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Alpenpanorama

Auswanderin steigt morgens in den Pool auf der Sonnenterrasse

Prenzlau / Lesedauer: 5 min

Die zweite Lebenshälfte – für Magdalena Fuchs könnte sie schöner nicht sein. In 1000 Kilometern Entfernung hat sie mit Blick ins Tal einen Neuanfang gewagt.
Veröffentlicht:09.02.2023, 12:07

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Zweieinhalb Jahre ist es jetzt her, dass Magdalena Fuchs in Schwaneberg ihre Koffer gepackt und Deutschland verlassen hat. Mit Mitte 70 wagte die Pensionärin noch einmal einen Neuanfang. Seitdem ist die Seniorin mit ihren beiden Hunden in Kärnten zu Hause. Im idyllischen Gurktal will die gebürtige Österreicherin nun ihren Lebensabend verbringen. An ihre 23 Jahre in der über 1000 Kilometer entfernten Uckermark denkt sie hoch oben in den Alpen noch gern zurück. Als Heimweh würde sie das allerdings nicht bezeichnen, setzt die Auswanderin schnell hinzu, auch wenn ihr die Menschen von dort manchmal fehlten.

+++ Eine Weltenbummlerin kehrt wieder heim +++

Da sich Magdalena Fuchs für ihren Alterswohnsitz aber ein besonders idyllisches Fleckchen Erde ausgesucht hat, ist der Kontakt nach Schwaneberg und Berlin, wo sie lange gearbeitet hat, nie abgerissen. Die drei Gästezimmer im Obergeschoss ihres Bauernhauses sind das ganze Jahr über gut belegt mit Besuchern aus Deutschland. Sie freut sich sehr, in ihrer Übergangsheimat nicht in Vergessenheit geraten zu sein.

Die agile Mutter eines 53-jährigen Sohnes hatte Österreich einst ganz jung verlassen – „aus purer Neugier auf die große, weite Welt.“ Von 1966 an lebte sie vielen fernen Ländern, bevor es sie 1997 auf ein Dorf in die Nähe von Prenzlau verschlug, von wo aus die langjährige Chefsekretärin der Charité dank der Autobahnnähe in die Hauptstadt pendeln konnte.

Vorher nicht gesehen

Ihr neues Domizil, das im Bezirk Sankt Veit an der Glan liegt, kannte Magdalena Fuchs vor ihrem Umzug nur von Bildern. Aufgrund des coronabedingten Reisestopps hatte sie 2020 keinen Blick auf das Anwesen werfen können. Die Verhandlungen in Österreich begleiteten damals ihr in der Nähe lebender Bruder und ihr Neffe. „Ich hatte da vollstes Vertrauen.“

Maßgeblich verantwortlich für den Entschluss, Deutschland im Alter wieder zu verlassen, sei der Tod ihres Mannes gewesen, hatte die Witwe dem Uckermark Kurier bei ihrem Abschied erzählt. Ohne seine Unterstützung habe sie sich mit dem riesigen, 1,5 Hektar großen Hof samt der über 20 Tiere zunehmend überfordert gefühlt, blickte die Pferdeliebhaberin zurück. Daran konnte auch die tatkräftige Hilfe ihrer Nachbarn nichts ändern: „Obwohl ich mit denen wirklich Glück hatte, richtig viel Glück. Die Schwaneberger hatten mir seit meiner Ankunft mit Rat und Tat zur Seite gestanden, um das Haus und den Hof bewohnbar zu machen.“

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Ähnlich erging es ihr glücklicherweise auch an der neuen Adresse. 30 Monate nach dem Umzug sagt Magdalena Fuchs, dass der Neustart in der Fremde die richtige Entscheidung war. Sie sei mit offenen Armen empfangen und nach Kräften unterstützt worden, resümiert die vitale Rentnerin: „Diese Hilfe brauchte ich auch, schließlich habe ich mir das gesamte Objekt seniorenfreundlich umbauen lassen.“ Angefangen von einer Heizung mit Infrarot-Paneelen über altersgerechte Sanitäranlagen bis hin zum Swimmingpool auf der Sonnenterrasse, der so gestaltet ist, dass sie ihn selbst als Rollstuhlfahrerin noch wird nutzen können: „Ich habe alles bedacht und ebenerdig gemacht, damit auch diese Etappe in meinem, bis dahin so wunderbar erfüllenden Leben noch grandios wird.“

Tierarzt in Sichtnähe

Trotz der Abgeschiedenheit ihres Hauses am Ende einer Bergstraße hat sie beispielsweise den Tierarzt in Sichtnähe. „Meinen Milchbauern kann ich fußläufig erreichen, ebenso wie Nachbarin Hildegard, die für meine frischen Eier und das selbstgebackene Weißbrot sorgt. Eine Hausschlachterei mit leckerem Kärntner Speck gibt es ganz in der Nähe. Ich muss nur einen Mucks sagen, dann werde ich versorgt.“ Um selbst mobil zu bleiben, habe sie sich sofort ein anderes Auto zugelegt, verrät sie lachend: „Ohne Allrad und Automatikschaltung hat man es hier schwer. Aber jetzt kann ich auch bei Glatteis meinen Berg hoch fahren.“ Und wenn sie dort oben die Fenster öffnet und ins Tal hinunter schaut, werde ihr ein ums andere Mal bewusst, „was für ein Paradies das hier ist.“ Die Versorgung klappe auf dem Lande in Österreich übrigens hervorragend: „Sobald hier auch nur zwei Zentimeter Schnee liegen, kommt der Pflug bis zu meiner Hütte gefahren und macht mit den Weg frei.“

Bald wieder reiten

Jetzt freue sie sich schon aufs Frühjahr, denn dann werde sie wieder in den Sattel steigen, verrät Magdalena Fuchs spitzbübisch lachend: „Ein Nachbar hat mir erzählt, dass bei ihm Reitpferde stehen. Na, das lasse ich mir doch nicht zweimal sagen.“ Auch ein neues Buch-Projekt hat die 77-Jährige, die zusammen mit Kurt Rainer den Band „Stressbremse Uckermark“ herausgegeben hatte, auf dem Schirm. In den letzten Monaten sind erneut tolle Naturaufnahmen entstanden, die sie – mit Vierzeilern versehen – publizieren möchte. „Ich lebe hier inmitten einer fantastischen Tier- und Pflanzenwelt. Die Artenvielfalt ist einfach berauschend, da bleibt einem echt die Guschen offen stehen.“

Die Menschen an ihrer neuen Adresse staunen ebenfalls sehr, was für ein Tausendsassa da zu ihnen gezogen ist. Sie könnten mehr erfahren, wenn sie in der Uckermark noch einmal nach der unternehmungslustigen Witwe fragen. Denn auch da hat sie auf vielen Hochzeiten getanzt. Angefangen vom Gemeinderat über den Wallmower Faschingsclub bis hin zur „Akademie 2. Lebenshälfte“ wussten viele Einheimische sie als treibende Kraft zu schätzen. Hunderte Leute waren mit ihr als Touristenführerin unterwegs. Später fuhr die Rentnerin für ein Taxiunternehmen sogar gelegentlich den Krankentransport. Nicht nur, um sich die Rente aufzubessern, sondern vor allem, um in Bewegung zu bleiben. „Ich war schon immer so ungemein neugierig aufs Leben und auf meine Mitmenschen. Das wird wohl bis zum Ende so bleiben.“