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Zoff im Torgelower Ukranenland – das sagen die Beteiligten

Torgelow / Lesedauer: 6 min

Seit Monaten schwelt es im Ukranenland-Verein. Unzufriedenheit, Zweifel an der Rechtmäßigkeit bei der Vorstandswahl. Außerdem stehen Rassismus-Vorwürfe im Raum.
Veröffentlicht:12.02.2022, 06:32

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Es liest sich wie ein Abgesang auf das Torgelower Ukranenland – jenes Schreiben, das der Redaktion vorliegt, leider aber keinen Unterzeichner hat. Klar ist aber, dass es um Dinge geht, die im Ukranenland seit geraumer Zeit für Unruhe sorgen und auch für Gerede in der Öffentlichkeit. Ein Thema, das viele beschäftigt.

Worum geht es? „Viele der langjährigen und ehemals sehr engagierten Mitarbeiter und Vereinsmitglieder, welche die Museen und Einrichtungen des Ukranenlandes seit fast drei Jahrzehnten am Laufen gehalten haben, sind schwer enttäuscht. Der Zwist und die Streitigkeiten der vergangenen Jahre haben auch die größten Enthusiasten unter ihnen niedergeschlagen. Das Ukranenland hat sich stark verändert, das Herzblut für ihr Lebenswerk ist in unzähligen Reibereien versickert“, heißt es in dem Schreiben.

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Verursacher sei die Vereinsführung, der es aus Sicht „alter, verdienter Ukranen“ erheblich an Transparenz, demokratischem Grundverhalten und Anstand mangele. Mitglieder seien öffentlich diffamiert und ausgeschlossen worden, und die Neuwahl des Vereinsvorstandes habe einem „wüsten, unfairen Scharmützel“ geglichen.

Was zur Folge habe, dass sich etliche aus der Kernbesatzung des Ukranenlandes nun verabschieden. „Der Großteil der (...) Belegschaft, deren markante Gesichter jeder Torgelower beim Ueckerspaziergang sofort erkennt, zieht sich vorerst aus seiner geliebten Siedlung zurück“, wird angekündigt. Der Grund: Ein Vorstand, der Rechte und Belange seiner Vereinsmitglieder nicht anerkenne, dürfe nicht länger auf ihre engagierte Hand- und Kopfarbeit zählen. Ob die Scheidenden wiederkehren? Und wenn nicht, steht dann das Ukranenland sogar vor dem Aus?

Vereinschef Schubert: Wahl ist rechtens!

Zumal es weitere Querelen gibt, die zumindest zeitlich in einem Zusammenhang stehen könnten. Vereinsmitglied Thomas Lenz beispielsweise hatte sich kritisch zu den Neuwahlen im Verein geäußert. Er zweifelt deren Rechtmäßigkeit an und wirft Vereinschef Wolfgang Schubert vor, durch Klüngeleien die Wahl des Vorstandes zu seinen Gunsten manipuliert zu haben.

Zudem laufe ein Feldzug gegen Mitglieder des Ukranenlandes, dabei bediene sich der Vorstand der „Rassismus-Keule“, um Kritiker und Gegenkandidaten auf perfide Weise zu diffamieren, zu diskreditieren und aus dem Verein zu drängen, schreibt Thomas Lenz, Büroleiter des früheren und auch des aktuellen Parlamentarischen Staatssekretärs für Vorpommern und nun auch das östliche Mecklenburg, Patrick Dahlemann und Heiko Miraß. Lenz ist selbst erst vor zwei Jahren dem Verein beigetreten und trat im vergangenen Herbst bei der Vorstandswahl gegen Vereinschef Schubert an.

Der Nordkurier hat den neuen Vorstand und Vereinschef Wolfgang Schubert mit den Vorwürfen konfrontiert. „Die Wahl ist rechtens und wurde anwaltlich überwacht“, versichert Schubert und legt einen Beschluss des Amtsgerichtes Neubrandenburg vor, aus dem hervorgeht, dass der neue Vorstand am 28. Oktober 2021 in das Vereinsregister eingetragen wurde.

„Die Wahl verlief korrekt. Keiner der Anwesenden hat während der Wahl Anträge gestellt oder Einwände erhoben. Die Auszählung erfolgte vor den Anwesenden“, berichtet auch Rechtsanwältin Petra Müller.

