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Gastronomen in Not

Wirtin wartet jeden Tag vergebens auf Gäste

Vorpommern / Lesedauer: 3 min

Corona-Vorschriften haben das Lebenswerk von Iwanka Siegert fast zerstört. Die Löcknitzer Unternehmerin muss sich Geld von Freunden leihen.
Veröffentlicht:27.01.2022, 15:30

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„Wenn die Gaststätten nicht allerspätestens zu Ostern wieder ohne Einschränkungen öffnen dürfen, wird es viele von ihnen zum Jahresende nicht mehr geben. Vor allem die kleineren werden die Segel streichen.“ Davon ist Andreas Krieser vom Café zum Speicher in Nechlin überzeugt.

Dass das Gasthaus „Zum Greif“ in Penkun die Coronakrise nicht überstanden hat, wundert ihn gar nicht. Er weiß, dass es seit der 2G-plus-Regel vielen kleinen Gaststätten in Vorpommern und der Uckermark richtig schlecht geht. So wie dem bulgarisch-deutschen Restaurant Wanja in Löcknitz – weit und breit das einzige seiner Art.

„Warte jeden Tag, wochenlang kommt keiner”

Vor Corona lief der Laden gut, sagt Inhaberin Iwanka Siegert. Den ersten Lockdown habe sie noch einigermaßen überstanden. Immer neue Beschränkungen steckte sie irgendwie weg. Doch seitdem sie nur noch Gäste reinlassen darf, die geimpft oder genesen und zusätzlich getestet sind, bleibt der Herd kalt.

„Ich bin jeden Tag in der Gaststätte, warte von 9 bis 21 Uhr auf Gäste, es kommt gar keiner, wochenlang. Ein einziges Mal hatte sich eine Gruppe angekündigt. Da waren zwei dabei, die nicht geimpft waren und sich nicht testen wollten. Ich musste alle wieder wegschicken, sonst hätte ich eine hohe Geldstrafe riskiert.“ Hilfe vom Staat bekommt sie nicht, weil sie nicht alle nötigen Kriterien erfüllt. „Die sagen, ich darf ja mein Geschäft öffnen, darum gibt es keine Unterstützung.“

Die 63-Jährige leiht sich Geld von Freunden, um Strom- und Gasrechnungen bezahlen zu können. Andere hätten längst aufgegeben. Sie kämpft. „Die Gaststätte ist mein Leben. Ich glaube, ohne sie sterbe ich.“

Not der Kollegin macht betroffen

Andreas Krieser ist betroffen von der Not seiner Branchenkollegin. „Jeder Politiker sollte vier Wochen Praktikum in einer Gaststätte machen. Danach würden viele Entscheidungen anders ausfallen.“ Gastronomie sei im extrem dünn besiedelten Nordosten ohnehin ein schwieriges Pflaster. Die Corona-Auflagen würden jetzt vielen den Rest geben. Er selbst hat seinen Restaurantbetrieb seit Dezember vorübergehend eingestellt. „Es rechnet sich vorn und hinten nicht, Personal, Heizung und Waren vorzuhalten.“

Zum Glück habe er Rücklagen, die seien allerdings in den vergangenen zwei Jahren fast aufgebraucht worden. Noch halte der Lieferservice für Schulen und Altenheime und der Hotelbetrieb das Unternehmen mit 15 Mitarbeitern über Wasser. Ein paar Wochen mag das noch gehen, schätzt Krieser. Dann müsse auch er darüber nachdenken, die Reißleine zu ziehen. „Für mich wäre es ein Leichtes, aus der Region wegzugehen“, sagt der Geschäftsführer. „Aber das ist ja eigentlich nicht Sinn und Zweck der Sache.“

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Grieche in Pasewalk bleibt optimistisch

Joannis Lytras vom griechischen Restaurant Marathon in Pasewalk ist die gute Laune noch nicht vergangen. „Es kommen viel weniger Gäste, es ist schwierig. Vieles hat sich verändert und nicht zum Guten. Aber wir bleiben positiv und machen das Beste daraus.“

Iwanka Siegert hofft, dass ihr Corona-Albtraum bald vorbei und der Hunger ihrer Gäste danach um so größer ist. Sie will endlich wieder ihre beliebten mit Käse gefüllten panierten Paprika zubereiten. „Panieren Sie mal Paprika. Was glauben Sie, wie gut das schmeckt.“

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