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Badeordnung

„Busenfreiheit“ bald auch in der Uckermark?

Templin / Lesedauer: 5 min

In Großstädten ist es derzeit das Thema: Oben-ohne–Baden für Frau, Mann und Divers. In unserer Region sieht man den Ruf nach „Busenfreiheit“ gelassen, wartet ab und will sich dazu aber demnächst verständigen. Und wie ist Ihre Meinung dazu (Umfrage im Beitrag)?
Veröffentlicht:17.03.2023, 14:57

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In der Hauptstadt ist es amtlich: Auch Frauen dürfen in den Berliner Schwimmbädern mit freiem Oberkörper schwimmen. Lotte Mies hatte sich bei der zuständigen Ombudsstelle für das Antidiskriminierungsgesetz des Landes Berlin beschwert, weil ihr das im Dezember vergangenen Jahres in einem Schwimmbad verwehrt worden war. Der Einwand war von Erfolg gekrönt, die Satzungen in den Bädern werden entsprechend verändert.

Lotte Mies hat das Thema in Berlin ins Rollen gebracht. 
Lotte Mies hat das Thema in Berlin ins Rollen gebracht.  (Foto:  Gerald Matzka)

Aufgrund der Medienpräsenz der Nachricht beschäftigen sich auch andere Städte mit dem Thema. Christian Schäfer, Bademeister KölnBäder, wird im WDR wie folgt zitiert: „Wir leben in einer Zeit, in der wir offen mit allem umgehen müssen. Ich sage: Lassen wir das Oben-ohne–Baden einfach auf uns zukommen.“ Zum 1. April will die städtische KölnBäder GmbH ihre Haus– und Nutzungsordnung entsprechend ändern. Auch in Kiel beschäftigen sich die Mitglieder der Ratsversammlung mit diesem Thema — allerdings schon seit dem vergangenen Sommer.

Svenja Bierwirth (26), Fraktion „Die Politiker*Innen“, soll laut Medienberichten kritisiert haben, dass in der Badeordnung bisher nur von „üblicher Badebekleidung“ die Rede sei. „Dies stellt eine Ungleichbehandlung der Geschlechter dar, da weiblich gelesene Menschen genötigt werden, ihre sekundären Geschlechtsmerkmale zu verdecken, männlich gelesene Menschen die ihren hingegen nicht.“ Dies sei diskriminierend für Trans–Personen, heißt es dazu. Demnächst können also auch Kieler — mit und ohne Busen — oben ohne ins Freibad gehen. Keine klare Badeordnung hatten auch die Hamburger. Seit vergangenem Jahr ist auch dort das Oben-ohne–Baden erlaubt. Die Göttinger bieten seit Mai 2022 ihren Badegästen den Verzicht auf Oberkörperbekleidung an — allerdings nur sonnabends und sonntags.

Oben-ohne-Baden ist vor allem an den Ostseestränden beliebt.
Oben-ohne-Baden ist vor allem an den Ostseestränden beliebt. (Foto: Frank Hormann)

In Prenzlau war dieses Thema bisher nicht relevant. In der Badeordnung des Stadtbades findet sich kein Eintrag zur Kleiderordnung. Es scheint so, als ob die Prenzlauer und Gäste das wohl unter sich klären konnten und keine spezielle Verordnung dafür benötigten. Aufgrund des plötzlich wieder entfachten Medienrummels will sich die Verwaltung nun aber doch in der nächsten Woche abstimmen, ob und wie man auf die Regelungen in den Großstädten reagiert.


Gleiches gilt für das Schwimmbad Klockow. Dort wird die Gemeindevertretung Schönfeld in der nächsten Sitzung über das Thema sprechen, so die zuständige Sachbearbeiterin des Amtes Brüssow, Ivonne Seefeldt. „In der Haus– und Badeordnung steht übliche Badekleidung. Bis jetzt gab es nach unserem Wissen keine Vorkommnisse diesbezüglich“, sagte sie.

Im Spaßbad der NaturTherme Templin bleibt der Bikini an.
Im Spaßbad der NaturTherme Templin bleibt der Bikini an. (Foto: Patrick Pleul)

Auch in der NaturTherme Templin spielte das Thema bislang keine Rolle. „Ich bin hier seit siebeneinhalb Jahren Geschäftsführer. In dieser Zeit hat es deswegen noch keine einzige Nachfrage von Gästen dazu gegeben“, so Geschäftsführer Ernst Volkhardt. Er verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass einmal pro Woche die Rückmeldungen von Thermenbesuchern ausgewertet werden. Der Wunsch, dass Frauen ohne Oberteil ins Wasser wollen, sei nicht darunter gewesen. „Sollte es dazu kommen, dann würden wir den Aufsichtsrat der Therme informieren und uns mit ihm abstimmen.“ Schließlich habe das Thema inzwischen politische Dimensionen angenommen.

Textilfreier Bereich in der Sauna

Gesprächsbedarf gebe es in der Templiner Therme hingegen eher, wenn es um die Nacktheit im Saunabereich geht. „Es gibt Gäste, die das nicht möchten. Ihnen sagen wir dann, dass unsere Saunalandschaft ein textilfreier Bereich ist, abgesehen vom Handtuch. In einigen Ländern ist das anders, in Deutschland hingegen gängige Praxis. Schon allein aus hygienischen Gründen“, sagte Ernst Volkhardt auf Nachfrage.

Es gilt die Badeordnung

Für Nutzer der Schwimmhalle des Ahorn Seehotel Templin gibt es eine Badeordnung, so antwortete Julian Mieske, Marketing & E–Commerce Direktor der Ahorn Hotels & Resorts, kurz und knapp auf die Anfrage. Darin werden Gäste gebeten, eine angemessene Badebekleidung zu tragen, verwies er auf den aktuellen Sachstand.

Im Panorama Hotel in Warnitz gibt es nur in der Sauna und im See die Möglichkeit, sich hüllenlos zu bewegen.
Im Panorama Hotel in Warnitz gibt es nur in der Sauna und im See die Möglichkeit, sich hüllenlos zu bewegen. (Foto: Ines Markgraf)

Mit Gästen, die ab und an ganz auf Badebekleidung verzichten wollen, hatte auch Sabine Burmeister schon in der Vergangenheit zu tun. Im Schwimmbad ist das nicht gern gesehen: „Oben ohne oder ganz hüllenlos können die Gäste in den See springen und sich abkühlen“, sagte die stellvertretende Geschäftsführerin vom Panorama Hotel am Oberuckersee in Warnitz. In den Saunen, die erst vor Kurzem saniert wurden, können Gäste, die sich nicht ausziehen möchten, auch in Badebekleidung oder in ein Handtuch gehüllt gehen. Das betreffe vor allem junge Mädchen, die sich genieren.

Textilfreie Wanderausflüge

Lotte Mies aus Berlin hat ihr Ziel erreicht. Die 33–Jährige, die sich in der Initiative „Gleiche Brust für alle“ engagiert, kündigte an, dass sie, „wenn es wärmer wird, auch Aktionen wie etwa Picknicks und Wanderausflüge oben ohne starten“ werde. Nacktwanderwege gibt es bereits in Deutschland, unter anderem seit 2010 der 18 Kilometer lange „Harzer Naturistenstieg“.