StartseiteRegionalUckermark„Damit sind früher die Bonzen rumgeschippert“

Das Schiff der Partei-Elite

„Damit sind früher die Bonzen rumgeschippert“

Prenzlau / Lesedauer: 2 min

Das Boot für den Uckersee hat eine wechselvolle Geschichte. Einst feierten hier die SED-Genossen wilde Partys. Jetzt bringt es ein Vorpommer nach Prenzlau.
Veröffentlicht:19.11.2023, 18:00

Von:
  • Claudia Marsal
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Prenzlau bekommt wieder ein Fahrgastschiff - diese Nachricht schlug kürzlich ein wie eine Bombe. Nach dem Bericht des Uckermark Kurier über das Ausflugsschiff „Weiße Muschel“, welches in Schwedt auf den Weitertransport gen Kreisstadt wartet, brachten viele Leser ihre Freude darüber zum Ausdruck, dass der Uckersee erneut befahren wird. Zu verdanken hat Prenzlau das einem Ehepaar aus Altwarp. Christine und Martin Bocklage sagten auf Nachfrage, dass sie vor einer Woche den Auftrag bei einer Spezialfirma ausgelöst hätten. Aufgrund von Straßensperrungen konnte man ihnen aber noch kein „Reisedatum“ nennen, hieß es weiter: „Realistisch ist wohl in zwei bis drei Wochen.“

Noch liegt es in Schwedt fest. (Foto: nk)

Saison ist leider rum

Aber letztlich komme es auch nicht mehr auf den Tag an, so der 40-jährige Reeder: „Die 2023er Saison ist eh‘ rum. Das Schiff liegt leider schon seit Januar fest, ohne dass es einen Cent verdient hat. Aber so ist das manchmal.“

Zur Geschichte der MS „Weiße Muschel“, die nach einem Benno Pludra-Roman benannt worden ist, verriet der Vorpommer, dass sie einige Zeit als ihr Restaurantschiff am Haff gelegen habe. „Vor der Wende hat das Schiff aber mal dem ZK der SED gehört. Damit sind die Bonzen rumgeschippert. Das war ein ‚Delegationsboot‘ für ausgewählte Gäste. Für die sorgten sechs Mann Personal, darunter zwei Köche und zwei Kellner.“ Nach der Wiedervereinigung fiel es der „Weißen Flotte“ zu. Seit 2018 gehört es der Familie aus dem VG-Kreis. „Wir haben das Schiff vor fünf Jahren generalüberholt. Es ist alles schick drinnen“, machte Besitzerin Christine Bocklage neugierig.

Kapitän Martin Bocklage hat junge Verstärkung durch seine Tochter. (Foto: Oliver Hauck)

Mit dem „Balu“

Die 38-Jährige verriet, dass man sich für Prenzlau in Kooperation mit dem „Balu“ drei Fahr-Tage vorstellen könnte: „Von Freitag bis Sonntag mit je drei Touren, den Rest der Woche nach Vereinbarung für Familien- oder Firmentouren.“

Mit dem nötigen Fahrpersonal sei man aber noch nicht in Verhandlung, setzte ihr Mann hinzu: „Darum kümmern wir uns, wenn das Boot endlich angekommen ist.“ Er sei, so der Kapitän, allerdings zuversichtlich, dass sich für den Platz hinterm Steuerrad schnell geeignete Personen finden ließen: „Was den nötigen „Führerschein“ anbelangt, gelten auf dem Uckersee nämlich vereinfachte Bedingungen. Das wird schon.“ Interessenten dürften sich melden.

Telefon: 0160 1847755