Zu spät entdeckt
48-Jährige lebt mit der Diagnose „Krebs – Unheilbar“
Warnitz / Lesedauer: 4 min

Claudia Marsal
Jahrelang hat Daniela Stark ihrem Nachnamen alle Ehre gemacht. „Stark, ja das war ich wirklich, so lange ich zurückdenken kann”, sagt die 48-Jährige. Ihre beiden Söhne hat die Uckermärkerin fast allein groß gezogen, weil der Mann 16 Jahre lang unter der Woche auf Montage war. „Wenn er sonntags wieder los fuhr, wusste ich, dass die nächsten Tage alles an mir hängen bleibt.” Daniela Stark sagt das ohne Bitterkeit in der Stimme. Schließlich hat der Job von Ehemann Mike das Auskommen der vierköpfigen Familie gesichert, seitdem sie nach langer Arbeitslosigkeit mit den Kindern zu Hause geblieben war. „Ich schmiss den Laden daheim, wenn er weg war.”
+++ 44 Monate nach der Diagnose beginnt ihr neues Leben +++
Als 2012 dann ihr Vater starb, musste Daniela Stark abermals Stärke beweisen und für ihre Mutti da sein. „Auf mich war stets Verlass. Nur um mich selbst habe ich mich zu wenig gekümmert. Das kam stets an letzter Stelle.” Wie sonst soll sie sich erklären, dass regelmäßige Gesundheitschecks beim Arzt nicht auf der Agenda standen und der Knoten in ihrer Brust so groß werden konnte, dass sie ihn letztlich selbst beim Duschen ertastete. Fast ein Jahr danach hat sie diesen Moment noch wie gestern vor Augen. Der entsetzte Blick in den Spiegel, die Hand, die immer wieder die prekäre Stelle an ihrem Körper befühlte...
Viermal Chemo
Danach war die Panik groß. Auch bei den Ärzten, die sofort alle Hebel in Bewegung setzten, um der Patientin zu helfen. Es war Mitte März 2021, als die zweifache Mutter die Diagnose Brustkrebs erhielt und ihre Welt ins Wanken geriet. „Der Zeitpunkt hätte nicht schlechter gewählt sein können”, konstatiert sie nachdenklich: „Zwei Wochen zuvor hatte ich gerade meinen Traumjob gefunden. Die Stelle im Seniorenheim Lützlow war das, was ich mir immer gewünscht hatte.”
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Doch statt zu „ihren Omis” zum Dienst zu fahren, holte sie das Taxi jetzt zu Chemotherapien ab. Vier Durchgänge verabreichten ihr die Onkologen in Bernau. „Dann sagte man mir, dass mein Krebs nicht mehr heilbar ist. Die Mediziner können das Wachstum des Tumors nur noch in Schach halten. Weil der Krebs bereits in die Knochen gestreut hat, gibt es jetzt Spritzen und Tabletten. Wir hoffen, dass mir dadurch noch einige Jahre geschenkt werden”, erzählt Daniela Stark: „Aktuell geht es mir recht gut. Äußerlich merkt man mir das auch nicht an, zumal die Haare ja wieder nachgewachsen sind.”
Mann gibt Kraft
Tränen fließen nur, wenn die gelernte Zerspanungsfacharbeiterin allein ist. Maximal ihrem Mann gestattet sie, in solchen Situationen bei ihr zu sein. „Meinen Jungs möchte ich das ersparen”, bekräftigt sie leise. Ihre 21 und 23 Jahre alten Kinder habe die erste Nachricht schon bis ins Mark erschüttert, resümiert die hübsche, kleine Frau. Sie lässt ihren Söhnen die Hoffnung, dass sich alles noch zum Guten wendet, obwohl die Ärzte ihr selbst reinen Wein eingeschenkt haben. „Aber die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Vielleicht bildet sich der Knoten ja doch noch zurück. Oder es gibt irgendwann ein Medikament, das richtig hilft.”
Freude aufs Enkelkind
Auf jeden Fall möchte sie noch ihr Enkelkind aufwachsen sehen, das sich gerade angekündigt hat. Und ihre 68-jährige Mutti braucht sie auch. Denn die lag nach einem Organversagen lange auf der ITS. „Da bin ich dann zweimal die Woche hingefahren, um ihr beizustehen. Das hat abgelenkt von meinen Problemen. Stark sein – das kann man nicht so einfach abstellen”, sagt sie abschließend und lächelt. Daniela Stark würde sich wümschem, dass der Bericht über ihr Schicksal andere Frauen ermutigt, Vorsorge und Screening-Termine ernst zu nehmen: „Es muss nicht so weit kommen wie bei mir. Nehmen Sie das ernst!”
Mit 70.600 Neuerkrankungen jährlich ist Brustkrebs die häufigste Krebserkrankung der Frau in Deutschland.