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Tanken in Polen

Tankstellen-Pächter an der Grenze blicken ratlos nach Polen

Uecker-Randow / Lesedauer: 4 min

Polen hat mit dem Februar die Mehrwertsteuer auf Benzin und Diesel gesenkt. Da blicken Kraftfahrer noch neidischer nach Polen oder fahren gleich ins Nachbarland zum Tanken. Die hiesigen Betreiber können kaum etwas machen.
Veröffentlicht:01.02.2022, 16:20

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Der Mann an der Säule der Pasewalker Agip-Tankstelle drückt den Hebel der Zapfpistole nur vorsichtig. Mehr als für fünf Euro Diesel will er nicht tanken. Das reicht bis hinter die Grenze. „Ich fahre mit meiner Frau öfter nach Polen – zum Haareschneiden und Einkaufen. Und da tankt man natürlich auch gleich günstig“, sagt der Senior aus Neubrandenburg am Dienstag. Wie viel er jetzt sparen werde, wisse er nicht, aber nach der Mehrwertsteuersenkung in Polen auf Kraftstoffe werde es sich wohl noch mehr lohnen, im Nachbarland den Tank zu füllen.

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Agip-Betreiber Thomas Jahnke will sich zu den Preisen nicht äußern, er verweist auf die Konzern-Zentrale in München. Nur so viel: Der Tank-Tourismus sei längst nicht mehr so stark wie vor der Corona-Krise. Von diesem lebe aber vor allem der Shop in der Tankstelle.

In Pasewalk und Löcknitz bewegten sich die Preise am Dienstagvormittag zwischen 1,62 Euro und 1,70 für Diesel, zwischen 1,68 und 1,76 Euro für Super E 10 und zwischen 1,74 und 1,82 für Super. Hinter der Grenze mussten Kraftfahrer je nach Kurs im Schnitt zwischen 1,25 und 1,30 Euro für Benzin zwischen 1,10 und 1,20 Euro pro Liter für Diesel zahlen. Je nach Menge kommt da eine Ersparnis von 30 bis 50 Euro zusammen.

Fühlt sich von der Politik allein gelassen

Schon seit Dezember spüren wir, dass weniger bei uns getankt wird“, erklärt Maik Adam, Inhaber und Geschäftsführer der Randow Tank & Baumarkt GmbH in Löcknitz. „Wo die Reise hingeht – keine Ahnung“, sagt Adam und fügt hinzu, dass er sich von der Politik allein gelassen fühlt und es von dieser keine Entlastung gebe. Es sei ein Trugschluss zu glauben, man könne in Löcknitz Diesel für 1,10 Euro anbieten. Dafür sei ein Einkauf des Kraftstoffs nicht möglich. Die Kunden würden ins Ausland gedrängt. Deutsche Tankstellen vor allem entlang der Grenze hätten dadurch einen immensen Umsatzverlust. Der Staat hingegen profitiere von den hohen Kraftstoffpreisen.

Die Corona-Pandemie tut ihr Übriges

Die Auswirkungen der drastisch gestiegenen Spritpreise in Deutschland und der gesunkenen Mehrwertsteuer auf Benzin und Diesel in Polen bekommt auch die Freie Tankstelle Danz an der B109 zu spüren. Allerdings nicht so deutlich wie die „Tanken“ direkt in Grenznähe. Dass Kraftfahrer aus der Haff-Region nach Polen fahren, um dort preiswert zu tanken und nebenbei vielleicht auch den Einkauf zu erledigen, sei wegen der Entfernung zwar eine Option, aber nicht die Regel. „Das merkt man schon, dass die Stammkunden hierher kommen, wenn auch nicht so oft“, sagt Tankstellenbesitzer Uwe Danz.

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Dass sein Geschäft momentan ziemlich mau aussehe, habe noch weitere Gründe. In den Wintermonaten sei wegen des fehlenden Durchgangsverkehrs zur Insel Usedom sowieso weniger los als im Sommer. Deshalb sei er ganz froh, dass gerade unter anderem in Berlin Ferien sind. „Da merkt man schon, dass noch ein paar Leute unterwegs sind“, sagt Danz. Aber eben nicht so viele wie in „normalen“ Jahren. Was heißt: Auch die Pandemie hat die Kundenzahl deutlich schrumpfen lassen. „Was ja ganz klar ist: Die Leute wissen angesichts der ganzen Verordnungen und Einschränkungen nicht, wo sie hinfahren sollen. Gaststätten sind dicht, andere Einrichtungen auch.“

Zur Ferdinandshofer Tankstelle gehört auch ein Imbiss. Der wird normalerweise auch von Durchreisenden gern besucht. Derzeit aber läuft das Geschäft mit Speisen und Getränken gerade eben so. „Die 2G-Regelung – wer soll das kontrollieren?“, fragt Danz. Und so bleibt es derzeit beim Außer-Haus-Verkauf.

Er hofft darauf, dass in diesem Jahr nicht, wie 2021, Ostern und Pfingsten „ausfallen“ und damit die Reisenden ausbleiben – das wäre nicht gut für das Geschäft, das seit 30 Jahren im Familienbesitz ist.

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