Bezahlbare Pflege
„Unsere Senioren haben etwas Besseres verdient”
Uckermark / Lesedauer: 3 min

Oliver Hauck
In den vergangenen Monaten machte die Pflegesachverständige Ellen Fährmann wiederholt auf die finanzielle Notlage von Pflegediensten und Pflegebedürftigen aufmerksam, die durch die Energie- und Embargopolitik der Bundesregierung verschärft wird. Natürlich sind ambulante Dienste ganz unmittelbar von steigenden Benzinpreisen betroffen. „Wenn Pflegedienste schließen müssen oder ihren Versorgungsradius einschränken, werden wir in der Uckermark Gebiete bekommen, wo Pflegebedürftige nicht mehr versorgt werden können”, sagt sie. Bei stationären Einrichtungen wie Pflegeheimen und Krankenhäusern fallen zusätzlich die erhöhten Vorauszahlungen und Preise für Strom, Gas und Lebensmittel stark ins Gewicht.
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Andere Mehrkosten kommen zwar den Angestellten zugute, belasten aber die Pflegedienste und -einrichtungen. Sie müssen jede Steigerung der Löhne für Pflegekräfte bezahlen, wie zuletzt im September 2022, bekommen diese aber nicht ohne weiteres von den Krankenkassen ersetzt. Auch das Ministerium sehe sich nicht in der Pflicht, die Einrichtungen zu unterstützen, obwohl dieses die Aufsicht der Krankenkassen sei. „Das führt dazu, dass schon Tagespflegen geschlossen und Pflegeeinrichtungen Kredite aufgenommen haben, um die Löhne ihrer Mitarbeiter bezahlen zu können”, so Fährmann.
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Auf der anderen Seite steigen auch die Kosten für Heimbewohner und Pflegebedürftige. Viele, die bislang mit den Zuwendungen der Kranken- und Pflegekassen durch den Monat gekommen seien, müssen jetzt zuzahlen. Wer nur eine geringe Rente habe, könne das meist nicht. „Sie müssten den Weg zum Sozialamt gehen”, sagt Fährmann. Das wollten viele nicht, weil sie sich schämen. „Menschen dieser Generation sagen mir: wir haben über 40 Jahre gearbeitet und sollen jetzt Betteln gehen?”
+ + + Wenn die Rente für das Pflegeheim nicht reicht + + +
Dass die Angestellten in der Pflege mehr Gehalt bekommen, begrüßt Ellen Fährmann. „In jedem Falle müssen sie mehr verdienen als das Bürgergeld.” Auch an den Arbeitsbedingungen in der Pflege sei viel zu verbessern: „Die Personaldecke in den Einrichtungen ist so dünn. Es kommen kaum Mitarbeiter nach.” Ausländische Pflegekräfte, die arbeiten wollten, müssten zu lange auf die Anerkennung ihrer Qualifikationen warten. Dabei könnten gerade sie durch ihre Arbeit schnell integriert werden.
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Und wenn die Uckermark Ellen Fährmann morgen zur Bundesgesundheitsministerin ausrufen könnte? „Als Erstes bekämen die stationären Einrichtungen ausreichend Personal und die ambulanten Dienste die Serviceleistungen vergütet, die sie tagtäglich erbringen und nicht erstattet bekommen. Dann würde ich das Gefeilsche um jeden Cent mit den Kostenträgern beenden. Auch die Beiträge zur Pflegeversicherung sind zu niedrig. Die Senioren, die unseren Wohlstand erarbeitet haben, sollten uns mehr wert sein. Sie werden nicht so behandelt, wie sie es verdienen.”