Interview

Guido Maria Kretschmer sucht Shopping Queen auf Rügen und liebt MV

Binz / Lesedauer: 8 min

Die modeverliebte TV–Show sucht derzeit Kandidaten auf der Insel Rügen. Unser Reporter Matthias Lanin sprach mit dem Designer Guido Maria Kretschmer über den Geschmack des Nordens.
Veröffentlicht:28.05.2023, 06:44

Von:
  • Nordkurier
Artikel teilen:

Waren Sie schon in Mecklenburg–Vorpommern?

Ich war eigentlich des Öfteren in Mecklenburg–Vorpommern, weil ich gute Freunde habe, die dort leben und habe gute Erinnerungen daran. Mit Frank war ich auch schon mal ein Wochenende auf Rügen. Das hat uns sehr gut gefallen!

Was denn genau?

Besonders gut hat es mir im Schweriner Schloss gefallen. Wir haben „Hände weg von Mississippi“ mit Detlev Buck und Katharina Thalbach gedreht und da war ich fast den ganzen Sommer über dort und wir hatten eine sehr schöne Zeit. An den Wochenenden und Drehpausen bin ich immer dortgeblieben, habe mir Schwerin angeschaut, alles durchwandert. Es gibt ja auch so schöne Seen dort und eine wirklich tolle Landschaft. Außerdem mag ich auch die Ministerpräsidentin sehr, die mir im vergangenen Jahr einen Preis, den „Ring of Courage“ verliehen hat. Da habe ich sie kennengelernt und wir haben uns sofort sehr gut verstanden.

Welchen Stil tragen die Frauen im Nordosten?

Also ich würde sagen, dass so ein Look nichts Festzulegendes auf eine bestimmte Region ist. Ich glaube nicht, dass die Frauen im Nordosten anders gestylt sind. Man merkt natürlich schon ein bisschen, dass es so was Nordisches hat, was ich sehr charmant finde. Es ist ja auch nicht so weit entfernt von Hamburg.

Wenn ich den Stil beschreiben soll, würde ich vielleicht sagen, er hat etwas leicht Traditionelles vom Land, gepaart mit schönen, coolen Styles. Ich sehe hier auf jeden Fall moderne Frauen, die ihren Look selbstbewusst nach außen tragen.

Erkennt man am Stil also die Heimat nicht?

Doch. Generell glaube ich, dass im eigenen Stil immer auch etwas zurückbleibt von dem, wo man herkommt. Das mag in Mecklenburg–Vorpommern auf jeden Fall die Verbundenheit mit dem Land sein, mit sehr viel Wasserkontakt. Und das ist auch das, was ich mit dem Bundesland verbinde — viel mehr als einen besonders eigenen Look, der aber sicher durch die Region und die Menschen, die dort leben, geprägt ist.

Was erwarten Sie von der Rügener Shopping Queen?

Ich bin sehr gespannt auf unsere Rügener „Shopping Queen“ und würde mich freuen, wenn jeder sieht, was das für tolle Menschen sind, in einem tollen Bundesland, weil es hier vielleicht häufig auch Vorurteile gibt, auch was den Style angeht. Ich wünsche mir, dass man sieht, wie charmant die Leute sind, wie offen, wie frei, wie modern eben auch und dass sie es immer sein mussten, weil es immer schon eine Urlaubsregion war, auch damals im Osten noch.

Also ich würde mich freuen, wenn es eine moderne, lässige Woche wird, in einem Bundesland, in dem extrem viele Menschen wohnen, die vom Tourismus leben, was nicht passieren könnte, wenn sie nicht weltoffene, tolle Menschen wären.

Wonach werden die Bewerberinnen ausgesucht?

Das weiß ich tatsächlich gar nicht genau, weil sich die Produktionsfirma und die Redaktion darum kümmern. Ich weiß nur, dass sich die Leute sehr lange bewerben. Wir hatten vor kurzem eine Frau dabei, die zehn Jahre auf der Bewerberliste stand und dann endlich die Chance bekommen hat. Es geht sicher manchmal auch schneller, aber ich glaube, es sind einfach Frauen, die aus dem normalen Leben kommen. Wir haben bei uns ja kein Auswahlverfahren, bei dem wir sagen, dass wir nur ein bestimmtes Bildungsniveau oder bestimmte Menschen auswählen. Wir wählen Frauen aus, die passen und die in der jeweiligen Woche gut zusammen funktionieren.

Das heißt, Sie sehen sie in der Sendung auch zum ersten Mal?

Ja, weil ich mir nicht vorher schon ein Bild machen möchte. Ich möchte weder wissen, wo sie leben, noch wer sie sind. Ich sehe das wie der Zuschauer in dem Moment und genauso ist es mit dem Look und zum Ende mit dem Preis — ich gebe meine Punkte, die Kandidatinnen geben ihre Punkte und dann kommt eben eine raus, die die höchste Punktzahl hat. Es geht nicht darum, dass ich das danach beeinflussen könnte oder würde, das tue ich nicht.

