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Energiekrise

Stadtwerke-Chef hält Blackout in Pasewalk für möglich

Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Pasewalker schließen nicht aus, dass es bald ums nackte Überleben geht. Rüdiger Behrendt fand bei der Demo am Montag deutliche Worte.
Veröffentlicht:26.09.2022, 20:32

Von:
  • Susanne Böhm
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„Sollte der Winter hart werden, kann die Situation schlimm werden.” Das sagte Pasewalks Stadtwerke-Geschäftsführer Rüdiger Behrendt am Montagabend vor rund 300 Demonstranten. „Sechs Wochen -15 Grad, dann bekommen wir eine Gasmangellage, dann wird das Gas leer werden.” Das würde bedeuten, kalte Heizung und kaltes Wasser in hunderten Pasewalker Haushalten und Einrichtungen. Und nicht nur das.

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„Wir haben Angst, dass es wegen Gasmangels zu einem Blackout kommt und auch das Stromnetz zusammen bricht. Dann steigt auch keine Fernwärme mehr nach oben.” Er halte es für sinnvoll, Strom zu sparen, etwa weniger Straßenlampen einzuschalten. Am aller wichtigsten sei es, Kindereinrichtungen und Altenheime beheizen zu können. „Die Politik in Berlin ärgert auch uns wahnsinnig”, sprach er für sich und Kollegen. „Auch wir verstehen zum Beispiel die Abschaltung der Atomkraftwerke nicht.”

Über Katastrophenfall mit Feuerwehr und THW gesprochen

Über einen möglichen Katastrophenfall haben er und weitere Vertreter der Stadt mit Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Polizei und medizinischen Einrichtungen gesprochen, sagte Bürgermeister Danny Rodewald (parteilos). Das habe er nicht öffentlich kommuniziert, weil er keine Panik habe schüren wollen. „Es ist wichtig, dass wir alle gut durch die Krise kommen. Die Situation ist angespannt, das merke ich privat und in der Stadtverwaltung. Die Regierung in Berlin muss jetzt handeln.”

Katrin Rollin von Pasewalk steht auf forderte den Rücktritt der gesamten Bundesregierung. „Wir haben die schlechteste Regierung aller Zeiten – einen Kanzler, der unter Gedächtnisschwund leidet, und einen Wirtschaftsminister, der die Definition von Insolvenz nicht verstanden hat”, sagte die Frisörin. Fast jedes mittelständige Unternehmen in der Kleinstadt bange um seine Existenz – Handwerker, Frisöre, Baufirmen, Bäcker. „Die Politiker haben keine Ahnung mehr, wie das normale Leben ist. Sie hoffe, dass bald noch mehr Menschen auf die Straße gehen. „Seit Monaten stehen wir hier. Anfangs wurden wir als Schwurbler und Querdenker ausgegrenzt. Nun wendet sich das Blatt.”

Bürgermeister verspricht nichts

Die Demo-Veranstalter hatten einige Fragen an den Bürgermeister, etwa ob Mieten und Eintrittspreise für Turnhallen, Bibliothek, Museum und Historisches U stabil bleiben. „Das kann ich nicht 100-prozentig versprechen”, sagte Danny Rodewald. Ziel ist, die Einwohner nicht weiter zu belasten und anderswo zu sparen, aber versprechen kann ich das nicht.” Wird es ein Not- oder Seelentelefon geben, um zum Beispiel die ältere Generation mit Wärme und Lebensmitteln zu unterstützen, wollten die Demonstranten wissen? Das sei im Gespräch und werde rechtzeitig bekannt gegeben, erklärte der Bürgermeister.

Bei manchen Demonstranten war die Stimmung aufgeheizt. Rodewald und Behrendt wurden mit Zwischenrufen unterbrochen. Organisator Dirk Stegemann mahnte Respekt für alle Redner an, und Katrin Rollin erinnerte daran, dass gerade in einer kleinen Stadt ein Miteinander sinnvoller sei als ein Gegeneinander.

Auch in Penkun wurde am Montag demonstriert. Es waren 20 Teilnehmer, teilte Organisator Heinz Timm mit – zehn weniger, als am Montag zuvor. Er vermeldete „regen Austausch, insbesondere über Energiepreise”.