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Beschäftigungsgesellschaft

Wie weiter mit Südvorpommerns Ein–Euro–Jobbern?

Uecker-Randow / Lesedauer: 4 min

Die Stadt Ueckermünde würde die regionale Beschäftigungsgesellschaft für die Ein–Euro–Jobber gern auflösen oder austreten. Denn das Unternehmen fährt Verluste ein. Dazu sollen die Gesellschafter der OAS Pasewalk am
16. März entscheiden. In Pasewalk und in Löcknitz sieht man die Sache anders.
Veröffentlicht:04.03.2023, 06:00

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Wie die Beschäftigung der Ein–Euro–Kräfte der Uecker–Randow–Region in Zukunft organisiert wird, darüber gibt es momentan verschiedene Ansichten. Die Stadt Ueckermünde warb für eine Auflösung der Organisation zur Arbeitsförderung und Strukturentwicklung Pasewalk GmbH (OAS). Denn sie möchte die Verluste, die die Gesellschaft in jedem Jahr einfährt, nicht mehr länger tragen, begründete Bürgermeister Jürgen Kliewe (parteilos). Von dem Defizit der OAS in diesem Jahr in Höhe von rund 73.000 Euro müsste die Haffstadt 8.500 Euro zahlen. Ueckermünde möchte seine 17 Kräfte für dieses Jahr allein betreuen und einen Beschluss in der Gesellschafterversammlung am 16. März erreichen, nach dem sich die Gesellschaft zum Jahresende 2023 auflöst.

Andere Gesellschafter wie die Stadt Eggesin oder das Amt Löcknitz–Penkun hätten sich im Dezember ähnlich geäußert, so Kliewe. Im Tenor der Gesellschafter habe er den Auftrag bekommen, eine Beschlussvorlage vorzubereiten. Denn man habe gesagt, dass die OAS nur solange bestehen sollte, bis sie keine dauerhaften Verluste einfährt.

Tendenzen gegen die Auflösung

Doch die anderen Gesellschafter würden die OAS nicht oder nicht mehr auflösen wollen, war von Geschäftsführer Dirk Grey zu erfahren. Er habe mit den Kommunen gesprochen. Torgelow und Pasewalk, die Ämter Uecker–Randow–Tal und Löcknitz–Penkun, der Landkreis Vorpommern–Greifswald sowie die Gemeinnützige Fördergesellschaft GSG seien dagegen. Auch in Eggesin gebe es eine Tendenz gegen die Auflösung. Grey fürchtet bei einer Auflösung um 30 Arbeitsplätze bei der OAS. Denn dort gebe es nicht nur die Betreuer und die Verwaltung, sondern auch einen wirtschaftlichen Bereich — unter anderem mit Dienstleistungen, Transporten, Schüttgütern oder Holzwerkstatt. Die Vorteile der OAS würden trotz der Mehrkosten überwiegen.

„Die Stadt Ueckermünde müsste für die Betreuung eine Arbeitskraft einstellen“, betonte der OAS–Geschäftsführer. Die würde 35.000 bis 40.000 Euro Lohn im Jahr bekommen. Das wäre deutlich mehr als der Zuschuss von 8500 Euro. „Wir haben hausintern beschlossen, dass wir das hinkriegen“, erklärte dagegen Bürgermeister Kliewe.

Stadtpräsident: Es geht auch um Arbeitsplätze

Torgelow sieht das anders. „Wir haben beschlossen, dass wir nicht austreten wollen“, sagte Bürgermeisterin Kerstin Pukallus (parteilos). Die Verwaltung sei nicht in der Lage, sich um die Antragstellung, Bewerbungsgespräche, Betreuung und Abrechnung beim Jobcenter zu kümmern. Die Eggesiner Bürgermeisterin Bianka Schwibbe (parteilos) möchte der Entscheidung der Stadtvertretung am 9. März nicht vorgreifen. Dann entscheidet auch Ueckermünde. Stadtpräsident Robert Kriewitz (CDU) würde nicht gern eine Gesellschaft auflösen wollen, die von anderen dringend gebraucht wird. Denn es gehe auch um Arbeitsplätze. „Wenn die Stadt alles selbst organisieren und sparen kann, sollte sie nur aus der OAS austreten“, warb er im Finanzausschuss.

Pasewalk stimmt gegen Auflösung

Die Pasewalker Stadtvertreter stimmten am Donnerstagabend einstimmig dafür, die OAS nicht aufzulösen. Trotz des Verlustausgleiches — für Pasewalk wären dies 2023 rund 11.700 Euro — habe man bei einem Erhalt der Gesellschaft deutlich geringere Kosten, als betreue man die Ein–Euro–Jobber selbst, argumentierte Bürgermeister Danny Rodewald (parteilos). Dazu bräuchte die Stadt bis zu zwei Vollzeitstellen mit jeweils um die 35.000 Euro. In diesem Jahr seien in Pasewalk im Jahresschnitt 28 Arbeitsgelegenheiten (Ein–Euro–Jobs) geplant. Diese würden unter anderem im Lindenbad, im Lokschuppen oder in Vereinen tätig sein. Im Amt Uecker–Randow–Tal sehe man es ähnlich.

„Verluste der Gemeinden sind verkraftbar“

Nach einer neuen Bewertung und intensiven Diskussion zu dem Thema seien auch die Dörfer des Amtes Löcknitz–Penkun gegen eine Auflösung, sagte Amtsvorsteher Stefan Müller am Freitag. Der Erhalt der Gesellschaft sei auch im Sinne der Beschäftigten, die sonst auf dem Arbeitsmarkt keine Chance hätten. Die Verluste, die die Gemeinden zu tragen hätten, seien noch verkraftbar. „Man muss aber genau schauen, wie sich die OAS entwickelt. Wir müssen aufpassen, dass sie keine größeren Liquiditätsprobleme bekommt“, betonte der Amtsvorsteher und Blankenseer Bürgermeister.

Die Stadt Strasburg, obwohl kein Gesellschafter, wolle weiter mit der OAS zusammenarbeiten, versicherte die amtierende Bürgermeisterin und Bauamtsleiterin Anke Heinrichs. Auf die Ein–Euro–Jobber wolle man nicht verzichten. Im Haushaltsplan der Stadt Strasburg für 2023 seien entsprechende Gelder eingestellt. 

Problem bei der Versammlung der Gesellschafter

Die Stadt Ueckermünde baut auch auf eine Summe von 200 Euro, die sie pro Monat und Arbeitskraft vom Jobcenter bekommen würde. Das wären bei 17 Leuten schon 3400 Euro. Doch dieser Zuschuss sei nicht sicher, warnte OAS–Geschäftsführer Grey. Es müsse beim Jobcenter nachgewiesen werden, dass das Geld benötigt wird. 

Bei der Gesellschafterversammlung werde sich noch ein Problem auftun. Der Beschluss für eine Auflösung werde gar nicht auf die Tagesordnung kommen, betonte Grey. Denn die Gesellschafter hätten im Dezember gar keinen Beschluss gefasst, die Auflösung der OAS auf den Weg zu bringen. Man habe nur darüber gesprochen.