Kaninchen und Vögel
Tierzüchter zwischen Preisen, Flausch und toten Küken
Strasburg / Lesedauer: 4 min

Um mehr als Zuchterfolge und Schönheitspreise ging es am Sonnabend bei der Landesschau M-V der Vereinigung für Artenschutz, Vogelhaltung und Vogelzucht in Strasburg, zu der der Verein der Ziergeflügel- und Exotenzüchter Pasewalk/Strasburg eingeladen hatte. Viel wichtiger nämlich als Verkäufe und Pokale sei für gute Züchter das Tierwohl, sagte Vereinsvorsitzender Heiko Werth am Rande der Veranstaltung.
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„Hersteller sollten verklagt werden”
Das Thema Sitzstangen beispielsweise sei bei der Haltung von Finken, Sittichen und Papageien von enormer Bedeutung, werde aber oft vernachlässigt. „Handelsübliche Stangen sind ungeeignet, weil sie viel zu dünn sind.“ Die Tiere, die ihr ganzes Leben lang auf ihren Füßen stehen, sich niemals hinlegen oder hinsetzen, seien auf guten Untergrund angewiesen. Möglichst breit sollten die Sitzgelegenheiten sein und aus natürlichem Material bestehen, aus Ästen oder Zweigen, erklärte der Pasewalker.
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Im Handel erhältliches Ziervogel-Zubehör aus Plastik sei untauglich und führe zu Fehlstellungen, Druckstellen, Abszessen und anderen Beschwerden. „Tierschützer sollten mal die Hersteller solcher Sitzstangen verklagen“, so der 41-Jährige, der für einen seiner Halsbandsittiche einen Landespreis einheimste. Er selbst verkaufe keinen Vogel, ohne die neuen Besitzer über artgerechte Haltung beraten zu haben.
Tote Küken aus dem Ausland als Eulenfutter
Problematisch sieht der Pasewalker auch das seit Januar geltende Verbot des Kükentötens. Männliche Eintagsküken wurden bis dato in Deutschland millionenfach vergast. Die seien dann als Tierfutter verkauft worden, kamen etwa in Zoos als Futter für Greifvögel oder Schlangen in die Näpfe. Mit der neuen Regelung, um die Politik, Tierhalter und Umwelt-Lobby jahrelang gerungen hatten, stünden unzählige Züchter vor der Frage, wie sie die Küken ersetzen können, erklärte Heiko Werth. Ein befreundeter Vogelhalter aus Rostock, der am Wochenende in Strasburg seine Schleiereulen zeigte, bestelle nun übers Internet teure Küken im Ausland, die dann gekühlt nach Deutschland geliefert werden. Natürlich gönne er den Küken ihr Leben, „aber hier wurde wieder nicht zu Ende gedacht. Für Tierparks ist das ein riesiges Kostenproblem“.
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Abgesehen von solchen Sorgen bewertete der Vereinschef die Schau in der Max-Schmeling-Halle aber als gelungene Veranstaltung. Der Verein, der zu DDR-Zeiten aus einer Kleingartensparte hervorgegangen ist, feierte am Wochenende sein 60. Jubiläum. Hunderte Tierfreunde hatten schon am Vormittag rund 500 Vögel gesehen. Die Hälfte der etwa 180 Verkaufstiere hatte bis zum frühen Nachmittag den Besitzer gewechselt.
Obendrein hatten zwei Besucher ernsthaftes Interesse an einer Mitgliedschaft in dem bislang 21-köpfigen Verein signalisiert. Über Neuzugänge freue man sich immer. Die eigene Mitgliederzahl sei zwar seit Jahren stabil, der Altersdurchschnitt liege allerdings bei 60 Jahren, sagte Heiko Werth. Andere Ziervogelvereine in der Umgebung seien in den vergangenen Jahren bereits eingegangen, zum Beispiel die Gruppen in Torgelow und Eggesin.
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Dort hält man stattdessen die Kaninchenzucht hoch. Unter dem Dach des Eggesiner Rassekaninchen-Zuchtvereins konnten am Wochenende die schönsten Langohren Vorpommerns bestaunt werden. Insgesamt 216 Tiere in 44 Rassen und Farben wurden zur 28. erweiterten Kreisschau des Kreisverbandes Uecker-Randow präsentiert und die Besten prämiert.
Wochenendausflug und Hasen gucken in Familie
„Die Kreisschau ist eine Möglichkeit, die Ergebnisse der Aufzucht und Pflege der Kaninchen zu präsentieren“, erklärte Heiko Winter vom Eggesiner Zuchtverein. Dass so eine Schau aber auch Familienzeit bedeutet, bewiesen die zahlreichen kleinen und großen Gäste, die den Weg in die Ausstellung fanden. So konnten nicht nur Kaninchen bestaunt werden, sondern auch von Vereinsmitgliedern gebackene Kuchen oder die Waffeln verspeist werden. Zeit für eine frisch gebackene Waffel hatte Theo aus Eggesin jedoch nicht. Der Junge gewann bei einer Tombola ein kuschliges Kaninchen und wollte mit dem neuen Familienmitglied so schnell wie möglich nach Hause.