Landgericht Neuruppin

Angeklagter stellte sich aus Angst um sein Leben

Neuruppin / Lesedauer: 3 min

Seit Anfang der Woche steht ein 24-Jähriger aus Schwedt vor Gericht. Es geht um Drogen, Diebstahl und jede Menge Drohungen.
Veröffentlicht:17.08.2021, 14:37

Von:
  • Dagmar Simons
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Tom S. hatte Angst um sein Leben. Er sei im Juli 2020 zur Polizei gegangen, „damit alles ein Ende hat und Kevin N. ins Gefängnis kommt“. Der Mann, der für ihn wie ein großer Bruder war, wie er vor Gericht sagte. Kevin N. wurde im Mai wegen Drogenhandels zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt und in einer Entziehungsanstalt untergebracht. Seit Montag steht nun der 24-jährige Tom S. aus Schwedt vor dem Landgericht Neuruppin.

Wie er zugab, hat er für Kevin N. zwischen November 2019 und April 2020 Cannabis verkauft. Zunächst kleinere Mengen von fünf bis sieben Gramm, dann steigerten sich die Mengen auf zehn bis 50  Gramm. Davon ging ein Teil für seinen Eigenkonsum drauf, so Tom S., der selbst seit frühester Jugend Drogen nimmt.

Von Dealer unter Druck gesetzt

Irgendwann lief das Ganze wohl aus dem Ruder. Er sei überfallen worden und mit den beiden Tätern zum Drogenversteck seines Verkäufers in einer Gartenanlage in Schwedt, so Tom S. Die fehlenden Drogen stellte Kevin N. ihm in Rechnung. „Der Stoff war weg, was ich nicht glaube“, sagte der Angeklagte. Er tauchte unter und wurde von Kevin N. mit Nachdruck gesucht. Der setzte die Freundin und die Schwester von Tom  S. gewaltig unter Druck und bedrohte sie, um den Aufenthaltsort von Tom S. zu erfahren. Das gelang ihm nicht.

Im Mai 2020 soll der Angeklagte Kevin N. begleitet haben, als dieser mit je einem Kilogramm Cannabis und Amphetamin aus Berlin gekommen sei. Er sei in Angermünde zugestiegen, nachdem ihn Kevin N. angerufen habe, ob er ihm entgegenkommen könne, so Tom S. Er habe gewusst, dass Kevin N. aus Berlin gekommen sei. Warum, wieso, weshalb, das wisse er nicht. Für ihn sei das ein Freundschaftsdienst gewesen. Erst in Schwedt habe Kevin N. ein Kilogramm „Gras“ ausgepackt, Amphetamin sei nicht dabei gewesen. Daran, im März dieses Jahres im Real-Markt in Schwedt 15  Playstation-Spiele gestohlen und den Ladendetektiv mit einem Messer bedroht zu haben, konnte er sich nicht mehr erinnern. Ein Messer habe er immer bei sich gehabt – zum Selbstschutz, wie er sagte.

Mehrfacher Ladendiebstahl

Für den Ladendetektiv war Tom S. kein Unbekannter. Er hatte ihn bereits einmal beim Stehlen in Prenzlau erwischt und ihn deshalb besonders im Auge gehabt. Er habe ihn angesprochen und sich als Detektiv ausgewiesen. Tom  S. habe ihn sofort aggressiv angegangen, er gebe die Sachen nicht heraus. „Ich solle mich verpissen, sonst sticht er mich ab“, habe der Dieb ihm gedroht. Drei Wochen später entdeckte der Detektiv Tom  S., als er Elektronik mitgehen lassen wollte. Er rief sofort die Polizei. Tom S. bezahlte eine Getränkedose und verließ den Laden, ohne sich vom Alarm hindern zu lassen. Die Polizei konnte ihn schließlich stellen und überwältigen. Er habe damals ständig unter Drogen gestanden, ließ er sich vor Gericht ein. Ein Alkohol- und Drogentest nach dem zweiten Diebstahl war jedoch negativ. Auf den Ladendetektiv habe der Angeklagte einen „komplett klaren“ Eindruck gemacht.

Tom S. möchte nach eigenem Bekunden in einer Entziehungsanstalt untergebracht werden. Ob die Voraussetzung dafür vorliegt, muss ein psychiatrisches Gutachten klären.

Am 23. August wird weiterverhandelt.