Elektromobilität
Diese Weltneuheit aus Pasewalk dürfte E-Autofahrer interessieren
Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Ralph Sommer
Der Chef der Pasewalker Firma Topregal, Jürgen Effner, ist sich sicher: „Das gibt es weltweit noch nicht!“ In dem vor gerade mal einem Jahr im Industriepark der Kürassierstadt eingeweihten Betrieb soll ab Mitte Juni die Produktion von solarbetriebenen Carports starten, unter denen man mit einer integrierten Wallbox ein Elektro- oder Hybridauto aufladen kann, ohne einen Anschluss an das öffentliche Stromnetz zu benötigen. „Eine solche technische Systemleistung, die ein vollkommen autarkes, zu 100 Prozent grün erzeugtes Netz ermöglicht, gab es bis dato nicht“, sagt Effner.
Der „Solo-Port“ könne an jedem Standort in Deutschland aufgestellt und betrieben werden, sagt der Firmengründer des Pasewalker Unternehmens. Man benötige lediglich eine baurechtliche Genehmigung für den 7,10 Meter langen und 3,50 Meter hohen überdachten Autostellplatz.
Grüner Strom für rund 17.000 Kilometer im Jahr
Der Solar-Carport besteht aus einer wetterfesten und sturmsicheren Aluminiumkonstruktion und ist auf dem leicht geneigten Dach mit zwölf 420-Watt-Modulen bestückt, die zusammen rund 5000 Kilowattstunden pro Jahr erzeugen. Diese Menge grünen Stroms reiche für die durchschnittliche Jahresfahrleistung eines Mittelklassewagens von 17.000 Kilometern, versichert Effner.

Das autark arbeitende System besteht aus einem Wechselrichter sowie als Herzstück einem 48-Volt-DC-Batteriespeicher mit zwölf Blei-Gel-Akkus, so dass das Fahrzeug über eine am Carport installierte Wallbox auch nachts mit dem tagsüber erzeugten Solarstrom betankt werden kann. Der Ladevorgang kann zudem über die App „SmartESS“ verfolgt werden.
Im Winter muss zugeladen werden
Eine Tastatur mit Codeeingabe stellt sicher, dass kein Unbefugter Strom zapfen kann. Eine Carportbeleuchtung mit Bewegungsmelder ist ebenfalls integriert. Darüber hinaus stehen zwei 230-Volt-Steckdosen zur Verfügung, über die überschüssiger Strom beispielsweise zum Laden von Elektrofahrrädern, Garten- und Werkzeuggeräten oder für einen Elektrogrill genutzt werden kann.
Einziger Wermutstropfen: In den dunkleren Monaten zwischen Oktober und Februar steht hierzulande wegen des niedrigeren Sonnenstandes weniger Ladekapazität zur Verfügung, so dass gegebenenfalls zugeladen werden muss. Während ein hierzulande aufgeladener Kleinwagen mit einem Durchschnittsverbrauch von 16,3 Kilowattstunden pro 100 Kilometer zwischen März und September täglich 80 bis 90 Kilometer weit kommt, sind es im Winter nur 12 Kilometer. Zum Vergleich: Die durchschnittliche Fahrleistung deutscher Elektroautos liegt bei rund 41 Kilometern pro Tag.
Bis 200 neue Carports im Monat geplant
Zunächst sollen monatlich 100 bis 200 dieser Solar-Carports in Pasewalk hergestellt werden. Der Kaufpreis liegt inklusive Anlieferung bei rund 11.000 Euro, womit sich die Anlage nach Firmenangaben durch den kostenlos produzierten Sonnenstrom nach vier bis fünf Jahren amortisiert hat.
Über die Topregal-Website können sich ab sofort interessierte Firmenkunden dafür anmelden, noch in diesem Jahr sollen auch private Bestellungen für den Solo-Port entgegengenommen werden. Bei entsprechender Nachfrage könnte die Fertigung in Pasewalk erweitert werden.