Restaurierung

Alte Tankstelle aufpoliert

Boitzenburg / Lesedauer: 3 min

Aufwendiger und später als ursprünglich erhofft wurde in Boitzenburg eine alte Tanksäule mit einem neuen Farbanstrich versehen.
Veröffentlicht:08.10.2022, 16:33

Von:
  • Bernhardt Rengert
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Was lange währt, wird gut – gerade noch rechtzeitig zum letzten Oldtimer- und Treckertreffen glänzte die historische Tanksäule auf dem Boitzenburger Gutshof wieder wie neu. Jahrzehntelang wurde an der alten LEUNA-Säule vor allem die LPG-Technik betankt. Heute, längst ausgedient und stillgelegt, ziert sie – noch immer am alten Standort stehend – als echter Blickfang eine Verkehrsinsel. Klar, dass ihr die Teilnehmer des Korsos beim Boitzenburger Treckertreffen ihre Reverenz erwiesen. „Sie ist ja auch was ganz besonderes“, versichert der Vorsitzende des Boitzenburger Heimatbundes und Kfz-Werkstatt-Seniorchef Fred Müller (67), „eine besser erhaltene dieses Typs habe ich nur ein einziges Mal zu Gesicht bekommen, in einem Autohaus im Westharz!“

Farbanstrich war unansehnlich geworden

Eigentlich robust gebaut, war ihre Zeit dennoch irgendwann abgelaufen. Auch in Boitzenburg war schließlich vom ursprünglich emaillierten Äußeren in leuchtendem Rot, Weiß und Schwarz am Ende nicht mehr viel geblieben. Auf Initiative Fred Müllers und des Malermeisters Marco Kurzweg (40) war schon im April 2017 ein erster, unansehnlich gewordener Farbanstrich vollständig entfernt worden. Das machte nicht nur die tatsächlichen Schäden wieder sichtbar, sondern ließ schnell auch deutlich werden, wie aufwendig und am Ende faktisch unbezahlbar eine Wiederherstellung im Original würde. Selbst die von den beiden dann gewählte Variante war noch aufwendig genug und mit ungeahnten Tücken versehen.

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Das erhaltene Schriftbild wurde zunächst schabloniert und ergänzt, dann die gesamte Säule geschliffen, gespachtelt, grundiert, mit dem Original nachempfundener Farbgebung versehen und schließlich die Schrift samt Logos wieder aufgebracht. „Das lief am Ende auf zeitaufwendige und akribische Handarbeit hinaus“, versicherte Malermeister Kurzweg, während seine Mitarbeiter Maik Küsters (24) aus Prenzlau und Nico Heinke (42) aus Gerswalde am 30. September noch mit feinsten Malerpinseln letzte Hand anlegten. „So etwas mal einfach so zwischen zu schieben“, sagt Kurzweg, „ist bei der gegenwärtigen Auftragslage gar nicht so einfach, denn meine Leute haben eigentlich genug zu tun!“ Dass es dennoch geklappt hat und der traditionelle „Boxenstopp“ an der alten Tanke beim Korso für alle wieder ein Lichtblick werden konnte, freut sicher nicht nur den Vereinsvorsitzenden und den Malermeister.

Sponsor gesucht

Bisher haben vor allem sie sich um die Säule bemüht und die Kosten geschultert. „Wir würden uns aber sehr freuen, wenn sich noch weitere Sponsoren fänden“, sagt Fred Müller, „wer sich mit einem Beitrag an den angefallenen Materialkosten beteiligen oder noch anderweitig helfen möchte, kann sich gern bei mir melden!“ Das wünscht er sich auch aus einem anderen Grund. „Je mehr sich an solchen Verschönerungsprojekten beteiligen“, gibt er sich sicher, „desto mehr Augen schauen auch darauf, dass es zur Freude aller möglichst lange so schön bleibt.“

Boitzenburg jedenfalls ist jetzt erst einmal wieder um ein weiteres schmuckes und zudem auch „echtes“ Erbstück reicher, das nicht nur so manche Geschichte zu erzählen hat, sondern gewiss noch weitere schreiben wird.