„Was war falsch daran, neue Mitglieder zu suchen?“

Zudem sieht der Ideengeber des Ukranenlandes nichts Verwerfliches darin, auf Mitgliedersuche gegangen zu sein. Im Gegenteil. „Wir haben die ganzen Jahre schon mit zahlreichen Partnern zusammengearbeitet und nun endlich diese Zusammenarbeit mit einer Mitgliedschaft besiegelt“, so Schubert. Es habe viele Anfragen gegeben, sagt der Eggesiner, weil sich die Situation im Ukranenland herumgesprochen hatte. Im Verein und im neuen Vorstand finden sich nun unter anderem auch die Chefin des Kulturspeichervereins in Ueckermünde, Katrin Starke, die Fraktionsvorsitzende der Linken in Torgelow, Marlies Peeger, der Vereinschef des lokalen Bündnisses für Familie, Peter Fels, und auch der ehemalige Geschäftsführer der OAS Torgelow, Thomas Glaß, wieder.

„Sie sind jetzt alle, nach bereits jahrzehntelanger Zusammenarbeit und Partnerschaft, aktiv in unserem Vorstand tätig“, sagt Wolfgang Schubert. Aber nicht nur das. „Wir haben das natürlich alles mitbekommen und das Ukranenland in großer Gefahr gesehen“, betont Thomas Glaß. Er bezeichnet die Vorwürfe als völlig haltlos, sie entbehrten jeglicher Grundlage. Es mache ihn sehr wütend, dass „von den im Raum stehenden Halb- und Unwahrheiten wahrscheinlich immer etwas hängen“ bleibe.

„Wir als neuer Vorstand stehen voll hinter Wolfgang Schubert und blicken nach vorn“, erklärt Glaß weiter. Ein gut gefüllter Terminkalender stimme die mehr als 60 Mitglieder, von denen zwei Drittel aktiv mitarbeiten, mehr als optimistisch. Zahlreiche Schulveranstaltungen und Klassenfahrten seien gebucht. „Das sind planbare Einnahmen, mit denen wir arbeiten können“, so der Vorstandsvorsitzende, der betont, dass das Ukranenland personell und finanziell gut dastehe und keinen Grund zur Sorge sehe, dass es nicht weitergehen könnte.

Kritik und Dank

Auf die Frage, was es dann mit dem Brief einiger jahrelanger Vereinsmitglieder, die sich aus dem Verein verabschieden wollen, auf sich hat und ob dieses Engagement dann personell nicht fehlen würde, antwortet Schubert: „Grundsätzlich schmerzt mich jeder Abschied, und es tut mir um jeden Einzelnen leid, der geht.“ Von den 17 Personen, die auf einem Foto zu sehen sind, sei der größte Teil zwar Mitglied, jedoch noch nie aktiv im Verein tätig gewesen, hält er dagegen. Auch Thomas Lenz habe „bisher keine einzige Stunde museumspädagogische oder praktische Arbeit im Verein geleistet“, behauptet Schubert. „Es stimmt, es sind alles Ukranen, der Großteil spielt jedoch seit Langem für unsere praktische Arbeit keine Rolle mehr.“

Ein Abschied schmerze ihn jedoch ganz besonders. „Ich möchte mich ausdrücklich bei Anette Respondek für die vielen guten Jahre bedanken“, betont Schubert, der sich gern an die Zusammenarbeit mit der Vize-Chefin erinnert.

Vorfall soll aufgearbeitet werden

Auch zu den Vorwürfen von Thomas Lenz, es laufe ein Feldzug gegen Mitglieder des Ukranenlandes mithilfe der „Rassismus-Keule“, bezieht Schubert Stellung und legt dem Nordkurier den Brief einer Berliner Lehrerin aus dem Jahr 2019 vor. Hier heißt es: „(...) Insgesamt waren die meisten Mitarbeiter den Kindern zugewandt“, jedoch sei der Klasse ein Ukranenland-Mitarbeiter „(...) negativ bezüglich der Sprache und Aussprache gegenüber Kindern und dem Begleitpersonal aufgefallen. Damit ist gemeint, tendenziell unterschwellige, rassistisch wirkende Bemerkungen und das Nachäffen der Sprache und Aussprache von Kindern, die der deutschen Sprache noch nicht mächtig sind.“

Dazu sagt Schubert: „Dieses Verhalten ist mit unseren Vereinszielen unvereinbar und geht überhaupt nicht“, zumal es sich in diesem Fall um syrische und libanesische Kinder gehandelt habe, die seinerzeit noch kriegstraumatisiert gewesen seien und erst seit Kurzem in Deutschland lebten. So ein Vorfall müsse aufgearbeitet werden.

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