Wolfs-Monitoring
Wolfsrudel bei Friedland verschwunden
Friedland / Lesedauer: 3 min

Tim Prahle
Das einzige Wolfsrudel in der Friedländer Region existiert als solches wohl nicht mehr. Im Waldgebiet zwischen den Dörfern Eichhorst und Jatzke, aber auch in den Brohmer Bergen war das sechsköpfige „Eichhorster Rudel” vor mehr als zwei Jahren offiziell bestätigt worden und schon Monate zuvor heimisch gewesen. Ein Elternpaar und vier Welpen konnten regelmäßig nachgewiesen werden.
Mehr zum Thema: Fünf neue Wolfsrudel in MV nachgewiesen
Doch in dem neuesten Wolfsmonitoring ist der Status der Tiere offiziell „unklar”. Bereits seit Mai 2021 gebe es keine Anzeichen mehr von dem Rudel, erläuterte Norman Stier von der zuständigen Arbeitsgruppe Wildtierforschung der Technischen Universität Dresden. „Wir denken nicht, dass da noch ein Rudel ist”, sagt er.
Toter Wolf gefunden
Ob stattdessen einzelne Wölfe oder ein Wolfspaar sich im Osten der Seenplatte aufhalten ist unklar. Ebenso, wohin die Tiere des Eichhorster Rudels gezogen sind. Zumindest eines hat womöglich nicht überlebt.
Lesen Sie auch: Wolf schlägt erneut bei Friedland zu
Anfang des Jahres sei ein toter Wolf im Eichhorster Gebiet gefunden worden, erinnert Norman Stier. Eine Obduktion steht allerdings noch aus. Die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf hat noch keine Informationen zur Todesursache oder zur genetischen Herkunft des Tieres.
Schafzucht wegen Wolf aufgegeben
Buchstäblich hat das Rudel in der Region seine Spuren hinterlassen. Tierhaltern raubte es zeitweise den Schlaf. „Das hat einen richtig mitgenommen, wenn sich morgens alle Tiere um den Schäfer geschmiegt haben, um Schutz zu suchen”, erinnert Landwirt Justus Weiß. Er und seine Frau Sabine hatten nach mehr als 30 Jahren die Schafzucht Genzkow aufgegeben. Zu oft hatte das Rudel seiner Aussage nach die verschiedenen Herden gehetzt, die Tiere gerissen oder an Fersen und Kehle verletzt.
Mehr zum Thema: Dieses Warnschild schürt die Angst vorm Wolf
Insgesamt 1500 Muttertiere, die Lämmer und 20 Böcke gaben die Genzkower ab. „Mit blutendem Herzen”, wie Justus Weiß betont, für den die Herdenschutzhilfen des Landes praktisch nie umsetzbar waren. Einem neuen Versuch, Schafe nach Verschwinden des Rudels zu züchten, erteilte er eine Absage. „Strukturen, die einmal zerstört sind, kann man nicht einfach wieder aufleben lasse”, sagt er. Dafür gebe es mittlerweile auch zu wenige Schäfer.
Neues Paar im Landgrabental
Ganz aus der Region verschwunden ist der Wolf aber ohnehin nicht. Denn ein Einzeltier im Landgrabental auf der anderen Seite der Kleinstadt Friedland hat offenbar eine Partnerin gefunden. Der Rüde selbst konnte zuletzt nachgewiesen werden, dank einer Fotofalle wurden dann sogar zwei Wölfe entdeckt.
Außerdem interessant: Wolfs-Rudel bei Mirow nachgewiesen
Daher gehen die Beobachter von einem neuen Paar im Landgrabental aus. Schon einmal hatte besagter Rüde eine Partnerin gefunden. Die in Sachsen besenderte Fähe „FT12 Juli” starb jedoch infolge von Geburtskomplikationen 2021.
Lesen Sie auch: Wolf zeigt sich ganz nahe bei Neubrandenburg