Musik von Mussorgsky
Bebersee Festival begeistert mit „gruseligen“ Bildern
Templin / Lesedauer: 3 min

Heiko Schulze
Mit einem gehörigen Schrecken bei den Organisatoren startete Dienstagabend mit dem Familienkonzert das Bebersee Festival 2023. Prof. Markus Groh, der dieses ungewöhnliche Festival 1999 — zunächst in der alten Dorfschule in Bebersee als „b:fes“ begründete, lag erkrankt mit Fieber im Bett. Dabei sollte er am Steinway-Flügel gemeinsam mit Moderator Malte Arkona das Eröffnungskonzert „Modest Mussorgsky und die gruseligen Bilder einer Ausstellung“ bestreiten. Ein Glücksfall, dass Mo Zhou aus China, Meisterschüler bei Prof. Grohe an der Universität der Künste in Berlin, eh für die Bebersee Festspiele fest eingeplant war, schildert deren künstlerischer Leiter Prof. Gregor Sigl. Allerdings bislang in seiner zweiten Passion als gelernter Klaviertechniker. „Mo Zhou beendet gerade sein Konzertexamen, die höchste Stufe, die man an der Universität erreichen kann“, erklärt Sigl.
Werk zuvor noch nie gespielt
Mo Zhou, der das anspruchsvolle Werk Mussorgsky‘s in seiner ursprünglichen Fassung für Klavier noch nie zuvor gespielt hatte, blieb eine Nacht und ein Tag, um sich damit vertraut zu machen. Malte Arkona, der zusammen Martin Zeltner (Malte & Mezzo) den Text für die „gruseligen Bilder“ geschrieben hatte, und Mo Zhou trafen erst zwei Stunden vor Konzertbeginn erstmalig aufeinander. Für das Publikum war davon nichts zu spüren, beide Künstler wirkten bravourös und wie ein eingespieltes Team. „Es ist unglaublich, wie Mo Zhou auf Blickkontakte mit seinen Einsätzen reagierte, welche musikalischen Farben er dem Flügel entlockte“, zollte Malte Arkona nach dem Konzert großen Respekt.

Aber auch der Autor und Moderator selbst hatte von der ersten Minute an das Publikum, zusammengesetzt aus jüngeren und älteren Besuchern, abgeholt und in den Bann der unheimlichen Geschehnisse in der Gemäldegalerie gezogen. Dort erlebten Lea und Finn bei einem zunächst langweiligen Ausflug mit ihren Eltern schier Unglaubliches, nachdem sie unter der grünen Bank einen roten Knopf entdeckt und gedrückt hatten. Sie begegneten den Figuren aus den Gemälden, dem humpelnden Gnom, der furchteinflößenden Hexe, einem jungen Saxophonisten und einem heranbrausenden Ochsenkarren, der Lea sogar einen ihrer neuen Schuhe kostete.
Jüngere für klassische Musik begeistern
Die „gruseligen Bilder einer Ausstellung“ ist eines von inzwischen neun Alben, mit denen Malte und Mezzo vor allem Jüngere für klassische Musik begeistern wollen. „Entstanden und umgesetzt wurde diese Hörbuchserie in den Corona-Jahren“, schildert Malte Arkona. Wie gut diese Geschichten ankommen, zeigte sich am Mittwochabend in der wohl ungewöhnlichsten Konzerthalle Deutschlands, dem ehemaligen Flugzeughangar bei Groß Dölln. Dorthin hatte es auch Dr. Martin und Gabriele Just aus Prenden bei Wandlitz zusammen mit ihren Enkeln Ella (7) und Malika (11) aus Berlin gezogen. Ella lernt Gitarre, Malika nimmt Klavierunterricht. Ihr Opa, selbst Klavierlehrer, zeigte sich begeistert von der Idee des Familienkonzertes und sehr angetan von dessen professioneller Umsetzung.

Jürgen Bischof — die von ihm geführte Uckermärkische Kulturagentur ist Veranstalter des Festivals — hebt die hochkarätige künstlerische Besetzung der Konzerte hervor, die großen Auftrittsorten in Deutschland und Europa in nichts nachstehen würde. So wurde der Kammermusikabend am Mittwoch von „Deutschlandfunk Kultur“ aufgezeichnet.