Metropole Stettin

Staatssekretär lobt deutsch-polnisches Dorfleben nahe der Großstadt

Krackow / Lesedauer: 4 min

Mit einer Beschreibung von Krackow warb Heiko Miraß in Schwerin erfolgreich für grenzüberschreitende Zusammenarbeit. Und auch die 750-Jahr-Feier der Gemeinde war ein Erfolg.
Veröffentlicht:09.07.2022, 06:47
Aktualisiert:15.07.2022, 10:53

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Eine Woche nach Krackows 750 Jahr-Feier ist die Veranstaltung noch immer Gesprächsthema Nummer eins im Ort. Nicht allein die Schlager von Nino de Angelo hallen nach, sondern auch der aufwändige Festumzug zur Eröffnung und das dreitägige Fest insgesamt haben Eindruck bei Einwohnern und Gästen hinterlassen.

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Krackower Organisatoren sind zufrieden

„Ich habe nur positive Meinungen gehört. Als kritischer Mensch bin ich nicht leicht zufriedenzustellen, aber dieses Mal muss ich sagen, es hat alles prima geklappt“, sagte Hans-Peter Bobrowski, der den Umzug organisiert hatte. So sieht das auch Bürgermeister Gerd Sauder, der die Veranstaltung als „im Großen und Ganzen gelungen“ bewertet. Gefreut habe er sich unter anderem darüber, dass Staatssekretär Heiko Miraß (SPD) am Sonnabend Grußworte sagte.

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Vorteile der Großstadt werden abgeschwächt

Der für Vorpommern und das östliche Mecklenburg zuständige Landes-Politiker hat offenbar Gefallen gefunden an dem Dorf nahe der polnischen Grenze. Schon im Mai hatte er bei einer Rede vor dem Landtag die Vorzüge der Gegend gepriesen. Krackow sei „hübsch“, habe ein Oldtimermuseum und ein funktionierendes Vereinsleben, hatte er den Landtagsabgeordneten in Schwerin geschildert. „Die Strahlkraft der Metropolregion Stettin gibt es nicht nur in der Theorie“, lobte er. Zugleich aber kritisierte er, dass die Vorteile der nur 30 Kilometer entfernten Großstadt viel stärker spürbar sein müssten. Drei Barrieren würden stören – die administrative an der Grenze, die Sprachbarriere und das Lohngefälle zwischen Polen und Deutschland. „Das führt dazu, dass Krackow wie die gesamte Grenzregion als Rand Deutschlands, nicht als Herz Europas betrachtet wird.“ Es sei Aufgabe der Politik, das zu ändern.

Aktivitäten werden koordiniert

Bei der Infrastruktur sei durch den Ausbau von grenzüberquerenden Straßen und Radwegen und der Strandpromenade zwischen Ahlbeck und Swinemünde viel erreicht worden. Museen, Universitäten und der Rettungsdienst in Deutschland und Polen würden mittlerweile zusammenarbeiten. Dennoch sei der grenznahe Raum weiter eine „schwierige Region“. Seit 2019 koordiniere die „Geschäftsstelle Metropolregion“ Aktivitäten beidseits der Grenze. Vieles sei seither leichter geworden. „Daran wollen wir jetzt anknüpfen und alles vertiefen. Das ist wichtig, damit sich Krackow und die anderen Gemeinden entwickeln können“, sagte Heiko Miraß dem Landtag. Das Gremium beschloss, die grenzüberschreitende Zusammenarbeit bis 2027 weiter auszubauen.

Dorf eher mit Stettin als mit Penkun verbunden

Über das EU-Förderprogramm Interreg A stehen ab diesem Jahr weitere 125 Millionen Euro für diesen Zweck zur Verfügung. „Es soll die Lebenssituation der Menschen auf beiden Seiten der deutschpolnischen Grenze konkret verbessern“, hieß es in dem Antrag von SPD und Linken. Die Schwerpunkte liegen auf Forschung und Innovation, Anpassung an den Klimawandel, Naturschutz und Biodiversität, Bildung, Kultur und Tourismus, Kooperation und Stärkung des Vertrauens.

Dieses Ansinnen kann Krackows Bürgermeister nur begrüßen. Er sieht sein Dorf ohnehin näher an Stettin als an Penkun. Viele Polen haben sich in der Region ein Haus gebaut. Veranstaltungen, wie jetzt das Dorffest, locken immer auch polnische Besucher an. Sein Dank gilt unter anderem Umzugs-Organisator Peter Bobrowski. „Einen Festumzug in dieser Größe und Vielfältigkeit hat wohl kaum einer unserem Dorf zugetraut.“

Umzug kostete viel Vorbereitung

Schon im Jahr 2018 habe er mit den Vorbereitungen begonnen, sagte Bobrowski. Rund 300 Meter lang war die Karawane. In 20 Bildern stellten 150 Teilnehmer mit Kostümen, Fahrzeugen, Technik und Schildern die Geschichte des Ortes nach. Themen waren unter anderem die Reformationszeit, der 30-jährige Krieg, die drei Güter von Krackow, Bauern um 1700, Napoleon um 1800, die 1717 gegründete Schule, die Feuerwehr 1932, Erster und Zweiter Weltkrieg, Flucht und Vertreibung, die Bodenreform 1947, die DDR 1949 und der Fall der Mauer 1989. 65 Kostüme von einem Verleih aus Templin kamen zum Einsatz. Unzählige Fotos wurden mit Handys und Fotoapparaten geschossen. Das Festwochenende wird Krackowern und Besuchern lange in Erinnerung bleiben.