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82–Jährige unterrichtet die Weltsprache Esperanto

Prenzlau / Lesedauer: 3 min

Zwei ihrer drei Schüler sind im selben Alter wie sie. Deshalb wünscht sich Edeltraut Henning Nachwuchs in ihrem Kurs im Bürgerhaus.
Veröffentlicht:02.03.2023, 10:10

Von:
  • Claudia Marsal
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Die Dienstagnachmittage sind bei Edeltraut Henning seit vielen Jahren schon ausgebucht. Dann unterrichtet die Prenzlauerin nämlich Esperanto im Bürgerhaus. Von 15 bis 17 Uhr schart die 82–Jährige sprachbegeisterte Uckermärker um sich. Aktuell hat sie genau drei Schüler, zwei davon sind in ihrem Alter.

„Ein paar mehr wären nicht schlecht, vor allem Jüngere“, sagt sie im Gespräch mit dem Uckermark Kurier. Um anderen Mitbürgern Lust auf den Kurs zu machen, hat die Seniorin eine kleine Geschichte geschrieben. Diese möchten wir Ihnen, liebe Leser, nicht vorenthalten:

Besuch von der Enkelin

„'Hurra, wir haben Ferien', ruft die Enkelin Winnie, als sie am ersten Ferientag in Omas Wohnung stürmt. Wie schon einige Jahre zuvor, verbringt sie die erste Ferienwoche dort. Während Oma nach der herzlichen Begrüßung die Kaffeetafel deckt, hat die Neugier Winnie an Omas Bücherschrank gelockt, wo sie etwas Neues entdeckt hat. 'Oma, diese Bücher kann ich ja gar nicht lesen!' bedauert die Kleine. 'Nein, sie sind auf Eseperanto geschrieben', erklärt die Großmutter. Dass Esperanto eine vom polnischen Augenarzt Ludwig Zamenhof kreierte internationale Sprache ist, weiß ihre Enkelin bereits und fragt, was denn Kongresa libro für ein Buch sei. 'Das ist praktisch der Leitfaden für die Teilnahme an einem Esperanto–Weltkongress. Hier ist alles beschrieben, was man über die örtlichen Begebenheiten im jeweiligen Land wissen sollte und das gesamte Programm, das für einen Tag schon über eine Seite umfassen kann', führt die alte Dame aus: 'Man kann sich von 9 bis 22 Uhr die interessantesten Programmpunkte aussuchen. Am Mittwoch sind ganztägige Exkursionen geplant. Halbtagsexkursionen zu den näher gelegenen Sehenswürdigkeiten finden täglich statt.' Winnie will wissen: 'Hast du auch schon daran teilgenommen, Omi?' Diese lacht: 'Ja, seit 1995 habe ich an jedem Esperanto–Weltkongress, der in Europa stattfand, teilgenommen, also 15–mal.' Das Mädchen staunt: 'Und könnt ihr euch wirklich auf Anhieb gut verstehen?' Die Großmutter nickt: 'Ja, man lernt interessante Leute aus der ganzen Welt kennen. Wer nicht so viel Trubel mag, kann an kleineren Esperanto–Treffen, die in jedem Land stattfinden, teilnehmen.' Das Interesse der Schülerin ist geweckt. 'Und wie und wo kann man die Sprache lernen?', fragt Winnie interessiert. Omi weiß Bescheid: 'In vielen Städten gibt es Esperanto–Klubs, wo man sich anmelden kann. Es gibt Kurse im Internet. Da diese Sprache viele Wortwurzeln europäischer Sprachen enthält, kann man es  sogar im Selbststudium schaffen. Es gibt viele Lehrbücher und eine umfangreiche Literatur.'

Die Seniorin liest gerade das Buch 'Rakontoj el la dua poso (Erzählungen aus der zweiten Tasche) von Karel Capek. 'Da sind ja andere Buchstaben dabei', staunt Winnie. Oma erklärt:  'Ja, fünf Buchstaben haben ein Dach, also ein Überzeichen. Dafür wird aber auch jeder Laut so geschrieben, wie er gesprochen wird. Die Grammatik ist so einfach, dass du sie nach wenigen Tagen kennst. Dafür musst du aber einige Wortwurzeln lernen. Aber nicht zu viele, denn du kannst, wie in einem Baukasten, die Wortwurzeln mit Vor– und Nachsilben zu beliebig vielen Wörtern zusammensetzen, ohne neue Wörter lernen zu müssen.' Winnie ist begeistert: 'Omi, das hört sich gut an. Ich fange gleich morgen an. Wenn die Ferienwoche zu Ende ist, kann ich Max und Moritz auf Esperanto lesen.'“ Übrigens halte das Lernen und Beschäftigen mit der Sprache Esperanto den eigenen Geist fit und jung, verspricht Edeltraut Henning.

Anmeldungen sind per E–Mail oder Telefon jederzeit möglich: [email protected] oder 03984 807647