StartseiteRegionalUckermarkDDR–Kunst zeigt Wandel des PCK

Museum

DDR–Kunst zeigt Wandel des PCK

Schwedt / Lesedauer: 4 min

Im Stadtmuseum Schwedt wurde in diesen Tagen eine Sonderschau eröffnet. Es ist die Kunstsammlung der PCK Raffinerie, die Werke bedeutender Maler enthält.
Veröffentlicht:28.05.2023, 10:02

Von:
Artikel teilen:

Arbeiter in der Messwarte diskutieren Produktionszahlen, während im Hintergrund das Chemiewerk leuchtet und russische Ölförderer siegesgewiss in die Zukunft schauen. Dieses Bild hat die Dresdener Künstlerin Prof. Jutta Damme 1973 gemalt. Das Schwedter Chemiekombinat hat es damals angekauft. So war das üblich zu DDR–Zeiten. Noch immer befindet sich das Werk des Sozialistischen Realismus im Besitz des PCK.

Wahre Schätze

In der Kunstsammlung der PCK Raffinerie lagern wahre Schätze. Darunter sind Werke so bedeutender Maler wie Franz Nolde oder Claus Hänsel. Mögen manche Werke des Sozialistischen Realismus auch verpönt sein, so widerspiegeln sie doch Zeitgeschichte und ein Lebensgefühl. Einige sind sogar Kunst.

Sichtbar wird das jetzt im Schwedter Stadtmuseum. Es zeigt eine Sonderausstellung, die sich der Industrielandschaft Schwedt widmet.

Leihgaben in der Sonderschau

Leihgaben aus den Kunstsammlungen der Raffinerie und der Stadt bilden den Kern dieser Sonderschau. Mit ihr reagiert das Museum auf das aktuelle Geschehen rund um das Embargo gegen russisches Öl und die Wandlungsprozesse, die Schwedt angehen muss. Es ist ein Verdienst des Museums, diese Ausstellung so schnell möglich gemacht zu haben.

„Alles Sammlungsgut ist aufgeladen mit Erinnerungen und Fakten, die manchmal Identität hervorrufen, vor allem aber Stolz auf Erreichtes und überwundene Niederlagen“, sagt Museumsleiterin Anke Grodon.

Die Motive mancher Bilder sind aufgeladen mit Symbolen, die ganz unterschiedlich gedeutet werden können. „Da ist zum Beispiel die Fackel. Wer abends mit dem Zug nach Schwedt zurückkommt, dem zeigt sie, dass er bald zu Hause ist. Für die Insassen des Militärgefängnisses war sie hingegen ein Symbol der Qual“, erläutert Anke Grodon.

Die Ausstellung spürt der Frage nach: Wie passen Identität und Transformation zusammen? Wandel habe es in Schwedt schon immer gegeben, ist die Museumsleiterin überzeugt. Er habe mit dem Abriss der Tabakscheunen und dem Aufbau des Chemiewerkes begonnen. Sie erinnerte an den tiefen Einschnitt nach der Wende mit hohen Arbeitslosenzahlen und dem Wachsen von PCK zu einer der besten Raffinerien Europas. Und immer hätten Menschen dahintergestanden.

Kunstwerke aus der Jugendzeit

Dem kann Ausstellungsbesucherin Ingrid Vogel nur beipflichten. Sie war Chemiefacharbeiterin und hat 46 Jahre im Werk gearbeitet. In die Sonderausstellung war sie extra gekommen, um sich die Kunstwerke anzusehen, die sie aus ihrer Jugendzeit kennt.

In einer Vitrine entdeckt sie das Brigadetagebuch ihrer Schicht 3 aus der Rohöldestillation und ist berührt. Die aufgeschlagene Seite erzählt vom Besuch ihrer Brigade bei der Dresdner Malerin Prof. Jutta Damme. Die Künstlerin hatte jenes Bild mit den Arbeitern in der Messwarte gemalt, das nun zentral in der Ausstellung hängt.

Bild wurde nie gezeigt

Sein Titel ist bezeichnend für jene Zeit: „PCK hält Freundschaft mit der Sowjetunion“. Im PCK hat das Bild nie gehangen. Es ist eher den Propagandawerken aus DDR–Zeiten zuzurechnen.

Ingrid Vogel erinnert sich an ihren Brigadebesuch bei der Künstlerin und sagt: „Ich habe seelische Schmerzen, wenn ich sehe, was jetzt im PCK passiert. Transformation ist gut. Aber sie braucht viel Geld und viel Zeit.“

In der Ausstellung verbindet sich das aktuelle Zeitgefühl der Einwohner mit ihren Erinnerungen an eine Zeit des Aufbaus, die sie selbst mitgestaltet haben.

DEFA-Dokumentarfilme im Kino

Zur Ausstellung gehört ein kleines Kino, in dem sich die Besucher regelrecht „festsitzen“. Zu sehen sind DEFA–Dokumentarfilme. Die Stadt Schwedt ist zu DDR–Zeiten überproportional oft in Reportagen und Spielfilmen näher beleuchtet worden, darunter in der Reihe „Der Augenzeuge“. Bis in die 1980er Jahre gibt es eine Vielzahl von Filmen, die sich mit dem Aufbau des Erdölverarbeitungswerkes, der Papierfabrik und zum Beispiel der Wasserreinigung im PCK beschäftigen.

Einer der bekanntesten DEFA–Spielfilme der 1960er Jahre, der in Schwedt gedreht wurde, war „Beschreibung eines Sommers“ von 1962 mit Manfred Krug und Christel Bodenstein in den Hauptrollen.

Die Ausstellung ist noch bis zum 5. November zu sehen.

Stadtmuseum Schwedt: 03332 23460