Wohltätigkeitsveranstaltung

Assistentin zieht für 500 Euro ihr Kleid aus

Prenzlau / Lesedauer: 4 min

Der jahrelange Auktionator von „Kunst & Kuriosa“, Marek Wöller–Beetz verkündet vorerst das Ende der erfolgreichen Versteigerung. 
Veröffentlicht:28.05.2023, 13:29

Von:
  • Cindy Mutschler
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Am vergangenen Freitag hieß es in der Prenzlauer Weinscheune der Familie Gotzmann in altbewährter Tradition „Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten ... verkauft an die Nummer ...“. Die populäre Versteigerung „Kunst & Kuriosa“ lockte wieder gut 80 Besucher aus nah und fern in der Schwedter Straße 26 um allerhand merkwürdigste Gegenstände zu erwerben.  

Volle Hütte in der Prenzlauer Weinscheune. Nach dem ersten und zweiten Gebot folgten oft noch viele weitere. Bei deftigem Essen und reichlich Wein heizte sich die Stimmung auf und brachte so manchen Bieter zum schwitzen. (Foto: Cindy Mutschler)

Der Auktionator Marek Wöller–Beetz eröffnete als Wandersmann in Lederhose mit schwerem Gepäck und bayrischem Akzent die Abendveranstaltung, deren Ziel die finanzielle Unterstützung verschiedenster Projekte ist. An seiner Hand im feschen Dirndl seine Assistentin Julia Ballin, die für die publikumsnahe Präsentation der Exponate zuständig war. 

Heike Stiel unterstützte die Veranstaltung. (Foto: Cindy Mutschler)

Der Wanderrucksack sorgte gleich zu Beginn für einen nervenaufreibenden Start der Veranstaltung. Mit einem Startgebot von 99 Euro und einem regelrechten Duell, konnte sich Matthias Becker mit einem Gebot von 237 Euro gegen seinen Rivalen durchsetzen. „Das hat Spaß gemacht, gleich am Anfang so viel Aufregung“, sagte der Rewe–Marktleiter. 

Alexandros Spyrou, Besitzer des Restaurants „Sempre Roma‟, kaufte den „Wander-Hirsch‟, den Carsten Bendt (r.) 2022 bei „Kunst und Kuriosa‟ erwarb und in diesem Jahr wieder spendete. (Foto: Cindy Mutschler)

Wie in jedem Jahr erinnerte Marek Wöller–Beetz an den verstorbenen Journalisten Oliver Spitza: „Vor zehn Jahren hat Oliver seine letzte ,Kunst & Kuriosa‘ moderiert. Und wie er es immer tat, stoße auch ich heute mit ihnen an“, sagte der Nachfolger und hob sein Glas Rum. 

Karsten und Cindy Weber „angelten‟ sich für ihren Shop einen Glastisch mit Nixe. (Foto: Cindy Mutschler)

Für viele, die ihre Bieterkarten nach oben hielten, stand der Spaß und die Bereitschaft, einen guten Zweck zu unterstützen im Vordergrund. So auch bei Familie Fink, die zum ersten Mal dabei war. „Ich bin total begeistert von der Stimmung. Wir sind heute hier, weil wir die Prenzlauer Tafel unterstützen möchten“, sagte Anne–Katrin Fink. Das eingespielte Geld soll in diesem Jahr für die Mitfinanzierung eines Kühlfahrzeugs genutzt werden. „Wir möchten mit der Spende den Eigenanteil der Tafel so gering wie möglich halten“, erklärte Marek Wöller–Beetz.

Rocco, Anne-Katrin und Sohn Wilhelm Fink freuten sich über den Zuschlag für den goldenen Lindt-Schokoladenhasen. (Foto: Cindy Mutschler)

Mit viel Stimmkraft und Humor bemühte er sich möglichst hohe Erlöse zu erzielen. Bis weit nach 23 Uhr kamen die kuriosesten Dinge unter den Hammer. Als der Auktionator das letzte Gebot des Abends entgegen nahm, betrat seine Assistentin Julia Ballin nur in eine lange rote Jacke gehüllt, in den Händen so etwas wie einen Wäschestapel haltend, den Gastraum. Und erstaunt vernahmen alle aus dem Munde der 33–Jährigen: „Mir wurden im Laufe des Abends 500 Euro für mein Kleid geboten“. Das ließ ein Raunen durch den Raum gehen. Die selbstbewusste Offizierin der Bundeswehr reichte dem Immobilienmakler Ralf Freitag ihr Dirndl und erklärte schmunzelnd: „Hier ist mein Kleid!“ Ein tosender Applaus ging durch die Menge. Der Prenzlauer Geschäftsmann hielt Wort und erhöhte mit seinem Einsatz die Spendensumme des Abends auf insgesamt 2250 Euro. 

Ralf Freitag kauft das Dirndl von Julia Ballin für satte 500 Euro. (Foto: Cindy Mutschler)

Das Auktionsende bekam dann aber einen traurigen Beigeschmack, als Marek Wöller–Beetz erneut das Wort ergriff und sichtlich bewegt das vorläufige Ende von Kunst & Kuriosa verkündete. „Ich möchte mich bei ihnen allen für ihre Treue bedanken, besonders aber bei Heike Stiel, die mich so sehr unterstützt hat. Es hat mir viel Spaß gemacht, vielleicht sehen wir uns irgendwann in einer anderen Form mit Kunst und Kuriosa wieder. Aber aus gesundheitlichen Gründen kann ich momentan nicht weitermachen.“ Standing Ovations und ein nicht endender Applaus ließen da so manche Träne fließen.