Jungunternehmer
41-Jähriger fasziniert von der Kunst des Kaffeeröstens
Lychen / Lesedauer: 5 min

Horst Skoupy
Wenn es im Lychener Wurlgrund verführerisch nach frischem Kaffee duftet, dann wissen die Einheimischen sofort Bescheid. Maik Nowack hat wieder seine Röstmaschine angeworfen. Wenn Neugierige dann dem Duft in der Nase folgen, können sie auf dem Gelände des „Waldwerkes Wurlgrund“ dem 41-Jährigen faktisch über die Schulter schauen, wenn er rohe Bohnen zu aromatischem Kaffee röstet. Im Apartment-Haus von Katrin und Klaus Köcher, bei denen er im Management angestellt ist, hat er seine eigene Kaffeerösterei einrichten können.
Ein Handwerk, das weit über die Grenzen von Lychen bekannt ist. Seit 1994 wird in der Flößerstadt bereits Kaffee geröstet. Bis die vertragliche Laufzeit des bisherigen Betreibers jetzt auslief. Es war Henry Balkon – er war bis zuletzt in der Rösterei angestellt und hat sich über die Jahre hinweg ein immenses Wissen über den Kaffeeanbau in der Welt und die Kunst des Röstens angeeignet –, der Maik Nowack dazu ermutigt hat, die Tradition quasi in der nächsten Generation fortzuführen. Nicht ohne ihm dabei seine Unterstützung anzubieten.
Mehr zum Thema: Einst Bowlingbahn, jetzt Kaffeerösterei
Viel Überzeugungsarbeit musste Henry Balkon nicht leisten. „Bevor ich nach Lychen kam, hatte schon sechs Jahre lang Erfahrungen in der Kaffeezubereitung sammeln können“, erzählte Maik Nowack. Das hängt mit seinem bewegten Arbeitsleben zusammen. Von Haus aus Industriekaufmann hatte er eine Zeit lang in einem Kletterpark gearbeitet und war dort unter anderem für mobile Kaffeebars zuständig. Sich jetzt auch der Kunst des Kaffeerösters zu widmen, empfand er durchaus als reizvolle Herausforderung. Wenn da nicht ein kleines Problem gewesen wäre.
„Der vorherige Eigentümer hatte verständlicherweise die gesamte Ausstattung der Kaffeerösterei abgebaut. Ich musste sozusagen bei null anfangen“, erzählte Nowack. Die größte Herausforderung war es, das Herzstück der Rösterei – einen Trommelröster – zu finden, der auch noch bezahlbar ist. Der Zufall wollte es, dass er von einer solchen Maschine in gutem Zustand in München erfuhr. „Ich habe meine ganzen Ersparnisse zusammengekratzt, bin nach München gefahren, habe sie auseinandergenommen und ins Auto geladen.“ Im Lychener Show- und Produktionsraum baute er sie wieder auf.
Noch ein Beispiel: Hier entsteht Kaffee aus Vorpommern
Als sie endlich stand und funktionierte, konnte der Neueinsteiger in dem Geschäft allerdings nicht sofort loslegen. „Kaffee zu rösten, ist echt eine Erfahrungssache und erfordert ganz viel Fingerspitzengefühl“, merkte Maik Nowack schnell. Jede Kaffeesorte aus den diversen Anbaugebieten entlang des sogenannten Kaffeegürtels rund um den Erdball entwickelt schließlich ihren eigenen Geschmack. Mehr als 800 Nuancen entfalten sie je nachdem, bei welcher Temperatur sie geröstet werden und wie lange. Die Rohbohnen für seinen Kaffee „Crema“ röstet er beispielsweise bei exakt 195 Grad Celsius circa 20 bis 21 Minuten lang. Für den etwas stärkeren „Espresso“ drehen sich die Bohnen 23 bis 24 Minuten lang bei 205 Grad in der Rösttrommel. Sein Wissen über die Frucht der Kaffeepflanze und das Röstverfahren hat er in Röstseminaren erweitert. Dazu kamen etliche Versuche mit seiner eigenen Röstmaschine. „Anfang Mai habe ich dann schließlich ganz gute Röstergebnisse erzielt.“
Auch interessant: Pilze sprießen auf altem Kaffee
Seither verarbeitet er Kaffee, den er als Rohbohnen aus Indien, Indonesien, Brasilien, Kolumbien und Äthiopien in großen 60 Kilogramm schweren Säcken geliefert bekommt. Zunächst hat er sich für drei unterschiedliche Kaffeesorten entschieden – den „Crema“, den „Espresso“ und einen „7-Seen-Premium“-Kaffee als eine Hommage an Lychen. Später kommen noch mehr dazu. Die gerösteten Bohnen werden abgepackt in speziellen wiederverschließbaren Tüten, in denen sie „atmen“ können. So kommen sie in Läden und Restaurants von Geschäftspartnern, die Maik Nowack quasi von seinem Vorgänger geerbt hat – in Templin, Lychen, Fürstenberg, ja selbst im Prenzlauer Wein- und Teehaus Gotzmann. Dort findet sein Kaffee nicht nur guten Absatz. „Ich habe auch ein gutes Feedback. Meine Abnehmer machen gute Werbung für mich und so stehen viele, die in einem der Geschäfte Kaffee gekauft haben, plötzlich hier vor der Rösterei“, erzählt er.
Das Geschäft ist gut angelaufen. Doch Maik Nowack weiß auch um die Risiken der Kaffeerösterei. „Rohkaffee wird an der Börse gehandelt. Die Preise dafür sind, wie in anderen Bereichen auch, gerade stark gestiegen. Das trifft auch für die Preise von Propangas zu.“ Vor diesem Hintergrund entwickelt er gerade neue Ideen. So will er im Winter einen Online-Versand aufziehen. Denn momentan ist die Kaffeerösterei noch sein Nebenerwerb. Doch in der Zukunft möchte der 41-Jährige schon ganz gern davon leben können.
Wer sich für die Kunst des Kaffeeröstens und die vielen Details zu Kaffee, „mit denen man ganze Seminare füllen könnte“, interessiert, dem sei die Röst-Show ans Herz gelegt, die Maik Nowack an jedem zweiten und vierten Sonnabend im Monat von 13.30 bis 15 Uhr durchführt. Für Gruppen führt er seine Shows auf Anfrage durch.
Kontakt:
Telefon: 0176 41501096
E-Mail: [email protected]