Protest

▶ Zahl der Corona-Demonstranten in Pasewalk wächst

Pasewalk / Lesedauer: 3 min

Für eine „freie Impfentscheidung” gingen am Montagabend Hunderte auf Pasewalks Straßen. Einige trugen Masken, andere Fackeln.
Veröffentlicht:28.12.2021, 06:02
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Von:
  • Author ImageSusanne Böhm
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Rund 500 Menschen, darunter einige Kinder, demonstrierten am Montagabend in Pasewalk für eine „freie Impfentscheidung“. Begleitet von der Polizei gingen sie vom Markt auf Umwegen bis zur Oststadt und zurück. Rund vier Kilometer lang war der Montagsspaziergang bei eisigen Temperaturen. Manche Teilnehmer trugen Masken, andere Fackeln, einer eine Pommern-Fahne, niemand ein Plakat.

Veranstalter Dirk Stegemann von der Initiative „Pasewalk steht auf“ kritisierte, dass die zur Verfügung stehenden Impfstoffe „nicht sicher schützen“. „Schwere Verläufe sollen verhindert werden, trotzdem können Geimpfte sich anstecken und auch andere anstecken, und es gibt sogar bei Geimpften Todesfälle.“ Jeder müsse „aus Solidarität seine Mitmenschen schützen“. Es sei aber „fragwürdig“, ob sich das mit den aktuell erhältlichen Wirkstoffen erreichen lässt.

Pflegekräfte „bald arbeitslos“

Als besonders problematisch bewertete er die Situation der Pflegekräfte, die kurz vor einer Impfpflicht stünden. „Ihr könnt schon mal beim Arbeitsamt Bescheid sagen, dass ihr wohl bald arbeitslos sein werdet. Vielleicht wachen die Verantwortlichen dann auf“, rief er durchs Megafon und bekam Applaus.

Auch die Einzelhändler, die keine Ungeimpften mehr in ihre Geschäfte lassen dürfen, sprach er direkt an. „All die schönen Läden hier in Pasewalk und dann ein Weihnachtsgeschenke-Kaufverbot für Ungeimpfte. Amazon wird sich freuen, wenn alle nur noch im Internet einkaufen.“ Nach rund eineinhalb Stunden war die Versammlung beendet.

Mehrere Personen des Aufzuges hielten sich zunächst nicht an die Auflage zum Tragen einer Mund-Nase-Bedeckung. Die Polizei nahm daraufhin Kontakt zur Versammlungsleitung auf, welche anschließend auf die Einhaltung der Maskenpflicht hinwies. Gegen 18.50 Uhr kam es in der Pestalozzistraße zu einer Zwischenkundgebung. Dort trugen einige Versammlungsteilnehmer erneut keine Mund-Nasen-Bedeckung, sodass der Versammlungsleiter wiederum auf die Einhaltung der Maskenpflicht hinweisen musste. Zudem wurden die Abstände zwischen den einzelnen Personen vergrößert.

Weitere Demo geplant

In mindestens 15 Städten in Mecklenburg-Vorpommern gab es am Montag wieder Proteste gegen Corona-Maßnahmen. Bis zuletzt hatte es so ausgesehen, als würde die Demo in Pasewalk unangemeldet und damit weitgehend unkoordiniert stattfinden. Am Montag hatte sich dann doch noch Dirk Stegemann als Veranstalter zur Verfügung gestellt, die Demo bei der Kreisverwaltung angemeldet und die Zusammenarbeit mit den Ordnungsbehörden übernommen.

„Ich hatte bei den Behörden nachgefragt, ob es einen Veranstalter gibt. Als ich hörte, dass die Demo wohl nicht angemeldet sein soll, habe ich gesagt, ‚dann mache ich das für die Leute‘.“ Verabredet hatten sich die Teilnehmer auf verschiedenen Internet-Plattformen und über Messenger-Dienste.

Bei der ersten Corona-Demo in Pasewalk am Montag vor Weihnachten waren rund 250 Teilnehmer dabei. Auch am nächsten Montag soll in Pasewalk wieder demonstriert werden.

Von Löcknitz nach Pasewalk

Vor der Versammlung in Pasewalk, entdeckte die Polizei in Löcknitz gegen 17.45 Uhr eine Gruppe mit ca. 15 Personen in der Nähe des Kirchplatzes. Laut Polizei, sprachen die Beamten die Personen an. Daraufhin teilten die Personen mit, dass sie weder zu einer Versammlung möchten noch als solche gewertet werden wollen, so die Polizei. Danach löste sich die Personengruppe auf. Einige der Gruppe sollen anschließend mit Fahrzeugen von Löcknitz nach Pasewalk gefahren sein, um sich der dortigen Versammlung anzuschließen, sagt die Polizei.

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