Ladestationen

Urlauber fährt mit E-Auto zur Ostsee – Fazit: „Desaströs“

Darß / Lesedauer: 4 min

Zu wenige Ladestationen, zu lange Wartezeiten und zu hohe Preise: Der Kurzurlaub an der Ostsee ist für einen Berliner dank seines Elektroautos ziemlich stressig geworden.
Veröffentlicht:23.05.2023, 05:58

Von:
  • Lutz Reuter
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Ronald Slabke mag es, Elektro–Auto zu fahren. „In 99 Prozent der Fälle ist es das richtige Auto“, sagt der Berliner im Gespräch mit dem Nordkurier. Sein Ausflug zum Darß für einen Ostsee–Kurzurlaub über das lange Himmelfahrtwochende zählt offenbar nicht zu diesen Fällen. Sein Fazit zurück in Berlin lautet: „desaströs“!

Suche nach Ladestationen wird zu Abenteuer

Slabke hatte permanent Probleme, das Elektro–Auto mit Strom zu versorgen. Das hatte aus seiner Sicht zum Teil zwar mit „Pech“ zu tun. Dennoch ist er sich sicher: Wenn in den kommenden Jahren mehr und mehr Leute auf Elektro–Autos umsteigen, „wird das für viele schon eine Umstellung werden.“

Die Probleme begannen bereits kurz nach der Ankunft. Weil er wusste, dass es bei der gebuchten Ferienwohnung keine Ladestation gibt, hatte der Berliner zuvor bei einem benachbarten Hotel gefragt, ob er seinen VW ID4 an der dortigen Station aufladen kann, was ihm wohl eine Mitarbeiterin am Telefon bestätigte. Davon wollte die Chefin vor Ort aber nichts wissen und lehnte ab. Obwohl die Station des Hotels während der vier Tage nur einmal besetzt gewesen sei, habe die Chefin sich nicht umstimmen lassen.

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„Und so begann das Abenteuer mit den öffentlichen Ladestationen“, schildert der E–Auto–Fahrer bei Twitter, wo ihm sein Erfahrungsbericht viel Aufmerksamkeit eingebracht hat. Zwei öffentliche Stationen konnte er in der nähren Umgebung finden. Eine davon konnte er wegen eines Volksfestes nicht ansteuern. „Die andere war immer besetzt." 

„Raubritter kWh–Preise" machen Urlauber zornig

Um sprichwörtlich zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, versuchte Slabke dann, seinen VW irgendwo während der Urlaubsunternehmungen aufzuladen. „Aber konsequent waren die wenigen öffentlichen Ladesäulen an Orten, wo man etwas unternehmen konnte, besetzt. Wir waren wohl nicht die einzigen Urlauber mit eAuto an der Ostsee“, schlussfolgert Slabke.

Als es dann doch einmal einen freien Platz gab, wunderte Slabke sich, dass er seinen VW nur mit maximal 11 Kilowattstunden laden konnte, was seinen Angaben zufolge nach einer Stunde Aufladen für 60 Kilometer fahren gereicht hätte und damit nicht genug für die Rückreise gewesen wäre. Zudem machten den Berliner die „Raubritter kWh–Preise von 0,75€ „ zornig. Diverse Apps, mit denen zu günstigeren Konditionen Strom getankt werden kann, hätten nicht funktioniert.

Nächster E-Auto-Urlaub bereits geplant

Um dennoch mit vollem Akku die Rückreise antreten zu können, gab es aus seiner Sicht nur noch zwei Möglichkeiten: „Verlängerungskabel im Baumarkt kaufen und an der Haushaltssteckdose 30 Stunden lang laden oder zwei sehr lange Spaziergänge machen, um für 50€ knapp 70kW in 7 Stunden zu tanken.“

Für Slabke steht damit fest, mit einem Auto mit Verbrenner–Motor wäre der Urlaub wohl deutlich entspannter abgelaufen. Stattdessen habe er „ständig darüber nachgedacht, wo der Strom für die Rückreise herkommt & dafür 2—3 Stunden verplempert.“

Zudem habe die Rückreise im Vergleich mit einem Benzin–Auto fast eine Stunde länger gedauert, da er nur maximal 130 km/h auf der Autobahn fahren konnte. „Sonst brennst du Batterie ganz schnell leer.“ Obendrein wäre eine Tankfüllung für die Rückreise bei einem Benzin–Auto nach seiner Berechnung auch günstiger gewesen. „Statt 30€ mit dem Benziner in 2 Stunden braucht die Rückreise 50€ und knapp 3 Stunden (weil max. 130km/h). Mehr für weniger Leistung.“

Zwar resümiert der Berliner, dass spontane Menschen, die viel außerhalb des eigenen Wohnortes unterwegs sind, die Finger vom E–Auto lassen sollten. Denn es sei „nur ein Spielzeug für Menschen mit sehr viel Zeit oder eingeschränktem Aktivitätsradius.“ Dennoch gibt er dem Urlaub mit E–Auto noch eine Chance. Beim Ausflug an die Ostsee habe es sich um einen „Testlauf“ gehandelt, sagt er und ist schon gespannt, wie seine anstehende E–Auto–Reise zum Thüringer Wald verlaufen wird.