Rügener Badejunge wird boykottiert
Bergen / Lesedauer: 3 min

Der Rügener Badejunge wird nach 71 Jahren nicht mehr am Standort Bergen auf Rügen, sondern im thüringischen Altenburg produziert. Auch die Milch für dem Camembert wird nicht mehr von Rügener Kühen stammen. Bei den Verbrauchern – gerade in Mecklenburg-Vorpommern – kommt dies nicht gut an, auf Facebook machen sie ihrem Unmut Luft.
Rügener Badejunge wird zum Zankapfel
René Kähler etwa schrieb: „Erst die Schlachterei in Teterow, dann die Käserei auf Rügen? Was kommt als nächstes? Man macht Mecklenburg-Vorpommern systematisch kaputt. Ohne Arbeitsplätze bleibt doch niemand gerne hier.”
Auch der Kommentar von Rosi von der Insel Usedom kann stellvertretend für viele andere betrachtet werden: „Ich für meinen Teil, kaufe mir noch einige Rügener-Badejungen und dann, NIE WIEDER. Das habe ich mir geschworen. Es tut mir Leid um die Rüganer, wieder Arbeitsplätze verloren.”
„Schade, Ihr habt eine Kundin verloren.”
Auch Facebook-Nutzerin Bine Kühnlenz ist viele viele andere Rüganer sauer: „Ich kenne den Rügener Badejungen schon aus meiner Kindheit. Leider werde ich Ihn nicht mehr kaufen, da er nach Rügen gehört und nicht nach Thüringen. Schade, Ihr habt eine Kundin verloren.”
Dies gilt ebenso für Peter U Marlen Stroth, der sich vor allem über die weitere Verwendung des Namens Rügener Badejunge wundert: „Also ich hab den gerne gegessen aber damit ist jetzt Schluss. Und außerdem müssten jetzt die richtigen Behörden dieser Firma verbieten, diesen Käse weiter 'Rügener Badejunge' zu nennen. In meinen Augen ist dieses Privileg mit der Schließung in Bergen erloschen. Sollen sie den Käse doch 'Thüringer Wipfelkäse' nennen oder so.”
Boykottstimmung im Internet
„Wir nehmen in den Sozialen Medien schon so etwas wie eine Boykottstimmung wahr”, fasst Jörg Dahms von der Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) in der OstseeZeitung die Lage zusammen.
Nun hat auch der Betreiber der Edeka-Filiale BergenSüd Konsequenzen aus der Standortschließung gezogen. Aber anstatt, wie von einigen Verbrauchern gefordert, den Käse ganz aus dem Sortiment zu nehmen, wurde ein auffälliges Hinweisschild am Verkaufsregal angebracht: „Achtung, kein regionales Produkt!”, steht direkt neben dem Preis für den Rügener Badejungen, der nicht mehr viel mit der Insel zu tun hat.
Proteste von Mitarbeitern und Milchlieferanten
Vor zwei Jahren hatte das Deutsche Milchkontor (DMK) die Schließung seiner kleinen Käserei auf Rügen wegen angeblich nicht kostendeckender Produktion angekündigt. Allen Protesten von Mitarbeitern und Milchlieferanten zum Trotz beharrte das größte deutsche Molkereiunternehmen mit Firmensitz im niedersächsischen Zeven auf der Verlagerung der Produktion nach Thüringen, wo inzwischen die ersten drei Reinkäsesorten unterschiedlicher Fettstufen hergestellt werden.
Den Verkauf an ein anderes milchwirtschaftliches Unternehmen wie die Ostmilch GmbH, die auch Anteile an der Uckermilch GmbH in Prenzlau hält, oder an eine Neugründung auf Rügen hatte der Aufsichtsrat aus Konkurrenzgründen strikt abgelehnt.