Uckermärker Kirchen

Darum hängen noch so viele Herrnhuter Sterne

Schönfeld / Lesedauer: 3 min

Bei vielen Familien hat schon der Frühlingsschmuck Einzug gehalten. Nur an den Gotteshäusern ist es noch weihnachtlich. Warum erklärt ein Pfarrer.
Veröffentlicht:22.01.2022, 10:47

Von:
  • Claudia Marsal
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Die meisten Familien in der Region haben ihren Weihnachtsschmuck längst wieder im Schrank verstaut. Auch die Außendekoration an Fenstern und Balkonen ist verschwunden. Ausgenommen die Kirchen, dort leuchten nach wie vor Herrnhuter Sterne durch die dunkle Winternacht. „Hat man die vergessen abzubauen?”, wollte in dieser Woche eine Leserin wissen, deren weiß-roter Stern schon am 6. Januar zurück in die Verpackung gewandert war. Sie wundere sich bei ihren Fahrten über Land, dass die Gotteshäuser nach wie vor weihnachtlich geschmückt seien, erzählte die Göritzerin in der Redaktion. Dazu befragt, bestätigte Pfarrer Thomas Dietz, dass auch an den elf Kirchen seines Sprengels noch die Herrnhuter Sterne hängen. Besser gesagt an zehn, denn den in Klockow hatte am Donnerstag der Sturm heruntergerissen.

Bis Lichtmess

Auch dieser wäre eigentlich erst nach dem 2. Februar abgebaut worden, weil bis dahin der Weihnachtsfestkreis dauert, erläuterte der Pfarrer auf Nachfrage: „Dieser auch Lichtmess genannte Tag hat folgenden biblischen Hintergrund: Früher galt eine Frau, die entbunden hatte, bis sechs Wochen nach der Geburt noch als unrein. Also durfte auch Maria nach der Entbindung vom Jesus-Kind erst an diesem Tag wieder den Tempel betreten.” Und der Stern selbst nehme Bezug auf die biblische Geschichte von den drei Königen aus dem Morgenland, die sich nach dessen Erscheinung am Himmel auf den Weg zum Jesus-Kind machten.

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Thomas Dietz führt weiter aus, dass es mittlerweile in der Uckermark kaum noch eine Kirche gebe, an der kein Herrnhuter Sterne angebracht sei. „Das ist erst seit ein paar Jahrzehnten so”, erinnert sich der 61-Jährige zurück: „Ich meine mich zu erinnern, Mitte der 1980er Jahre den ersten in Hohengüstow gesehen zu haben. Wenn man von der Autobahn kam, sah man den schon von weitem leuchten.”

Teure Anschaffung

Nach der Übernahme seines eigenen Pfarrsprengels in Schönfeld habe er begonnen, ab 1990 die Kirchen in seinem Einzugsbereich nach und nach damit auszustatten. Nicht nur die Anschaffung sei preisintensiv, auch beim Anbringen habe man Lehrgeld und somit Erfahrungen sammeln müssen, räumt der Pfarrer lachend ein: „In den ersten Jahren sind die immer wieder abgestürzt. Zum Glück gab es Menschen, denen die Sterne so am Herzen lagen, dass sie neue spendierten.”

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Die Geschichte des Herrnhuter-Modells, welches das verbreitetste ist, geht aufs 18. Jahrhundert zurück, als evangelische Glaubensflüchtlinge aus Mähren bei Graf Zinzendorf in der Oberlausitz Aufnahme fanden. „Diese siedelten sich dort an und wurden später in alle Welt entsandt, um das Christentum zu verbreiten. Die Kinder dieser Missionare blieben in Herrnhut, wo sie in der Schule bei einem findigen Mathelehrer besagte Sterne bastelten. Damit schlug man zwei Fliegen mit einer Klappe. Sie bekamen so ein besseres Geometrieverständnis, und ihnen wurde durch das Leuchten der Sterne in ihren Internatszimmern ein bisschen das Heimweh nach ihren Eltern genommen.” Später wurden sie dann für den Verkauf in einer Manufaktur produziert und traten einen wahren Siegeszug an”, so Dietz abschließend.