Was war der schönste Moment in der Sendung?

Ach, es gibt sehr viele schöne Momente: Menschen, die vermeintlich dachten, sie hätten gar keine Chance, weil sie die Älteste waren oder vielleicht zu kräftig, die dann unsere „Shopping Queen“ geworden sind. Das zeigt eben auch, dass ein guter Look eine Kombination aus Vielem ist und das ist genau das, was unsere Sendung ja auch ausmacht. Wir sind für den Menschen gemacht und geben Frauen die Möglichkeit, über uns zu zeigen, wer sie sind und ihren eigenen Look zu spielen, dabei aber niemals ihre Würde verlieren und das finde ich einen ganz wichtigen Moment. Mode ist ein Vehikel, in das man einsteigen kann und ich glaube, dass viele Frauen das auch so empfinden.

Was ist denn guter Modegeschmack?

Ich glaube, ein guter Modegeschmack ist ein bisschen, zu wissen, wer man ist. Ich sage ja immer: „Die Mode ist die Haut der Seele, denn sie sollte das nach außen zeigen, was in dir schlägt.“ Wenn du jemand bist, der sehr outgoing oder extrovertiert ist, dann ist es auch schön, das zu sehen. Mode kann aber auch beschützen und behüten. In unserer Sendung hat man eben die Chance, mit Mode zu spielen.

Ich würde mich freuen, wenn mehr Menschen mit den Möglichkeiten von Mode und ihren Optionen spielen könnten, um einfach Vorurteilen zu entgehen, dabei zu sein, ohne dass einer sieht, dass man vielleicht eigentlich gar nicht dazugehört. Das ist ein Spiel und wer da einmal eingestiegen ist und ein bisschen weiß, wie es funktioniert, der ist gut angezogen.

Wenn man mich fragt, was das Highlight von Mode ist, würde ich sagen, den Style gefunden zu haben, der in diesem Moment zu mir passt, der mir Sicherheit gibt und Stärke, mich aufregend sein lässt oder mich vielleicht manchmal auch wegträumt, sodass man gar nicht sieht, dass ich da bin, dass ich verstecken kann und das finde ich gehört auch dazu, zu einem guten Modegeschmack.

Kann man das lernen?

Absolut, Mode ist lernbar wie Geschmack auch. Man sollte sich mit der Form, die man hat, auseinandersetzen, mit den Farben, die einem stehen könnten, mit den Zeiten, in denen man gerne gelebt hätte. Wenn wir neuen Menschen begegnen, nehmen wir sie erstmal nicht durch das wahr, was sie sind oder wie sie sich verbalisieren. Im ersten Moment zeigen wir nonverbal, wer wir sind und das eben auch über die textilen Möglichkeiten, die man hat und mit sich trägt.

Manche liegen in der Sendung auch weit daneben. Wie schaffen Sie es immer so freundlich zu bleiben?

Ich bin ein großer Menschenfreund, liebe sie sehr und habe Menschen eigentlich alles zu verdanken. Ich bin begeistert von der Kreativität der anderen, das ist ein großes Glück in meinem Leben. Wenn die Kandidatinnen ihr Zuhause für mich aufmachen und mich in der Sendung an ihrem Leben teilhaben lassen, dann finde ich, gehört es absolut zum guten Ton, dass ich mich benehme und dass ich sicher mit Humor Dinge beurteile, aber ich würde immer anständig sein und das ist, was ich auch immer selbst erwarten würde.

Das ist nur ein Moment, der uns umgibt und es ist nicht meine Aufgabe zu bewerten, sondern ich beschreibe so ein bisschen, was ich sehe, was ich empfinde, aber mit großem Respekt für die Menschen. Das nennt man Empathie und die habe ich, was sicher auch mit meinem Weltbild, das ich in mir trage, zu tun hat, dass ich glaube, dass niemand verloren gehen sollte, weder textil noch menschlich.


Shopping Queen ist eine sogenannte Doku–Soap, bei der echte Menschen in echtem Umfeld gefilmt werden. Es gibt sie seit Anfang 2012 und sie wird montags bis freitags von VOX ausgestrahlt wird. Die Moderation hat Guido Maria Kretschmer.

Vom 26. bis zum 30. Juni dreht der Sender auf der Insel Rügen. Das Finale  soll in Hamburg am 7. Juli stattfinden. Die Rügener Shopping Queen wird gegen Ende August  im Fernsehen ausgestrahlt.

In dieser Serie geht es um Mode und um das perfekte Outfit: Wer wird die Shopping Queen?

Bewerben kann man sich im Netz unter www.constantin–casting.de/shoppingqueen–socialmedia