Nur einer statt drei
Beim Boddenhecht droht Anglern ein Kahlschlag
Stralsund / Lesedauer: 2 min

Ralph Sommer
Viereinhalb Jahre lang haben Wissenschaftler in einem bislang einzigartigen interdisziplinären Projekt das Leben der kapitalen Boddenhechte an Vorpommerns Küste untersucht. Zum Abschluss der mit 1,83 Millionen Euro geförderten Studie haben am Wochenende die Forscher Vorschläge unterbreitet, die den Rückgang der Bestände der besonders bei Anglern beliebten Raubfische stoppen sollen.
Minister Backhaus: Schon weitgehend Konsens über Forscher-Vorschläge
Um die Bestände zu stabilisieren oder sogar wieder zu erhöhen, empfehlen die Experten unter anderem, dass Petrijünger an der Küste künftig nur noch einen statt wie bisher drei Hechte pro Tag angeln dürfen. Der Vorschlag ist einer von insgesamt 54, die am Wochenende auf einem Forum in Stralsund dem Fischereiministerium Mecklenburg–Vorpommern unterbreitet wurden. Nach Angaben von Minister Till Backhaus (SPD) besteht bereits für 35 Empfehlungen weitgehend Konsens mit Verbänden und Interessenvertretungen, darunter jener für die Absenkung des sogenannten Bag Limits.
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Preisanhebung für die Küstenangelkarte
Gestritten wird nach Informationen des Nordkuriers gegenwärtig noch über Vorschläge zur Preisanhebung für die Küstenangelkarte zugunsten der Fischbestandssförderung. Alternativ dazu wird auch über die Einführung einer Boddenkarte für das Angeln in Bodden zum Preis von 15 Euro pro Woche oder 50 Euro pro Jahr debattiert. Auch für die von den Wissenschaftlern empfohlene Regulierung der Kormoran– und Robbenbestände, die Vergrämung von Robben, die Einführung von Hecht–Laichschonbezirken sowie die Einschränkung beim Touristenfischereischein zum Beispiel bei der Rutenzahl als Anreiz zum Erwerb des regulären Fischereischeins gab es bislang noch keine Einigung.
Hecht-Maximalmaß zum Schutz kapitaler Hechte
Konsens besteht dagegen auch darüber, das bisherige Hecht–Mindestmaßes von 50 auf 60 Zentimeter zu erhöhen. Zudem soll erstmals ein Hecht–Maximalmaß von 90 Zentimetern eingeführt werden, um die für die Reproduktion besonders wichtigen großen Hechte zu erhalten. Einigkeit besteht offenbar auch darin, Hecht–Laichwiesen zu renaturieren, stellnetzfreie Korridore und weitere Winterlager in Häfen einzurichten und den illegalen Fischverkauf an Gaststätten zum Beispiel durch Angler zu unterbinden. Zudem soll eine App mit Standort–Informationen zu geltenden Regelungen entwickelt werden.
Die Vorschläge würden jetzt in Anhörungen mit den Fachverbänden diskutiert, sagte Fischereireferent Kay Schmekel. Spätestens Anfang 2024 soll dann die neue Küstenfischereiverordnung vom Land beschlossen werden. Die neuen Regeln würden dann voraussichtlich Ende 2024 gelten.