Tierquälerei
Hund totgeprügelt – Tagelangen Überlebenskampf verloren
Ueckermünde / Lesedauer: 3 min

Susanne Böhm
Mit zwei krassen Fällen von Tierquälerei haben es Tierschützer dieser Tage in Südvorpommern zu tun. Aktuell trauern sie um eine junge Schäferhündin, die in Ueckermünde offenbar über einen langen Zeitraum hinweg misshandelt und schließlich zu Tode geprügelt wurde. Zehn Tage lang kämpften sie um Diggis Leben. Zuletzt sah es so aus, als würde sie wieder gesund werden.
Sie habe ein Trauma gehabt, verursacht durch stumpfe Gewalteinwirkung, sagt Klaus Kraft von der Tierrettung Vorpommern–Greifswald. Begonnen habe der Fall am 14. August mit einem Notruf der Hundehalterin, die berichtete, ihr Hund habe Blut erbrochen und würde schon einen ganzen Tag lang stark aus der Nase bluten. Bei der ersten Überprüfung ihrer Vitalwerte war klar: Der Hund muss sofort in die Tierklinik.
Besitzer überließen Hund Verein
„Er hatte 40,8 Grad Fieber, war stark abgemagert.“ Er blutete wieder stark aus Nase und Maul. „Jetzt spitzte sich die Lage nochmals zu. Die Besitzer hatten nicht die finanziellen Möglichkeiten, den Hund versorgen zu lassen.“ Hund und Besitzer zu Hause abzusetzen und den Fall abzuhaken, war keine Option, zumal sich sein Zustand extrem verschlechterte. Einschläfern kam auch nicht infrage. Also übernahm der Tierschutzverein ihn in seinen Besitz.
Nach der ersten überstandenen Nacht gab es einen Hoffnungsschimmer. Die Hündin litt weiter unter Blutarmut, nahm aber langsam Nahrung an. Nach vier Tagen wurde sie aus dem Krankenhaus entlassen und durfte in einer Pflegestelle zur Ruhe kommen. „Sie zeigte sich als Traumhündin, war sehr liebebedürftig und anhänglich.“ Und es schien, als sei sie auf dem Weg der Besserung. Schnell war ein tolles Zuhause für sie gefunden. Viele Menschen hatten sich in das bildschöne Tier verliebt. Doch in der Nacht, bevor sie umziehen sollte, geschah das, womit keiner mehr gerechnet hatte.
Am eigenen Blut erstickt
„Es fällt schwer Worte zu finden für das, was passiert ist. Diggi ist verstorben. Wir können es nicht fassen, sind schockiert und trauern um eine junge Hündin, deren Leben gerade erst begonnen hatte“, teilten die Tierretter am Donnerstag mit. Es sei zu unvorhersehbaren Komplikationen gekommen. Die Tierklinik Neubrandenburg konnte nicht mehr helfen. „Wir fuhren mit ihr noch zur Tierklinik nach Rostock, doch kurz vor Ankunft mussten wir uns geschlagen geben." Ein Blutkoagel im Rachenraum, ein Klumpen aus gelee-artigem Blut, wurde der Hündin zum Verhängnis.
Tierschützer und -ärzte sind sich sicher, dass der Hund buchstäblich totgeschlagen wurde, auch wenn er noch viele Tage gegen den Tod ankämpfte. Zeugenaussagen und Videos, die ihnen inzwischen zugespielt wurden, untermauern den Verdacht. Zu inneren Verletzungen mit tagelangen Blutungen komme es jedenfalls nicht, wenn sich ein Hund aus Versehen mal stößt. 100-prozentige Gewissheit könnte eine Obduktion bringen. Die Tierschützer haben sich jedoch dagegen entschieden – aus zwei Gründen.
Zum einen würden sie den toten Hund dann nicht mehr zurückbekommen. Er würde in einer Tierkörperbeseitigungsanlage landen. Zum anderen würde die Untersuchung 1000 Euro kosten – Geld, das dringend für lebende Tiere gebraucht wird.
In Eggesin der nächste Hund misshandelt
Die Vereinsmitglieder sind auch ohne Pathologie überzeugt: Hier liegt ein schwerer Fall von Tierquälerei vor. Sie haben Anzeige erstattet und wollen ein Tierhaltungsverbot erwirken. Für Klaus Kraft war dies der bisher schlimmste Einsatz in seiner Zeit als Tierretter. Er könne nicht begreifen, was in manchen Vorpommern vor sich geht.
In der Nacht zu Freitag bekam die Tierrettung Vorpommern-Greifwald den nächsten Fall auf den Tisch. In Eggesin hatte die Polizei einen Hund in Obhut genommen, nachdem dieser schwer misshandelt worden war, berichtet Klaus Kraft. Auch um ihn werden sich die Tierschützer kümmern.