Landwirtschaft

Was hat es mit diesen grünen Kreuzen auf sich?

Pasewalk / Lesedauer: 2 min

Das Anfang September beschlossene Agrarpaket der Bundesregierung für mehr Umwelt- und Tierschutz sorgt für Unmut bei den Bauern. Sie fürchten wirtschaftliche Nachteile und protestieren mit einer ungewöhnlichen Aktion.
Veröffentlicht:03.10.2019, 11:41
Aktualisiert:

Von:
  • Author ImageRainer Marten
Artikel teilen:

Der Platz ist gut gewählt: Die Bundesstraße 109 in Richtung Prenzlau. Tausende Autos passieren täglich die Strecke. Wer seinen Blick über die Felder streifen lässt, der stutzt auf der halben Strecke zwischen Pasewalk und Prenzlau: Auf einer Anhöhe unweit der Abfahrt in Richtung Nieden steht seit Tagen auf dem Acker ein grünes Kreuz.

„Mit diesen grünen Kreuzen auf den Feldern wehren sich die Landwirte gegen das jüngst beschlossene Agrarpaket der Bundesregierung“, erläutert auf Nordkurier-Nachfrage Sven Saeger, Geschäftsführer des Bauernverbandes Uecker-Randow. Im Zentrum des Agrarpaketes und damit des Protestes der Landwirte würde das Insektenschutzprogramm stehen. Die Landwirte betrachten das Paket als „einen gravierenden Eingriff in die Landwirtschaft“, so Sven Saeger. Die Kreuz-Aktion wird vom Bauernverband mitgetragen. Ein weiteres Kreuz wurde bei Groß Luckow direkt an der Straße aufgestellt, der Brietziger Landwirtschaftsbetrieb plane eine Aufstellung, das Raminer Unternehmen ebenfalls. Auch die Altwigshagener machen mit. „Der Protest gewinnt an Breite“, sagt Saeger.

Bauern halten vieles für überzogen

Die Idee zu der Aktion hatte ein Landwirt aus dem Rheinland, der sich selbst „Bauer Willi“ nennt. Sein stiller Protest richtet sich gegen die drei großen Themenfelder des neuen Agrarpakets, das Bundeslandwirtschafts- und Umweltministerium Anfang September gemeinsam auf den Weg gebracht haben. Darin geht es um den Insektenschutz, das Tierwohllabel und Fördergelder, die künftig an den Umweltschutz gebunden sind, erklärt der Geschäftsführer. Aus der Sicht der Landwirte sei vieles überzogen. Die Kreuz-Aktion wurde über die sozialen Medien verbreitet. Bundesweit machten bereits Tausende Landwirte mit.

„Eingriffe in die Landwirtschaft sind gravierend”

Der Bauernverband trägt die Aktion mit, weil die Eingriffe in die Landwirtschaft gravierend seien. Bereits vor dem Agrarpaket engten bürokratische Regeln, darunter zum Pflanzenschutz, die Landwirte in ihrer Arbeit erheblich ein, so Saeger. Die Bundespolitiker hätten vergessen, dass sich die Bauern selbst als Landschaftspfleger betrachten und darauf setzen, Umwelt und Natur zu erhalten. Ihr Engagement zur Verbesserung der Artenvielfalt, zum Beispiel durch das Anlegen von Blühstreifen, werde nicht anerkannt.

Das Agrarpaket beinhaltet unter anderem Verbote von Pflanzenschutzmitteln entlang von Gewässern. Glyphosat ist in absehbarer Zeit komplett verboten. Auf deutliche Kritik stößt bei den Landwirten, dass die Bundesregierung im Insektenschutzprogramm im Bereich der Landwirtschaft vornehmlich auf Verbote setze. Die im Insektenschutzprogramm angekündigten Fördermaßnahmen für Landwirte würden in keinem Verhältnis zu den Vermögens- und Ertragsverlusten stehen, die durch die verschiedenen Auflagen drohen.