Kreidefelsen

Rügens neue Königsstuhl-Brücke schwingt im Windkanal

Sassnitz / Lesedauer: 2 min

Die Planungen für den umstrittenen neuen „Königsweg“ am Königsstuhl auf der Insel Rügen kommen voran. Ein Modell der Brücke wird derzeit getestet. Ein Interview mit dem Chef des Ingenieurbüros.
Veröffentlicht:28.01.2019, 14:23
Aktualisiert:06.01.2022, 14:17

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Derzeit wird maßstabgetreues Modell des Bauingenieurs Professor Mike Schlaich für den „Königsweg“ an Rügens Königsstuhl im Windkanal getestet. Ralph Sommer sprach mit dem Chef des Ingenieurbüros „Schlaich Bergermann Partner” (sbp), dessen Bauwerke auch in Hongkong, Dehli, Madrid und Malaga stehen und der auch als Spezialist für Fußgängerbrücken in Leichtbauweise wie jene in Rathenau, Oberhausen, Greifswald und Sassnitz gilt.

Ihr Vater Jörg hat einmal den Satz geprägt, die beste Brücke wäre eigentlich eine, die man kaum sieht. Inwiefern wird Ihr Entwurf für den Königsstuhl diesem Anspruch gerecht?

Die Aussage bezog sich auf Brücken in sensiblen Bereichen. Das Umfeld am Königsstuhl gehört dazu. Hier müssen wir mit Respekt und Bescheidenheit vor der Natur vorgehen. Unser Entwurf ist leicht und zurückhaltend. Der Mast des seilverspannten Königsweges zum Beispiel wird – verglichen mit dem benachbarten Sendemast der Telekom – verschwindend klein sei.


(Grafik: sbp. Zum Vergrößern bitte anklicken.)

Was erwartet den Besucher des Königsweges? Auf welche neuen Sichtachsen im Vergleich zur heutigen Aussichtsplattform auf dem Königsstuhl darf er sich freuen! Was wird er vermissen?

Vermissen wird er, dass er nicht mehr mit beiden Füßen auf dem Kreidefels stehen kann. Die Aussicht an der Spitze des Schleifenweges wird dieselbe sein wie bisher jene von der Königsstuhlplattform. Aber zusätzlich wird unsere Brücke den Besuchern völlig neue Sichtachsen zum Königsgrab, zur Kreideküste und zur Victoriasicht bieten.

In welchem Entwicklungsstadium befindet sich das Projekt derzeit?

Gegenwärtig testen wir ein Modell im Windkanal in Birkenfeld in Baden-Württemberg. Spezialisten haben dafür ein maßstabsgerechtes, etwa einen Meter großes Modell von Brücke und Felsformation gebaut. Das Abbild ist nicht nur dimensionsskaliert, sondern auch massenskaliert. Das heißt, es wurde auch gewichtsmäßig dem Original entsprechend gefertigt, um zum Beispiel das Schwingungsverhalten bei Sturm zu untersuchen.

Was meinen Sie, ab welcher Windstärke müsste die Brücke denn künftig voraussichtlich für Besucher gesperrt werden?

Ganz konkrete Aussagen kann man erst nach den Tests im Windkanal treffen. Die Brücke wird sich ja in einer sehr windexponierten Lage befinden. Derzeit gehen wir davon aus, dass der Zugang zum künftigen Königsweg in genau derselben Sturmsituation geschlossen wird, in der bislang auch der Königsstuhl gesperrt wird.

Und welche Lebensdauer wird ihre Brücke haben?

Entsprechende Wartung vorausgesetzt, muss ein solches Bauwerk 100 Jahre halten.