie zuständig ist, heißt es auf Nachfrage: „Für die Genehmigungsverfahren der sechs Windkraftanlagen in der Gemeinde Ramin fehlt, neben der Zustimmung der Naturschutzbehörde, auch noch das gemeindliche Einvernehmen und die Rechtskraft des Regionalen Raumentwicklungsprogramms.“