Ostsee

Erbitterter Widerstand gegen LNG-Terminal vor Rügen

Lubmin / Lesedauer: 3 min

Die Pläne von Bundesregierung und Energiekonzern RWE, vor Rügen zwei LNG-Tower zu errichten, erzeugen viel Gegenwind. Besonders die Größe der Anlage lässt aufhorchen.
Veröffentlicht:14.02.2023, 16:58
Aktualisiert:14.02.2023, 17:05

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Dass die traditionell streitlustige und klagefreudige Deutsche Umwelthilfe unmittelbar nach Bekanntwerden der ersten Pläne für die beiden Flüssiggas-Tower rund fünf Kilometer vor der Seebrücke Sellins die Widerstandstrommeln rührten, überraschte nicht – der Ton der zu erwartenden politischen Auseinandersetzungen für die nächsten Wochen war dann aber doch deftig.

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LNG Tower Rügen (nur für Web [1800x1800px]) (Foto: LNG Tower)

Warnung vor Industrialisierung der Ostsee

Müller-Kraenner bezeichnete die Pläne als völlig überdimensioniert. Die vorgesehenen Kapazitäten seien – auch gemessen an den Projekten in Wilhelmshaven oder Brunsbüttel – extrem. Dort hätten die Terminalschiffe eine Kapazität von lediglich fünf bis 7,5 Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Der Bau des Terminals vor Rügen wäre eine beispiellose Industrialisierung der Ostsee, so der Umwelthilfe-Geschäftsführer.

Äußerst skeptisch äußerte sich auch Leif-Erik Holm, AfD-Bundestagsabgeordneter aus Mecklenburg-Vorpommern. „Bei allem Verständnis für die Dringlichkeit bei energiepolitischen Entscheidungen muss im Fall der geplanten LNG-Terminals vor Rügen das Motto gelten: Vorsicht statt vorschnell”, so Holm. Dazu gehöre auch, die Bedenken der betroffenen Gemeinden ernst zu nehmen und nicht über ihre Köpfe hinweg zu entscheiden. Außerdem müssten mögliche Alternativen ernsthaft und ergebnisoffen geprüft werden.

Gefahr für Tourismus

In dem Zusammenhang begrüßte es Holm, dass Landeswirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) die Bundesregierung bitte, auch über andere Standorte nachzudenken. „Das allein reicht aber nicht. Meyer sowie die gesamte rot-rote Landesregierung müssen gegenüber dem Bund unmissverständlich klarmachen, dass Mecklenburg-Vorpommern die Last für die gescheiterte Energiewende der Ampel nicht alleine tragen kann.” Der AfD-Politiker weiter: Schon jetzt zerstörten riesige Windräder und Windparks zunehmend unsere Küstenlandschaft mit ihrem einmaligen Panorama. Wenn nun nach Lubmin auch noch weiter LNG-Terminals vor Rügen ins Meer gepflanzt und zusätzlich Tanker vor Anker gehen sollen, dann sei das eine große Gefahr für den Tourismusstandort MV.

Lob für seine bisher zurückhaltende Einschätzung der Pläne aus dem grün-geführten Bundeswirtschaftsministerium und von RWE bekam Meyer auch vom Koalitionspartner. „Wir teilen die geäußerten Bedenken aus dem Landeswirtschaftsministerium und auch die von Umweltverbänden vorgetragenen Sorgen”, teilten die beiden Linken-Landesvorsitzenden Vanessa Müller und Peter Ritter mit.

Vorsicht vor der LNG-Abhängigkeit

Die Linken hoben noch einen anderen Aspekt auf die politische Agenda. „Es sei richtig gewesen, sich nach Alternativen umzuschauen, um sich bei der Energiesicherheit von der Abhängigkeit von russischem Erdgas zu lösen. Es müsse jedoch darauf geachtet werden, dass diese Brücke keine Einbahnstraße werde. Wenn man von der Erdgas-Abhängigkeit in die LNG-Abhängigkeit gerate, so Müller und Ritter, seien die notwendigen Ziele in der Energiewende nicht zu erreichen.

„Deshalb sind jetzt konsequente Weichenstellungen notwendig, um vor dem nächsten Winter deutlich zu erkennen, wie, wann und mit welchen Mitteln der Weg zur Energieversorgung aus erneuerbaren Energien eingeschlagen wird”, betonten die Linken.